92 Lothar Nagel/Gerhard Schulze Die Teichwirtschaft Moritzburg ° Moritzburg, am Rande der Lausitzer Hochfläche gelegen, befindet sich auf einem riesigen Syenit-Granit-Massiv zwischen dem Elbstrom und dem Röderfluß. Die unterschiedlichen Höhenlagen im Gelände von Moritzburg selbst und seine günstigen Abflußregime gestatteten die Anlage von Teichen auch ohne ständigen Zufluß in Teichketten, sogenannte Himmels teiche, so daß dieses Gebiet unweit von Dresden im 16. Jahrhundert zu einem Zentrum des sächsischen Teichbaues wurde. Auf Veranlassung des Herzogs Georg dem Bärtigen, der erkannte, daß der massierte Holzein schlag zum Raubbau an Wald und Wild führte - denn die Bewohner der Walddörfer rund um Moritzburg lebten vom Wald und von dem in mühevoller Rodung gewonnenen Boden - wur den 1501 die ersten beiden Fischteiche gebaut. Dies waren die beiden Waldteiche in Volkers dorf, der Obere Waldteich mit 26 Hektar und der Untere Waldteich mit 18 Hektar teichwirt schaftlicher Nutzfläche (TN). Ihnen folgten dann 1502 der Großteich in Bärnsdorf, damals noch ohne Trennung in den Obergroßteich und Niedergroßteich, mit 135 ha TN sowie 1528 der Dippelsdorfer Teich mit 65 ha TN, die Steinbacher Teiche mit ca. 20 ha TN. Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte der Teichbau in und um Moritzburg einen ersten Höhepunkt. Er wurde vorwiegend von den Waldbauern, Köhlern, Pichern und Zeidlern in Fronarbeit geleistet, weniger von Teichgräberzünften, wie es in Böhmen und Galizien der Fall war. Unter Kurfürst August von Sachsen (1536-1586) folgten weitere Teichbauten, besonders in den umliegenden Gemeinden, dabei wurden auch der Schösserteich und Bauernteich (1590) errichtet. Erst 1730, nach dem Umbau der Moritzburg (1720-1730), wurden dann der Mosbruchteich, Capellenteich, Kapitalteich und der Preßteich zum Schloßteich vereinigt. Vorwiegend diente der Teichbau der Vermehrung des Karpfens (Cyprinus carpio), der zwar schon von den Griechen und Römern in Teichen gehalten wurde und Karl dem Großen be kannt war, der aber erst mit der Ausbreitung des Christentums und dem Bau der Klöster im 13. Jahrhundert nach Mitteleuropa gebracht wurde. Der Karpfen wurde rasch zu einer Delikatesse des Sächsischen Königshauses, denn er mußte in der Fastenzeit (November bis Februar), wenn der eigentliche Königsfisch, der Lachs, und die Forellen aus den Flußgebieten der Elbe und Mulde aus Gründen der Hochwasserführung oder Schonung nicht in ausreichenden Mengen für die großen Festlichkeiten zur Verfügung