18 feudalen Umfeld existierten und in irgendeiner Form landesherrlich privilegiert gewesen ' sind, doch erwies sich ihre innere Struktur als eindeutig kapitalistisch. 151 Von der Technik | über die Arbeitsorganisation bis zum Vertrieb galten sie als die mordernsten Wirtschafts zentren des Landes. Obgleich sie in ihren Anfängen in Sachsen bis ins 16. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind, erfuhren sie erst nach den Dreißigjährigen Krieg ihre volle Aus bildung. IV Handwerk und Gewerbe haben in Sachsen nicht allein eine große Tradition, sie sind in folge der hohen Städtedichte und eines seit dem Spätmittelalter sich ausbildenden Land handwerks auch zu einer beträchtlichen Blüte gelangt, die sich in der außerordentlichen Breite der Produktionspalette, der Erzeugnisqualität, den vielfältigen Fern- und intensiven Nahmarktbeziehungen, sowie - insbesondere im textilen Sektor - in gewichtigen Gewerbe zentren und Gewerbelandschaften ausdrückte. Bei Eintritt ins 17. Jahrhundert erreichten viele Gewerbezweige - sieht man von der Tuchmacherei ab, die bereits in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an Bedeutung verloren hatte - ihren bislang höchsten Entwicklungs stand. So besaß beispielsweise die Leinwandherstellung unter dem Einfluß oberdeut schen und niederländischen Handelskapitals in den Kreislagen Chemnitz, Dresden und I.’ Leipzig durchaus europäisches Format, war weitgehend exportorientiert und über In- 1 nungsverträge verlegt. 161 j£ Obgleich eine Reihe von Handwerken während der Kriegsjahre direkt und indirekt für militärische Belange tätig war - es sei hier lediglich auf Kriegsgerät, Bekleidung und Fl Schuhwerk, Nahrungsmittel, Zaum- und Schanzzeug, Transporteinrichtungen etc. ver wiesen -, ging doch die Produktion erheblich zurück: So stellten u. a. die Chemnitzer z« Tuchmacher am Beginn der militärischen Aktionen in Sachsen 8000 Stück Tuche her, si im Jahr 1647/48 war das Quantum auf jährlich 2750 Stück gesunken. Freilich war das k; Handwerk nicht »tot«, wie z.B. Innungsprivilegierungen in Mittweida, Penig, Sayda w u.a. Orten für Bäcker, Tischler, Fleischer, Schmiede, Schlosser, Uhrmacher, Wagner, C Böttcher, Schuster etc. zwischen 1633 und 1648 belegen; aber die Schwierigkeiten lagen ir auf der Hand, und die zunftchronikalischen Aufzeichnungen aus dieser Zeit berichten L; voller Schmerz und Verzweiflung über Krieg, Brand, Mord und Pest. 17 ’ k< Mit Beginn der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte indessen im Handwerk ein relativ V rascher Aufschwung ein. In den Städten verlangte der Markt nach Nahrungsmitteln, oi Kleidung und Reparaturleistungen auf unterschiedlichsten Gebieten. Der Wiederaufbau et von Produktionsstätten, Siedlungen und Verkehrswegen machte rasches und flexibles V Reagieren, den vorrangigen Einsatz menschlicher Arbeitskraft und sparsamen Umgang G mit finanziellen Mitteln, erforderlich. Die kleine gewerbliche Warenproduktion war 1< offenbar für die Lösung dieser Aufgaben besonders geeignet. Ihre drei Formen — Zunft-hi handwerk sowie nichtzünftig-städtisches und Dorfhandwerk - sind samt und sonders te an diesem Prozeß beteiligt gewesen. Die Zünfte, die dabei die Hauptlast zu tragen lii hatten, nahmen nach dem Krieg oft ohne Beschränkungen Neulinge auf. Sie wuchsen de