10 schichtliche Forschung spricht zur Kennzeichnung von Handlungsabläufen unter die sem Vorzeichen von Modernisierung. Durch ihre staatlich dosierten Impulse geriet die Gesellschaft nicht in eine politische, wohl aber in eine wirtschaftliche Bewegung. Nach dem starken Auspendeln in Kriegszeiten gewann sie wieder eine Gleichgewichtslage. Die kurfürstliche Politik zwischen 1648 und 1670 ist als modernisierende Politik zu charakterisieren, denn nicht pure Machtbehauptung nach innen und außen erscheint als dominierendes Element staatlicher Intervention, sondern die Einsicht in die Notwen digkeit, die politischen Erfordernisse mit den ökonomischen und gesellschaftlichen Res sourcen in Einklang zu bringen. 4. Die Überwindung der Preis-Lohn-Krise (1671-1700) Negative Herrscherbilder Die ältere und die jüngere sächsische Geschichtsschreibung ist sich weitgehend einig in der abträglichen Charakterisierung der Kurfürsten der Nachkriegs zeit. Bei CZOK/GROSS gelten sie ähnlich wie bei KÖTZSCHKE/KRETZSCHMAR als relativ erfolg- und farblos. Sie erscheinen belastet durch die Sekundogenitur-Regelung, au ßerdem habe Johann Georg I. »keine Grundlagen für eine territorialabsolutistische Poli tik (gelegt)«, Johann Georg II. habe »mangelnde politische Klarheit (bewiesen)«. Johann Georg III. schließlich wird nachgesagt, durch das neue Militärsystem dem Adel Vormacht stellung gegenüber »dem Bürgertum« eingeräumt zu haben. Johann Georg IV. habe zu kurz gelebt, »um Tendenzen absolutistischer Politik kräftiger ausprägen zu können ...«. Be klagt wird - mit Blick auf Brandenburg - der relative Machtverlust auf internationaler Bühne, die im 16. Jahrhundert die politische Wirkungsstätte Kursachsens schlechthin ge wesen war. Diese imperiale und neoimperiale Interpretation erscheint aus modernem Ver ständnis überholt und unter dem Aspekt von Wirtschaftlichem und Gesellschaftlichem re visionsbedürftig. Mit anderen Worten: Die sächsischen Herrscher der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts trifft diese Schelte nicht, wie die abschließenden Ausführungen zeigen dürften. Staatliche Entwicklungsintervention Es war RUDOLF FORBERGER, der über seine klassischen Pionierstudien zur Geschichte des sächsischen Manufakturwesens die ersten Höhepunkte der organisatorisch-institutionellen Entwicklung in die Zeit nach Kriegsende bis 1685 und danach legte - und das in minutiöser Begründung. In diesem Zusammen hang ergab sich auch eine varietätenreiche Liste hochwertiger Konsumgüter. »Die bran chenmäßigen Schwerpunkte lagen hinsichtlich Zahl und Produktionskapazität bei der Her stellung von Textilien und bei den Bergfabriken«, so sein abschließendes Urteil. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert signalisierte die steigende Zahl von Schutzrechtsver fahren für spezielle Produktionsprozesse, insbesondere im Berg- und Hüttenwesen, einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung im Land. Die obrigkeitliche Politik trug wesentlich zum wirtschaftlichen Bedeutungswandel der großen Städte Sachsens bei. Leipzig beispiels weise profitierte nicht nur von der kriegerischen Zerstörung des konkurrierenden Magde burg, sondern auch von der angeregten Entfaltung eigener Wirtschafts- und Gesellschafts potenz. Erste Ansätze organisierter Wirtschaftsinteressenten bezeugen die Entstehung des