6 Während des 14. Jahrhunderts waren die Wettiner in ihrem weiten meißnisch-thüringischen Herrschaftsraum mit dem Ausbau ihres Territorialstaates beschäftigt, was ihren Einsatz an vielen Stellen notwendig machte, in besonders starkem Maße gegen den widersetzlichen Adel in Thüringen. Die Wartburg bei Eisenach wurde in jenen Zeiten gern als Residenz der Wet tiner benutzt, Dresden trat in den Hintergrund, wenn es auch nicht an gelegentlichen Stif tungen zugunsten der Stadt und an der Bestätigung ihrer Privilegien durch jeden neuen Markgrafen fehlte. In diesen Zusammenhang gehört die amüsante Geschichte mit der »Hirschurkunde«: Markgraf Friedrich II. der Ernsthafte gestattete dem Rat zu Dresden in einer Urkunde aus dem Jahre 1338, in jedem Jahr zur Zeit der Weinlese zu dem gemein schaftlichen Festmahl, »bei dem sie die überschäumenden Becher zu leeren pflegten«, in der markgräflichen Dresdener Heide einen Hirsch zu fangen. Auch der Stadtmauerbau wurde von den Markgrafen unterstützt, lag doch die Wehrhaftigkeit der Stadt in ihrem eigenen Interesse für den Fall, daß sie sich bei einer Fehde mit ihrer Streitmacht dorthin zurückzie hen mußten. Zwischen 1355 und 1370 wurde die Stadtmauer durch greifend verstärkt, was erhebliche Kosten verursachte. Aus jenen Jah ren liegen mehrere Verfügungen der Markgrafen vor, in denen sie auf die städtischen Steuern verzich teten, um die dadurch frei gewor denen Gelder dem Mauerbau zuzu führen. Die militärische Sicherheit der Stadt lag im Interesse des mark gräflichen Landesherrn. Im Jahre 1361 übertrugen die Markgrafen Friedrich III. und Balthasar der Stadt den einträglichen Salzhandel mit der Bestimmung, den Uber schuß für die Stadtbefestigung zu verwenden. Manchmal bestand auch Anlaß, daß der Markgraf in innere Streitig keiten der Stadt schlichtend ein- griff, wie es bei den Irrungen zwischen dem Rat und den Tuch machern 1361 und 1368 geschah. Auch mit geistlichen Stiftungen zugunsten der Dresdener Kirchen Herzog Heinrich von Meißen, Miniatur aus der Manesse- machten sich die Wettiner mehr- Handschrift (14. Jh.) mals bemerkbar.