Heinrich Magirius Die Kreuzschule am Georgplatz zu Dresden — ein exemplarischer Schulbau der Neogotik Nur das vom Großstadtverkehr umbrandete Denkmal Theodor Körners erinnert noch an die einstige Lage der 1863 bis 1866 nach Plänen von Friedrich Arnold errichteten Kreuz schule am früheren Georgplatz. (Abb. S. 14) In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 ausgebrannt, überdauerte die eindrucksvolle Ruine nur wenige Jahre. Zwei inzwi schen stark verwitterte Säulen, die 1947 am Eingang zur nunmehrigen Kreuzschüle an der Eisenacher Straße aufgestellt wurden, sind die einzigen Sachzeugen des seinerzeit berühmten, wenn auch in seiner architektonischen Qualität nicht unumstrittenen Baues. Mit der Errichtung dieser Schule war bereits der lokale Zusammenhang gelöst, der 600 Jahre lang zwischen Kreuzkirche und Kreuzschule bestanden hatte. In diesem Zusammen hang hatte sich der historische Sachverhalt gespiegelt, den die Historiker für die Entste hung der Schule ermittelt haben. 11 Die Kreuzschule entwickelte sich als »Stiftungsschule«, deren Rechtsverhältnisse sich grundsätzlich von den im Mittelalter üblichen Kloster- und Stadtschulen unterschieden. Sie unterstand im Mittealter der Verwaltung des Brückenam tes. Wie die Elbbrücke wurde sie mit Mitteln erhalten, die »pia causa« gestiftet wurden. Die lokale Zuordnung der Schule zu der von Anfang an im Süden der Nikolaikirche gele genen Kreuzkapelle ist ein zusätzlicher Beleg dafür, daß die Schule gegründet wurde, um den Chordienst in der im 13. Jahrhundert entstandenen Wallfahrtsstätte zu gewährleisten. Es war also wohl nicht die Kirche St. Nikolai der geistliche Anknüpfungspunkt der Schu le, war doch diese Kirche im 13. Jahrhundert noch immer »filia« der Frauenkirche. Eine städtische Schule wäre wohl in deren Nähe errichtet worden. Erst mit dem Aufkommen der Verehrung des 1234 durch die erste Gemahlin Markgraf Heinrich des Erlauchten, Constantina von Österreich, nach Dresden mitgebrachten Spans vom Kreuze Christi ent standen Gottesdienste, für deren Ausgestaltung man Chorschüler benötigte. Eine beson dere Verehrung genoß hier auch ein Kruzifix, der sogenannte »Schwarze Herrgott« von Dresden, der ebenfalls im 13. Jahrhundert in Dresden aus der Elbe an Land gezogen wor den war. Die historischen Zusammenhänge sprechen für Markgraf Heinrich als den Förde rer der Kreuzverehrung. Da er erst in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts Dresden zu seiner Residenz erkor, liegt der Schluß nahe, daß erst zu dieser Zeit die kultische Ver ehrung der Reliquie und also auch die Schule entstanden sind. 21 Für diese These spricht,