53 Harald Marx Der Beginn der Barockmalerei in Dresden 0 Barocke Malerei umfaßt in Dresden den Zeitraum von etwa einem Jahrundert. Sie setzt mit der Regierungszeit von Kurfürst Johann Georg II. (1613-1680, Kurfürst 1656) ein, und sie endet mit dem Beginn des Siebenjährigen Krieges in der Mitte des 18. Jahrhun derts, als bereits klassizistische Tendenzen aufkamen. Von den zaghaften Anfängen neuer Kunstförderung nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zur bewunderten Blüte in »augustei scher« Zeit kann man die Leistungen der Maler verfolgen. Während des hier als »Barock« bezeichneten Zeitraumes haben solche Künstler die Male rei in Dresden maßgeblich bestimmt, die mit dem Hof verbunden waren: Die Dresde ner Malerinnung spielte keine Rolle, wenn es um die großen Aufträge ging. Der Hof maler-Titel enthob von der Verpflichtung, Mitglied der Zunft'zu sein; und anders als in Leipzig, wo immer wieder Beschwerden der Innung die Existenz von zugereisten Künst lern gefährdeten, scheint in Dresden, bei theoretisch gleicher Lage der Dinge, die Maler innung doch längst nicht so aggressiv auf auswärtige Kräfte reagiert zu haben, wohl aus dem Gefühl der eigenen Ohnmacht heraus. Andere als handwerkliche Aufgaben sind den Innungsmalern nicht übertragen worden: Malerei als Kunst, das war Sache der Hof maler. Die Künstler begleiteten, überhöhten und schmückten mit ihren Werken das Leben des Fürsten und des Hofes insgesamt. Sie sahen und interpretierten die Welt mit den Augen und nach dem Willen ihrer Auftraggeber - und doch sind viele dieser Werke mehr als nur Bilder einer vergangenen Zeit. Über den dekorativen Wohlklang hinaus fes selt uns oft ein verschlüsselter Realitätsgehalt, und in der Schilderung erträumter Zustän de das allgemeine Menschliche: Fürstenverherrlichung wird im Kunstwerk zu schöner und überzeugender Bildform vergegenständlicht. »Die Mahlerey scheint in Sachsen sehr spät bekannt geworden zu seyn, jedenfalls weiß ich keinen einzigen berühmten Künstler aus dem 15. Jahrhundert zu nennen, der diese göttliche Kunst in Dresden ausgeübt hätte ...«‘ So begann Johann Christian Hasche seine Darstellung der Dresdener Malereigeschichte. Sachsen lag zu Beginn des behandelten Zeitabschnitts an der Peripherie des deutschen Kunstgeschehens. Wer aus der provinziel len Abgeschlossenheit heraustreten wollte, der mußte seine Ausbildung in fremden Zen tren suchen, in den Niederlanden oder in Italien. Beide Länder haben ihren Anteil am Werden und am ersten zaghaften Blühen barocker Kunst in Dresden. Gleich nach dem Ende des großen Krieges waren es Albert Eckhout (um 1601 — 1666) und Christoph