41 daß der augusteische Barock zum Gewächs dieses Landes gedeihen konnte, nicht nach holte, nicht imitierte, und dies ist die Essenz seiner Größe und Qualität. In der Portraitgalerie des schwedischen Schlosses Gripsholm - neben dem Tucholski be graben liegt - befindet sich ein repräsentatives Bildnis der Kurfürstin Anna Sophia von Sachsen mit ihren beiden Söhnen. Sie thront, umwallt vom fürstlichen Hermelinmantel. Ihre neue kurfürstliche Würde, die sie 1680 nach dem Tode ihres Schwiegervaters Johann Georgs II. erreichte, mag der Grund dafür gewesen sein, daß sie ihrer Schwester, der Köni gin von Schweden, dieses Bild übersandte. Wohl aus demselben Anlaß hat sie ein gleiches Bild ihrem Bruder, dem König von Dänemark, geschenkt. Es existiert nicht mehr, ist aber in den Akten dort verzeichnet, und zwar als Werk Samuel Bottschilds, der seit 1678 Hofmaler Johann Georgs II. war, des ersten bedeutenden Dresdner Malers seit dem Erlö schen der Cranach-Schule. 3 ’ Die Datierung, die ich vorschlage, ergibt sich auch aus dem Alter der beiden Prinzen. 1680 war Johann Georg zwölf, Friedrich August zehn Jahre alt. Beide Knaben sind als römische Imperatoren gekleidet, so wie es souveränen Herrschern auf Denkmalssockeln und in Portraits zustand. Der sensible, blondgelockte jüngere, der den Thron schließlich erben sollte - und von seiner Mutter die lange Nase und die dunklen Augenbrauen - hat seinen Großvater im Glanz der Bergmannsgarnitur gesehen, hat die phantastischen italienischen Opern, Musiken und Komödien im neuen Hoftheater erlebt, sah jene Skulpturen und das Palais im Großen Garten entstehen, und der alte Bott schild war noch sein Hofmaler, der alte Klengel sein Architekturlehrer. Er war der Erbe auch im Geiste. Anmerkungen 11 Walter Hentschel, Dresdner Bildhauer des 16. und 17. Jahrhunderts, Weimar 1966, S. 86 21 op. cit. S. 98 31 Die Kenntnis dieses Aktenvermerks verdanke ich Jorgen Hein, Schloß Rosenborg, Kopenhagen Literatur Asche Sigfried, Drei Bildhauerfamilien an der Elbe, Wien 1961. Der silberne Boden, Kunst und Bergbau in Sachsen, Leipzig 1990 Hentschel Walter, Kursächsischer Eisenkunstguß, Dres den 1955 Fürstenau Moritz, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Leipzig 1971 (Reprint d. Ausg. v. 1861 -62) Horschik Josef, Steinzeug, 15. bis 19. Jahrhundert, Dresden 1978 Köhler Joh. Aug. Ernst, Das Königreich Sachsen und seine Fürsten, Leipzig 1889 Löffler Fritz, Das alte Dresden, 6. Aufl., Leipzig 1982 Menzhausen Joachim, Heinrich Schütz und die zeitge nössischen Künste, in: Dresdner Hefte 4, 1985, S. 22-29 Tausend Jahre deutscher Vergangenheit in Quellen hei matlicher Geschichte, insbes. Leipzigs und des Leipzi ger Kreises (hrsg. v. K. Beier u. A. Dobritzsch), 2. Bd., Leipzig 1911