26 Susann Heidecke Lehren und Lernen an der Kreuzschule von 1900 bis 1933 Gestatten Sie, daß ich Sie einlade zu einer Schulbegehung durch die umgebaute Kreuz schule im Jahre 1900. Schließen Sie sich dem Zug der Stadthonoratioren und der Pädago gen unter Leitung des Rektors, Herrn Prof. Heinrich Stürenburg, an. Das 1866 erbaute Gebäude genügte mittlerweile nicht mehr den Ansprüchen an ein modernes Doppelgym nasium. So wurde unter Abriß der Waisenhauskirche und von Teilen der Carusstraße für 222634,38 M in zwölf Wochen ein großzügiger Umbau vollzogen. 11 Am 3. Oktober 1900 führte nun der stolze Rektor die Ergebnisse vor. Ihm persönlich lag besonders die neuerbaute Turnhalle am Herzen. Als leidenschaftlicher Sportler setzte sich Stürenburg unermüdlich für die körperliche Ertüchtigung der Knaben ein. Mit dem Neubau der Halle auf dem Gebiet der ehemaligen königlichen Turnbildungsanstalt, die bisher dem Schul sport diente, konnte die Schule endlich einen Mangel beheben, den andere höhere Schu len des Landes längst überwunden hatten. Endlich gelang es auch, dem naturwissenschaft lichen Unterricht genügend Raum zu geben. Es standen nunmehr ein physikalischer und ein naturgeschichtlich-chemischer Trakt zur Verfügung, der heute noch den Neid man cher Kollegen hervorrufen dürfte. In einem 35 qm großen Sammlungszimmer befanden sich alle Utensilien für den Physikunterricht und wertvolle Anschauungsmaterialien. Dem schlossen sich das Lehrerzimmer, ein Arbeitszimmer für den Physikus und ausgewählte Schüler sowie ein spezielles Dunkelzimmer an. Auch in der naturwissenschaftlich-chemi schen Abteilung sorgte ein Sammlungszimmer mit vielfältigen Exponaten für einen anspre chenderen Unterricht. Das Lehrerzimmer verfügte über Gas- und Wechselstromanschluß und ermöglichte an Experimentiertischen niveauvolle Schülerversuche. Die achtzehn Klas senzimmer wurden mit Strom und Zentralheizung versorgt. Extra Arbeitszimmer und zwei geräumige Schülerbibliotheken, getrennt nach Altersgruppen, ermöglichten den Knaben ein effektives Selbststudium. Den dreißig Pädagogen konnte der Rektor ein neu es Lehrerzimmer mit zwei Sprechzimmern und einer gut ausgestatteten Lehrerbibliothek vorführen. Folgen Sie dem Rektor jetzt bitte auf den Wandelgang, der alle Räume miteinander ver band. Reproduktionen und Originale u. a. von Ludwig Richter zierten die Wände. Später kamen Schaukästen, von Schülern gestaltet, hinzu. Die Bilderwarte hatten für den vier zehntägigen Wechsel der Galerie zu sorgen. Im Laufe der Zeit besaß die Schule einen ansehnlichen Schatz an Motiven, die es gestatteten, die Klassenzimmer kulturvoll zu gestal-