26 Wer hat Christian bei diesem Entscheid beraten? Der Kanzler David Pfeiffer aus Leipzig 1 oder schon Nicolaus Crell, der ja seit 1584 dem Kurprinzen als Sekretär und Rat zuge- 1 ordnet war? Wir wissen es nicht. Jedenfalls verblüffte dieser Entscheid die Universität Leipzig. Man versuchte zu taktieren, Aufschub zu erlangen. Aber Christian blieb hart, t Cramer wurde wieder Professor. Er blieb es bis 1592. Seines Amtes mußte er nicht ent- t setzt werden, denn er trat in diesem Jahr zur Medizin über. Als Stadtphysikus von Halben stadt ist er gestorben. Die kurfürstlichen Visitatoren, die am 5. August 1592 die philoso- 1 phische Fakultät zu Leipzig aufforderten, einen Nachfolger für Cramer zu nominieren, ( sprachen zugleich ein Verbot des Ramismus an dieser Universität aus und befahlen Rek- ( tor wie philosophische Fakultät dafür zu sorgen, daß er nicht wieder eingeführt oder begünstigt werde. M. E. ist dieser Vorgang eine Bekräftigung der Auffassung von Thomas Klein, der Christi] ans I. Edikt vom 29. Au gust 1588, in dem die »Ramisterei« in »publicis praelectionibus« ] verboten, in privaten Disputationen aber zu vermehrter Schulung der Disputanten erlaubt] wurde, im Gegensatz zu bisherigen Darstellungen nicht als Wiederholung des Verbotes ; des Ramismus zu interpretieren. Klein meint, das Edikt von 1588 bedeute vielmehr eine 1 versteckte Zulassung des Ramismus. 141 Dem möchte ich auch auf Grund der Haltung 1 Christians im Fall Cramer zustimmen. Über die Philosophie in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert herrscht weitgehende I Unkenntnis. Diese Periode der Geistesgeschichte ist von der Forschung sträflichst vernachl 'Ratnc tuts Callts cs, quod Latte tut 3{emahi prmeeps Tullius cloautj Peter Ramus, Stich von Jean Jacques Boissard um 1595