2 Vorbemerkung Im Rahmen der Festwochen für Kreuzkirche, Kreuzschule und Kreuzchor, die im April 1991 als 775jähriges Jubiläum dieser drei bedeutenden Dresdner Institutionen gefeiert wurj F den, fanden im Rathaus eine wissenschaftliche Konferenz und ein Podiumsgespräch statt, die der Tradition und Neubestimmung von Kreuzschule und Kreuzchor, auch in ihrem Verhältnis zur Kreuzkirche, galten. Den Herausgebern der »Dresdner Hefte« gebührt Dank, daß sie es wie schon bei der Mauersberger-Ehrung 1989 wagen, eine Dokumenta- j * tion im Jahresabstand folgen zu lassen, obgleich innerhalb dieses zeitlichen Abschnittes Ereignisse eintraten und Bedingungen entstanden, die den dokumentierten Gegenstand unmittelbar selbst oder seine Rezeptionsmöglichkeiten betrafen. Lag zwischen der wissen schaftlichen Konferenz über Rudolf Mauersberger und dem Erscheinen ihres Protokolls (»Dresdner Hefte« 22, 2/90) die »Wende« mit all’ ihren Folgen auch für die Würdigung Mauersbergers und den Kreuzchor, so liegt zwischen der Jubiläums-Konferenz und der hier vorgelegten Dokumentation das Erscheinen der grundlegenden Gesetze und Verord- I nungen über die künftige Schulstruktur in Sachsen, die von einschneidender Bedeutung auch für Kreuzschule und Kreuzchor sind. Umbruchszeiten zeichnen sich durch Schnell- lebigkeit aus, notgedrungen auch durch enttäuschte Hoffnungen und Erwartungen. Ins Auge gefaßte Möglichkeiten vergehen schneller, als daß sie erprobt werden könnten, dafür tauchen neue auf. Manche pädagogischen Träume, die in Aufbruchsstimmungen besonders üppig gedeihen, müssen begraben werden, weil sie in einer rechtsstaatlichen Welt, die auch immer eine verwaltete ist, nicht gedeihen können. Dennoch bilden sie das unerläßliche Fer ment ensthafter pädagogischer Arbeit. Die Bedeutung einer Dokumentation wie der vorlie genden besteht nicht nur in der Präsentation der verschiedenen Beiträge historischen und aktuellen Inhalts, sie ist vielmehr selbst Beleg eines konkreten geschichtlichen Moments, angesiedelt zwischen einem »nicht mehr« und »noch nicht«. Der pragmatische Charakter der Konferenz im April 1991 war von vornherein intendiert, die Situation ließ auch keine Alternative zu; es galt Möglichkeiten nachzugehen, welchen Standort Kreuzschule und Kreuzchor angesichts ihrer spezifischen Traditionen unter den neuen gesellschaftlichen Be dingungen einnehmen könnten und sollten. Zwar war klar, daß auch in den neuen Bun desländern die grundlegenden Züge des westdeutschen Bildungssystems übernommen wer den würden, offen hingegen noch, welche besonderen Ausformungen und Modifikationen sich in Sachsen durchsetzen. Die inzwischen erfolgte Verabschiedung des Schulgesetzes und seine Konkretisierung durch entsprechende Verordnungen machen nun den Rahmen deut lich, innerhalb dessen sich Kreuzschule und auch Kreuzchor in Zukunft entwickeln müssen. Pädagogische Diskussion und Neubestimmung werden deshalb nicht überflüssig, sondern haben, gebunden an rechtsstaatliche und demokratische Verhältnisse, recht eigentlich zu be ginnen; die innere Reform wird durch die äußere herausgefordert. Kreuzschule und Kreuzchor werden keine Insel bilden, sondern der rauhen Wirklichkeit des ausgehenden 20. Jahrhunderts äusgesetzt sein und sich dort bewähren müssen. Angesichts j