96 Das Pillnitzer Fürstentreffen von 1791, Gemälde von J. Heinrich Schmidt Mail-Spiel erfreute sich damals noch immer großer Beliebtheit: dem Golf verwandt, muß ten hölzerne Kugeln mit einem Schlegel (franz. = mail) durch möglichst wenig Schläge ms Ziel gebracht werden, das sich in Form von kleinen eisernen Bögen am Ende der san- denen Bahn befand. Schließlich kam es noch 1767 zur Anlage eines Ballonspielplatzes zwi schen dem alten Schloß und der Elbe. Jene Veränderungen trugen freilich noch immer den Charakter des Provisorischen. Sie wurden dadurch veranlaßt, daß im Juni 1765 die Kurfürstin-Mutter Maria Antonia Walpurgis dem noch unmündigen Thronerben Fried rich August III. das Schloß zum Sommeraufenthalt bestimmt hatte. Damit ergaben sich Möglichkeiten zur planmäßigen Weiterführung des Schloßbaues, blieb doch Pillnitz nun bis zum Thronverzicht der Wettiner im Jahre 1918 ständige Sommerresidenz der sächsi schen Landesherren. Als Friedrich August III. 1768 die Regierung des Kurstaates Sachsen übernahm, hatte die Periode der großen Schloßbauten bereits ihr Ende gefunden. Indem jetzt die feudale Ge sellschaft von der neuen bürgerlichen Denkweise durchdrungen wurde, folgte daraus auch die Veränderung des aristokratischen Lebensstils: An die Stelle glanzvollen Prunkes trat eine bei aller Unnahbarkeit privatime, verbürgerlichte Lebensform, überall strebte man aus dem Weiten ins Enge, aus der Repräsentation ins Intime. Der Einfluß jener Entwicklung bestimmte auch die bevorzugten Tätigkeiten Kurfürst Friedrich Augusts III. (seit 1806 als König von Sachsen Friedrich August I.), zu denen Botanik, Insektenkunde und Gärtnerei zählten. Daher zeigte er eine besondere Neigung für Pillnitz, die sich vorerst in der Pflege, Erweiterung und teilweisen Umgestaltung der Parkbereiche ausdrückte. Hierbei erhielt