48 Hellmut Lorenz Barocke Festkultur und Repräsen tation im Schloß zu Dresden i Wenn Dresden heute als kultureller »Leithof« unter den deutschen Residenzen der Barock zeit giltl), so nicht zuletzt deshalb, weil sich an diesem Ort die unterschiedlichsten Ausprä gungen moderner höfischer Festkultur in besonderer Dichte nachweisen lassen; tatsächlich wurden hier kulturelle Standards von überregionaler Bedeutung etabliert. 21 Dies hat bereits ein Zeitgenosse, der gebildete und weitgereiste Freiherr von Loen, erkannt: sein in den Jahren 1716/17 formulierter Vergleich der Residenzen von Wien, Berlin und Dres den stellt die sächsische Metropole eindeutig an die Spitze und streicht dabei die Festesfreude des Dresdner Hofes als besonderes Charakteristikum heraus: »Ich beschreibe hier den prächtig sten und galantesten Hof der Welt... Die Stadt Dresden scheinet gleichsam nur ein bloses Lustgebäude zu sein ... Bey Hof werden immer Lustbarkeiten angestellt... Hier gibt es immer Maskeraden, Jagden, Schützen- und Schäferspiele, Kriegs- und Friedensaufzüge, Ceremonien - kurz: alles spielet. Man sieht zu, man spielet mit, man wird selbst gespielt: ludendo ludimur.« 3 * Dabei hatte der Autor nicht nur die damals aktuellen Feste Augusts des Starken vor Augen, sondern war sich wohl auch der bereits lange zurückreichenden Tradition des Ortes bewußt. II Bevorzugter Schauplatz solcher Festivitäten war - in Dresden wie andernorts - das Residenz schloß des Landesfürsten. Das Dresdner Schloß 4 * bot mit seinem regelmäßig angelegten Hof ausreichend Platz für Veranstaltungen verschiedener Art (Umzüge, Turniere, aber auch Tier hatzen), wobei die dem Hausmannsturm vorgelagerten mehrgeschossigen Arkaden geradezu prädestiniert dafür waren, als Zuschauertribünen für den engeren Hofstaat zu dienen (s. Abb. S. 22); sie waren wohl bereits von Anfang an für diesen Zweck geschaffen worden. Im Schloß selbst bot darüber hinaus der »Riesensaal« 5 * Gelegenheit für festliche Empfänge und Einzüge; nach seiner Vergrößerung durch Wilhelm Dilich konnten hier auch Ballett- und Theateraufführungen stattfinden. Die bildliche Ausstattung des Raumes war der Bedeu tung und dem Reichtum des Kurfürstentums gewidmet - etwa in den an der Decke ange brachten Ansichten der wichtigsten Städte Sachsens; eine derart »propagandistische« Aussage war integraler Bestandteil von Empfängen für fremde Würdenträger. Beim Besuch des toskanischen Erb-Großherzogs Cosimo im März 1668 waren hier zusätzlich noch »gemalte