4 Prozent 170- 160 - 150 - 140 - Baumaterialien Rindfleisch 130- Löhne 110 - 100 “ 90" 80 " 70- Roggen 1800- 1750- 1700- 1650- 1659 1709 1759 1809 jeder zweite Einwohner an den direk ten oder mittelbaren Kriegsfolgen. Haushaltsgegenstände, Vieh, Gebäu de und Geräte waren ein Raub von Plünderungen und Brandschatzun gen geworden. Die städtische Wirt schaftskraft lag am Boden. Nur eini gen Städten wie Dresden blieben Plünderungen erspart. Dagegen wur den Leipzig, Chemnitz, Torgau, Zit tau neben einer Anzahl von Klein städten des nördlichen Flachlandes und des mittleren Sachsen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Jedoch am schwersten hatte die Zerstörung Magdeburg getroffen; die Stadt soll te sich in den Nachkriegsjahren nur schwer von diesen Schlägen erholen. Aber selbst da, wo die Plünderungen nicht stattgefunden hatten, beispiels weise in Pirna, bezifferte die Stadt obrigkeit die Kriegsschäden hoch (100000 Taler). Insbesondere die zahlreichen Kleinstädte, die traditionell die Versorgung der Landbevölkerung mit gewerblichen Produkten trugen, sollten in dieser Rolle für die nächsten Jahre ausfallen. Produktionsausfälle und zerstörte Absatzwege behinderten die schnelle Rekonstruktion einst blühender Wirtschaftsräume. »Dem ländlichen Raum wa ren damit wichtige Möglichkeiten einer zusätzlichen Einkommensvermittlung genom men« (HENNING). Bilanz des Gewinns Paradoxerweise bot die Notzeit Chancen zum Neuanfang: Die zur Wanderung gezwungenen Menschen begannen sehr schnell nach dem Friedensschluß mit der Suche nach einem festen Wohn- und Arbeitsplatz. Die territorialen Bestimmungen des Westfälischen Friedens verlagerten nicht nur das österreichische Schwergewicht von Westen nach Osten, sondern lösten aus religiösen Gründen Auswanderungswellen aus. Etwa 40000 Menschen zogen nach Franken und Schwaben. Nach Sachsen und in die Lausitz emigrierten auch zahlreiche Untertanen der Habsburger aus Böhmen. Kursachsen profitierte - wie andere deutsche Territorien auch — außerdem von der französischen Auswandererwelle. Die Fremden bescherten dem Land vor allem ein unternehmensfreudi ges Bürgertum, von Pioniergeist beseelte Bauern und fleißige Handwerker. Die Tischler, Schnitzer, Weber, Schneider, Spielzeugmacher und Instrumentenbauer, die - wie im Fal le von Pirna - zu Gruppen von mehreren Hunderten kamen, bereicherten das soziale Mi lieu der Einheimischen. Über die Dauer ihres persönlichen Integrationsprozesses schwei- (Zehn jahresdurchschnitte; 1690-1719 = 100) Preise und Löhne in Deutschland seit 1650 (nach: Franz)