87 Auch Kunsthistoriker, Museumsleute, Verlagsleute und Kunstkritiker kauften und engagier ten sich privat. In ehrbar verknöcherten Zeiten galt manchenorts zuweilen die Bestimmung, daß Museumsleute daheim nicht Kunst sammeln durften. In der Ankaufskommission der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurde um 1956 ein frühes Selbstporträt von Otto Dix für den Preis von 500 Mark nicht akzeptiert, weil nicht »galeriewürdig«. Da kündigte der Direktor der Gemälde galerie, Henner Menz, vor der Ankaufskommission an, dann werde er es persönlich kaufen. Das wurde lächelnd hingenommen. Henner Menz kaufte das Bild. Es gibt ähnliche Beispiele. Mich selbst darf ich nennen. Ich habe ja vorsichtshalber viele Namen hier nicht preisgegeben. Als wir aus dem Ankaufsfonds der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Blätter von Carlfriedrich Claus, Altenbourg, Jozef Gielniak oder Jerzy Panek nicht kaufen durften, habe ich sie, soweit ich konnte, privat erworben. Ähnlich bemühten sich viele Kollegen. Ich glaube, es sollte nicht ver boten werden, daß die beruflich Engagierten sich auch persönlich zu ihrer Begeisterung beken nen. Jedenfalls hat das in der DDR Nutzen gestiftet. Das private Kunstsammeln hat mit dazu beigetragen, daß eine Atmosphäre entstand, die in einer lebendigen Schicht unterhalb der offiziellen Ideologie das geistige Leben im Lande frucht bar bewegte und schließlich dazu führte, daß dieses Leben 1989 öffentlich geworden ist.