85 kind, gekrönter Poet und Mitglied des »Elbschwanen-Ordens«, Musiker und Steuereinneh mer in Dresden, poetisch von Johann Rist, musikalisch von Heinrich Schütz inspiriert, hat im Kupfertitel die ihm wichtigen deutschen Poeten - Opitz, Fleming, Finkelthaus, Rist, Tscherning, Dach, Schirmer, Sieber, Helm, Dedekind - auf dem Hochdeutschen Helikon spiegelbildlich zu den Musen auf dem »Griechischen Theassalischen Musenberg« gruppiert. Diese Auswahl und poetisch-musikalische Wertschätzung bedeutender deut scher Dichter verknüpfte um die Jahrhundertmitte die residenzstädtische geistige Öffent lichkeit zumindest mit dem nationalsprachlichen Standard und mit der andernorts geüb ten poetischen Praxis. Maßgeblichen Anteil an dieser Öffentlichkeit nahm der Bibliothekar, Ratsherr und Dresd ner Bürgermeister Christian Brehme. 16 ’ Nicht nur, daß er Zesen, Rist, Büchner, Harsdörf- fer und alle Dresdner Autoren kannte. Seine »Geist- vnd Weltlichen Dichtereyen« (1640) und seine »Geistlichen Vnterredungen« (1659/60) wurden, wie die Carmina Gratulatoria zeigen, hochgeschätzt. Kein anderer Dresdner hat poetisch so nachhaltig beklagt, was alle betraf: »Die Kriege leben noch«. Wohl in Betroffenheit und Klage, wenngleich sie bei Brehme viel schneller transzendieren, nicht aber in der Sprach- und Bildgewalt läßt sich Brehme mit Andreas Gryphius vergleichen. Der Klage von 1640 seien die in ihr angekün digten »worte« auf Friedenstat und -tag von 1650 gegenübergestellt: »AnbindeSonnet. JEtzt kan ich ja nichts mehr mit vnsem alten Zeiten Dir bringen/liebster Freund: Die Kriege leben noch / Vns drücket imer mehr das nimer-satte Joch: Die Christ- vnd Christen sich in jhrem Land bestreiten: Der Mensche rümlich lebt von Blut-erfiillten Beuten: Des Mavors Kälberfell gewinnet gar kein Loch: So kan der Götter Rath (der ietzt beysamen doch) Die lange Widerwart nicht schlichten noch bedeuten. Wann Gott verändern wird die Zeiten vnd den Krieg/ Den Christen Frieden giebt vnd einen Türcken-Sieg/ Vnd vnsre LuJJt nicht mehr die Menschen Donner Julien: Wann Geist vnd Leid erfreut der liebe Friedens-Rath/ Die worte so dann ich wil machen zu der That/ Jetzt aber bleibt es noch beym alten guten Willen.« [1640] »Auff den so längst und hertzlich verlangten TAG/ ... Vor die von GOTT gnädigst verliehene wieder Erhaltung des lieben Friedens« Brich ahn du grösser Tag! Du viel erseufftzte Stunde! Viel Tausend/ Tausend seind schon allbereit gefahren Jn jenes andre Sein/in zwey mahl FunJJzehn Jahren; Die Welt sich selbsten hat geachtzet fast zu Grunde