4 Karlheinz Blaschke Dresden und die Wettiner im Mittelalter Das Gebiet um Dresden hat seit seinem ersten Auftreten in der schriftlichen Überlieferung eine eigene landschaftliche Einheit gebildet, die sich im Elbtalkessel zwischen Pirna und Gauernitz unter dem Namen des Gaues Nisani erstreckte. Sie war seit dem 7. Jahrhundert sorbisch besiedelt, von dem benachbarten Gau Daleminze um Meißen und Lommatzsch war sie deutlich unterschieden. Als im Jahre 929 König Eleinrich I. mit der Errichtung der Reichs burg Meißen die deutsche Herrschaft über das Sorbenland ausbreitete, wurde davon zweifel los auch der Gau Nisani betroffen, doch blieb er in politischer und kirchlicher Hinsicht als eigenständiges Gebiet erhalten. Das zeigte sich daran, daß er während der wechselvollen Jahre des Investiturstreits vom deutschen König dem Markgrafen von Meißen entzogen und im Jahre 1075 dem königstreuen Herzog Wratislaw von Böhmen gegeben wurde. Von diesem gelangte er als Heiratsgut seiner Tochter an den Grafen Wiprecht von Groitzsch. Erst als das Haus Groitzsch 1135 ausstarb, fiel Nisani an den wettinischen Markgrafen Konrad von Meißen und blieb seitdem im Verbände der Markgrafschaft Meißen. Die älteste Urkunde über das Fußfassen der Wettiner im Dresdener Raum stammt aus dem Jahre 1144. Damals schlichtete der deutsche König Konrad einen Streit zwischen dem Bischof von Meißen und dem Markgrafen über einige Dörfer, wobei gleichzeitig festgestellt wurde, daß diese Dörfer Baudienste für die Burgen des Markgrafen zu leisten hatten. Es liegt auf der Hand, daß der Markgraf in seinem neu erworbenen Besitz befestigte Stützpunkte sei ner Herrschaft anzulegen bestrebt war, wozu aller Wahrscheinlichkeit nach auch eine Burg in Dresden gehörte. Hier befand sich damals bereits eine Gaukirche als geistlicher Mittelpunkt einer Urpfarrei, die der Hl. Maria geweiht war und die als Frauenkirche bis heute besteht. In der Nähe dieses zentralen Platzes im Gau Nisani wurde die Elbe durch eine Furt überschrit ten, so daß der Markgraf gerade an dieser beherrschenden Stelle seine Burg errichtete. So ist durch das Haus Wettin um die Mitte des 12. Jahrhunderts der Grund dafür gelegt worden, daß Dresden der zentrale Ort der von der Natur ausgezeichneten Landschaft im Elbtalkessel wurde. Die Bezeichnung Nisani oder Nisan tritt stets nur als Landschaftsname in der schrift lichen Überlieferung auf, als Ortsbezeichnung ist sie niemals bezeugt. Die erste Erwähnung Dresdens im Jahre 1206 kann diese Vermutung bestätigen. Damals wurde hier vom Markgafen ein Schiedsspruch im Streit zwischen dem Bischof von Meißen und dem Burggrafen von Dohna um die Grenze zwischen den beiderseitigen Herrschaftsge bieten gefällt, bei dem außer diesen drei Personen von fürstlichem Rang 52 weitere Teilneh-