45 höfische Architektur war noch immer geprägt durch das späte 16. Jahrhundert, durch die Tätig keit Paul Puchners, der 1607, und die Giovanni Maria Nossenis, der 1620 gestorben war. Der 1625 als Kriegsingenieur und Architekt bestallte Wilhelm Dilich vermochte keine neuen Akzente zu setzen, zumal es, den Riesensaal einmal ausge nommen, auch keine Herausforderungen dazu gab, und der Landbaumeister Ezechiel Eckardt blieb in den traditionellen Bahnen der Gestal tung befangen. Der Bildhauer Sebastian Walther, der nach Nossenis Tod mit dem Titel eines kur fürstlichen Architekten und Statuarius zum Bau leiter des Lusthauses auf der Jungfernbastei er nannt worden war, starb 1645, 61 so daß der Dresdner Hof, als Dilich 1650 fast achtzigjährig vom Amt des Oberlandbaumeisters zurücktrat und kurz darauf ebenfalls starb, keinen Architek ten von künstlerischer Bedeutung aufzuweisen hatte und schon gar keinen, der über eine ausrei chende Kenntnis dessen verfügte, was sich seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in der europäi schen Baukunst vollzogen hatte. Vor ähnlichen Problemen standen nach dem Dreißigjährigen Kriege auch die anderen deut schen Höfe, und so wurde es üblich, ausländische Künstler, zumeist Italiener, im protestantischen Norden auch Niederländer, heranzuziehen, um den Anschluß an die europäische Kunstentwicklung herzustellen und an der künstleri schen Modernität teilzuhaben. Die wettinischen Höfe bildeten dabei jedoch eine Ausnahme. Gerade in Dresden läßt sich mit besonderer Deutlichkeit das Bestreben erkennen, für die an stehenden Aufgaben der höfischen Repräsentation heimische Künstler zu gewinnen, die sich durch einen Aufenthalt im Ausland gebildet und die führenden europäischen Kunstzentren kennengelernt hatten. Johann Georg II. fand einen solchen Künstler in Wolf Caspar von Klengel, mit dem er wohl schon als Kurprinz in Verbindung gestanden hatte. Klengel, 1630 in Dresden geboren, war ein Urenkel Paul Puchners, der von 1578 bis zu seinem Tode das kurfürstliche Bauwesen geleitet hatte. Zum Ingenieuroffizier ausgebildet, stand er 1654/55 als Hauptmann in venezianischen Diensten, nachdem er zuvor schon die Niederlande, Frankreich und Italien bereist hatte. 71 Herkunft, Ausbildung und die im Ausland gewonnenen Kenntnisse ließen Klengel in den Augen Johann Georgs II. offenbar geeignet erscheinen für die seit Dilichs Abgang vakante Stelle des Oberlandbaumeisters, in die er 1656 berufen wurde. Dresden, Schloßhof mit Hausmannsturm Kupferstich 1680