41 offenbar für einen »besitzlosen« Intellektuel len oder Künstler einfacher, als primus inter pares aufgenommen zu werden, als für jene, die den Typ des »kulturlosen« Kapitalisten, des Parvenüs verkörperten. Die Liste jener Wissenschaftler und Künstler, die zunächst bei Georg und nach dessen Tod bei Lisa und Heinrich Arnhold zu Gast waren, liest sich wie ein »Who is Who?« der Weimarer Gei steswelt: Albert Einstein, Harry Gravelius, Was- sily Kandinsky, Walter Gropius, Harry Dem- ber, Fedor Stepun - das sind nur einige Namen. Zum engeren Bekanntenkreis gehörten Persön lichkeiten wie Paul Tillich, Paul Mühsam, Ida Bienert oder Gret Palucca, bei der Esther Arn hold - die Tochter von Heinrich und Lisa Arn hold - noch bis 1937 tanzte. Eine zeitweise große, eigentlich nur dem Frankfurter Bankier Eduard de Neufville ver gleichbare Bedeutung erlangte Georg Arnhold als Mäzen der deutschen Friedensgesellschaft. Georg Arnhold finanzielle Engpässe in dieser Organisation, die nur wenig Widerhall bei ihren bürgerlichen Zielgruppen fand, an der Tagesordnung waren, konnte der größte Teil der Vortragsreisen und Publikationsvorhaben nur durch die Unterstützung Georg Arnholds oder seines Frankfurter Pen dants realisiert werden. 11 So erinnerte sich der Demokrat Ludwig Quidde, um die Jahrhundert wende die zentrale Figur der deutschen Friedensbewegung, dankbar daran, wie der Dresdner Ban kier fiir den Pazifismus »eingetreten ist in den Zeiten, in denen man im großen Publikum — und gerade in jenen Kreisen, in denen er lebte - nur Hohn und Spott dafür hatte.« 101 Angemessen zu beurteilen ist dieses Engagement in der Tat nur, wenn man bedenkt, daß der Pazifismus - ob als national suspekt verfemt oder belächelt — stets am Rand der von militärischen Werten durchsetz ten wilhelminischen Gesellschaft agierte. 111 Hier zeigt sich die fiir Georg Arnhold typische ausge prägte Individualität, sein starkes Selbstbewußtsein, sein unabhängiger Geist und seine Verwurze lung in der neuhumanistischen Bildungsideologie. Dies führte ihn und seine Frau auch an die Lebensreformbewegung der Jahrhundertwende heran. Ob die Familie gezielt eine bürgerliche Gegenkultur entwickelte, ist schwer zu beurteilen. Fest steht jedoch, daß Georg und Anna Arn hold sich in starkem Maße von Personen angezogen fühlten, mit ihnen freundschaftlich verbun den waren oder zumindest in ihnen Gleichgesinnte erkannten, die - unterschiedlich konsequent - linksbürgerliche Reformpositionen einnahmen. Das erschöpfte sich nicht im Pazifismus. Hier her gehört ebenso die Freundschaft mit Gerhart Hauptmann, der sich später auch Adolf Arnhold sehr verbunden fühlte, oder die Beziehung zu dem Görlitzer Rechtsanwalt, Schriftsteller und Pazi-