69 ' 5 ' ■ faßte 314 Titel. Begeistertes Echo unter den aufbauwilligen und nach vorn blickenden Jugendlichen unseres Landes fand Nikolai Ostrowskis Roman "Wie der Stahl gehärtet wurde", den der Verlag Neues Leben 1947 als deut sche Erstveröffentlichung herausgab. Der Held des Romans, Pawel Kort9chagin, wurde zum revolutionären Ideal der ersten FDJ-Generation in der DDR, die mit einem ungeheuren Enthusiasmus be gann, die Trümmer der Vergangenheit zu beseitigen und ihren neuen Staat zu errichten. Eine ähnliche Langzeit wirkung erreichte in den fünfziger Jahren Alexander Fadejew9 Roman “Die Junge Garde", der 1949 bei uns er schien. Historischen Optimismus und mitreißende Kraft vermittelte vor allem der erschütternde Roman "Der wahre Mensch“ von Boris Polewoi, den der Sachsenverlag Dresden 1950 erst mals in der DDR herausbrachte. Auch dieses Buch wurde für die junge Ge neration zu einem tiefgreifenden Lese erlebnis. Es war deshalb folgerich tig, daß Erich Honecker auf der 1. Schriftstellertagung des Zentralrats der FDJ im Oktober 1948 in Leipzig unseren Jungen Autoren zurief: “Es gilt, vor,der Jugend das Wirklich keitsbild der Zukunft zu entwerfen... Was wir brauchen, ist ein Ostrowski der deutschen Jugend. Ostrowski hat der sowjetischen Jugend, die Hervor ragendes beim Aufbau ihres Landes ge leistet hat, ein ehrendes Denkmal ge setzt, aber auch eine gute Anleitung zum Handeln für uns vermittelt." 7 Eine neue Literatur entsteht Welchen konkreten Beitrag haben nun die Dresdner Schriftsteller für den kulturellen Erneuerungsprozeß unse res Volkes geleistet? Nicht hoch ge nug zu schätzen ist zunächst das Wirken jenes Mannes, den die Fa schisten auf Grund seiner jüdischen Herkunft in unsägliches Leiden stürzten: Victor Klemperer. Buch stäblich auf den Trümmern des zer störten Dresden in den Jahren 1945/46 schrieb er nach seinen Auf zeichnungen aus den Jahren der Bar barei sein Notizbuch eines Philo logen "LTI" - Sprache des dritten Reiches, das der Aufbau-Verlag 1947 edierte. Inspiriert vom auf klärerischen Gestus der Vernunft, widmet sich der Menschenfreund und Volkserzieher Klemperer der schwie rigen Aufgabe, den jungen Deutschen jener Jahre über die Kritik des Sprachmißbrauchs durch faschisti schen Ungeist Sinn und Wesen der Humanität, der Kultur und der De mokratie zu erschließen. Klemperers Buch, das sachlich und engagiert, mit höchster Präzision und doch für jeden, der hören wollte, verständ lich den Zusammenhang von Sprache und Politik erhellte, war eine Rettungs- und Reinigungstat von epochaler Bedeutung. Es bereitete den geistigen Boden für die anti faschistische Erziehung vieler Deutscher guten Willens, für die demokratische Erneuerung unserer Kul tur. Man hat es mit Recht ein "docu- ment humain" genannt; es gab der Welt Kunde von dem anderen Deutschland, das alle Anstrengungen unternahm, die furchtbare Vergangenheit für immer zu bewältigen. Victor Klemperers Ruf wurde gehört. Er war das erste Signal des literarischen Neubeginns aus dieser vernichtet geglaubten Stadt, /