16 Krieg noch nicht erreicht, aber es bedeutete die gesetzlich sanktionierte Einführung des Gesindezwangsdienstes 1651 eine beträchtliche Anspannung der bäuerlichen Kräfte, denn die meist den Bauernfamilien entstammenden Mägde und Knechte waren gehalten, vor Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses zwei Jahre lang dem Erbgerichtsherrn gegen Lohn zu dienen. Die Vielzahl der Fronverweigerungen, Petitionen, Klagen und Prozesse, die sich seit der Mitte des 17. Jahhunderts beobachten läßt, zeigt die Verschlechterung der wirtschaftli chen und sozialen Lage der Landbevölkerung an. Besonders angespannte Verhältnisse herrschten im Schönburgischen, wo zeitweise bis zu vier Frontage in der Woche zu absol vieren waren. Dagegen wehrten sich die Dorfbewohner (sog. Jerisauer Bauernschlacht, 1676). In den 60er und 70er Jahren konnte die sächsische Landwirtschaft sowohl beim Getreide- und Nutzpflanzenanbau, als auch bei der Viehhaltung in extensiver Form Steigerungen er reichen, mit denen die Bedürfnisse des Marktes annähernd zu decken waren. Dabei ist es von Bedeutung gewesen, daß seit 1680 die Kartoffel in die Produktionspalette aufgenom men wurde, obgleich sie sich erst im 18. Jahrhundert durchsetzte. Die größten Veränderungen im sächsischen Dorf, die in der 2. Hälfte des 17. Jahrhun derts dessen Struktur tiefgreifend zu wandeln begannen, standen indessen mit dem ver stärkten Eindringen der Gewerbe in Zusammenhang und sind daher an anderer Stelle zu behandeln. III Die Glanzzeit der Entwicklung des obersächsischen Berg- und Hüttenwesens fällt wohl in das 15./16. Jahrhundert und wird am kürzesten mit dem Hinweis auf die Silbergewin nung umschrieben. Dies aber deckt nicht die Geschichte des hiesigen frühneuzeitlichen Bergwesens ab. Sowohl vor als auch nach dieser Hoch-Zeit gab es im Erzgebirge, das als ' Berg- und Hüttenregion die entscheidende Rolle spielte, die Gewinnung und Verarbei tung von Bodenschätzen. Der Dreißigjährige Krieg hatte die außerordentlich finanzaufwendigen Förder- und Pro duktionsanlagen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Vielfach mußte die Förderung im Berg wegen der Grubenzerstörungen bzw. wegen eingedrungenen Wassers vorübergehend eingestellt werden, oder die Hütten und Hämmer konnten infolge Geldmangels nicht ar beiten. Diese Probleme boten auch nach 1650 die größten Anlaufschwierigkeiten. 1 Im Bergbau markierte die Nachkriegszeit den endgültigen Übergang zu neuen Prioritäten, * die von Eisen, Zinn, Kobald, Wismut, Blei, Kupfer und Serpentinstein markiert wurden. I Die neuen Silberfunde von Johanngeorgenstadt hielten sich in Grenzen und konnten sich ( mit den Ausbeuten der »klassischen« Standorte des Erzgebirges aus dem 16. Jahrhundert 1 nicht messen. I0) ( Für den neuen Ansatz war es wichtig, daß die traditionellen Standortbedingungen - vor f allem Wasser- und Waldreichtum — im wesentlichen ungeschmälert vorhanden waren, c ein fachkundiges »Bergvolk« existierte, relativ unkompliziert landesherrliche Privilegierungen s