ideologische Lage. Er sagte: "...Ich setze bei meinen Vortrag voraus, daß viele mit mir nicht einverstanden sind. Das nehme ich nicht tragisch, aber ich möchte eins voraussetzen (und ich nehme an, daß ich eine sol che Voraussetzung erwarten darf, denn ich spreche Ja vor Lehrern ). daß Sie ein wenig durchdenken das, was ich Ihnen als Anregungen geben möchte... Ein Lehrer, der nicht bereit ist oder nicht in der Lage, sich einmal inten siv damit zu beschäftigen, wie es möglich war, daß der nazistische Un geist über Deutschland herrschen durfte, der ist meiner Meinung nach kein Lehrer..." 8 . Trotz dieser weit herzigen Aufforderung zum Anhören und Nachdenken war die Stimmung der meisten Teilnehmer überheblich-ab lehnend. Es gab kaum Bereitschaft und Voraussetzungen für eine sachliche Diskussion. Die gleiche Atmosphäre schlug auch Walter Weidauer entge gen. der über das Wesen des Natio nalsozialismus sprach. Es gab also noch keine Garantien für eine grund legende politische Wende im Erzie- hungs- und Bildungswesen. Deshalb stellte Wilhelm Schneller im November 1945 fest, daß die Schule laufe, aber noch kein neues politisches Gesicht habe. 8 Während sich die konfliktreichen Kämpfe um die Erziehung eines anti faschistisch-demokratischen Lehrers vollzogen, hatten an fast allen Schu len in Dresden weitere Laienlehrer ihre Tätigkeit aufgenommen und er probten sich an 64 Volksschulen 30 - wie an einigen Hilfs-, Berufs- und Oberschulen. Die Situation an den Schulen Jedoch zwang zu weiterer kon sequenter kadermäßigen Veränderung. Entschiedenere Maßnahmen zur Gewin nung und Vorbereitung neuer Lehrer wurden unaufschiebbar. Es ist eine der bedeutenden histo rischen Leistungen, daß unter Füh rung der Partei der Arbeiterklasse ein wirklich neuer Lehrer, eine neue Lehrerpersönlichkeit geschaffen wurde. Zunächst fanden sich die für den Leh re rberuf zu Gewinnenden in ideolo gisch schwieriger Lage. Waren wohl manche früher in der sozialistischen Kinder- und Jugendorganisation, im Arbeitersport, demokratischen Wander gruppen u.a.m., so gingen weder an ihnen noch an den übrigen die 12 Jahre nazistischer Diktatur spurlos vorüber. Positiv war, daß diese Jun gen Menschen an die Zerschlagung des Faschismus die Hoffnung auf Frieden, auf Arbeit, einen Beruf, auf Sicher heit, auf eine menschliche Perspek tive banden. Auch entsprach die anti- faschistisch-demokratische Bildungs konzeption ihren persönlichen Vorstel lungen und eigenen Wünschen, die in der kapitalistischen Vergangenheit nicht erfüllt wurden. Ihre Einblicke in gesellschaftliche Zusammenhänge waren, wenn überhaupt vorhanden, gänzlich unzureichend. Die Partei wich vor diesen Schwierigkeiten nicht zu rück. Im Gegenteil, von Anfang an war 0 H. Matern, Die ideologische Umer ziehung des deutschen Volkes; Vor träge in Bildungsveranstaltungen der Lehrerschaft in Dresden und Leipzig, 1. Folge, Hrsg. Rat d. Stadt Dresden u. Volksbildungsamt der Stadt Leipzig 1945, S. 3 g vgl. K. Müller, Zum Kampf der anti faschistisch-demokratischen Staats macht bei der rev. Umgestaltung des Schulwesens in Sachsen in den Jahren 1945-49, Dresden. Diss. A, 1973, S. 67