16 matischen Dienst des Mainzer Kurfürsten und weilte in dieser Funktion am Hofe Ludwig XIV. Angesichts des räuberischen Ober falls des absolutistischen Frankreichs auf die Niederlande und der zweifelhaften Rolle des Kurfürsten von Mainz machten Spinoza mißtrauisch gegenüber einem Diplomaten aus diesem deutschen Kur fürstentum. Aus diesem Grund bittet B. Spinoza über Schüller um den Rat von Tschirnhaus, "Leibniz, von dem er schreibt, kennt mich, wie ich glaube aus Briefen, aber weshalb er, der Rat in Frankfurt war, nach Frankreich übergesiedelt ist, weiß ich nicht. Soweit ich aus seinen Briefen entnehmen konnte, schien er mir ein Mann von feinem Geiste und in jeder Wissenschaft bewandert. Ihm aber so rasch meine Schriften anzuvertrauen, halte ich nicht für ratsam. Zuvor möchte ich wissen, was er in Frankreich treibt und die Meinung unseres Tschirnhaus hören, wenn er einmal länger mit ihm verkehrt und seinen Charakter näher kennen gelernt haben «ird." 11 ) Für Tschirnhaus war das Jahr 1675 in Paris bedeutend. Voll neuer Eindrücke über die Gründung und die Funktion einer Akademie in England und Frankreich diskutierte er das Problem intensiv mit Leibniz. Beide Wissenschaftler arbeiteten in dieser Zeit sehr eng zusammen. Nach Gerhardt zeigen "die Leibnizschen Manuskripte aus der zweiten Hälfte des Jahres 1675 und aus dem Jahre 1676 zahl reiche Spuren von dem gemeinsamen Arbeiten beider; auf demselben Blatte finden sich die Schriftzüge Tschirnhausens neben denen 12 ^ von der Hand Leibnizens." ' Am 21. November 1676 bricht Tschirnhaus von Paris auf zu seiner großen Italienreise, mit dem Ziel weiterführender wissenschaft licher Studien und der Vervollkommnung der Allgemeinbildung. Zuerst besucht er Lyon und trifft dort mit Francois Villette zusammen, den er aus Paris kannte. Villette konstruierte im Auf trag der franz. Akademie große Brennspiegel. Beide experimen tierten zusammen am Bau neuer Brennspiegel. Eine bedeutende Station der Kavalierstour war Mailand, wo er mit Manfredi Settala zusammentraf. Dieser hatte schon seit Jahren versucht, das chinesische Porzellan nachzuerfinden. Der Mailänder Kanonikus Settala stellte erstmalig eine Art Hartporzellan her. Es gab in dieser Zeit ein besonderes Interesse an einer möglichen Eigenpro duktion von Porzellan und die vielfältigsten Versuche des Nach-