90 Werner Schmidt Das Schloß als Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Historische und politische Aspekte In jeder Hinsicht ist das Schloß die ideale Heimstätte für die ehemals kurfürstlich-königlichen Kunstsammlungen Sachsens. Das Dresdner Schloß ist das historisch vielfältigste und reichste Baudenkmal des Freistaates Sachsen; andererseits sind die Dresdner Kunstsammlungen die bedeutendste erhaltene Verkörperung sächsischer Geschichte und Identität. Deshalb vermögen diese Sammlungen am besten, den historischen Gehalt des Schlosses zur Anschauung zu bringen. Das Schloß ist die ursprüngliche Heimstätte der Silberkammer, der Rüstkammer, des Münzkabi netts, der Gemäldegalerie, des Grünen Gewölbes, ebenso der Kunstkammer und damit auch des Kupferstich-Kabinetts, der Skulpturensammlung und des Kunstgewerbemuseums. Die histori sche Verwurzelung dieser Museen im Schloß gibt deren Rückkehr Sinn. Die 1955 und 1958 erfolgte Rückgabe der sieben kostbarsten Dresdner Kunstsammlungen, die 1945-1946 in die Sowjetunion abtransportiert worden waren, bestimmte die Planung zum Wiederaufbau des Schlosses wesentlich mit. Zunächst setzten sich 1959 in der SED- Führung die dogmatischen Kräfte durch, die den historischen Zusammenhang zwischen dem Haus Wettin und seinen ruhmreichen Kunstsammlungen auslöschen wollten. Sie wünschten teilweise sogar den Abriß der Schloßruine - ähnlich wie in Berlin und Potsdam. Nachdem 1959 die Unterbringung der Gemäldegalerie Alte Meister, der Porzellansammlung und der Skulpturensammlung geklärt war, wurden Möglichkeiten zur Unterbringung des Grünen Gewölbes, des Kupferstich-Kabinetts, der Rüstkammer und des Münzkabinetts unter Aus- klammerung des Schlosses geprüft. Die Ergebnisse fielen unbefriedigend aus. Schließlich wurde 1962 doch der Wiederaufbau des Schlosses als »Museumszentrum« festgelegt. Aber die DDR-Führung war an diesem zentralen Dresdner Projekt so wenig interessiert, daß 23 Jahre lang nur Mittel für notdürftige Sicherungen freigegeben wurden. Mit dem Voranschreiten des Wiederaufbaus seit der deutschen Vereinigung wurden 1993 gemeinsam von dem zuständigen Staatshochbauamt, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Landesamt für Denkmalpflege mit den Fachreferenten der Staatsministe rien für Finanzen sowie für Wissenschaft und Kunst die zukünftige Nutzung des Schlosses als Zentrum der Dresdner Kunstsammlungen detailliert geplant. Die Räume für Repräsenta-