"Nach Geburt ein Teutscher, im Handeln und Denken aber Franzos" Graf Moritz von Sachsen, Maréchal de France, geboren am 28. Oktober 1696 in Goslar, verstorben am 30. November auf Schloß Chambord - Eine Betrachtung
21 Schwedisch. Sogar Latein verstand sie. Auch machte sie allerliebste Verse. Sie liebte Musik, Theater, Pracht und Feste, zeichnete vorzüglich, war in der Geschichte und Erdbeschreibung bewandert, verstand zu fabulieren und wußte in allen schönen Künsten Bescheid«. 41 Ihr Sohn begann seine militärische Laufbahn damit, daß er, dreizehnjährig, im Jahre 1709 als General-Aide-Major unter dem Grafen von Schulenburg in Flandern die blutige Schlacht von Malplaquet miterlebte und dabei die bedeutendsten Feldherren dieses Krieges, den Prinzen Eugen von Savoyen und den Fierzog von Marlborough, erlebte. Die Legitimierung Moritz’ erfolgte 1710. Im Jahre des sächsischen Reichsvikariats, nach dem Tode Kaiser Joseph I. (17. April 1711) nutzte König Friedrich August II. das Reichsrecht und verlieh seinem fünfzehnjährigen Sohn den Titel eines Grafen von Sachsen. Das herzoglich sächsische Wappen des Grafen Moritz zeigt unter Grafenkrone den zehnfach schwarz- und goldquergeteilten Schild mit der Raute (in Seitenverkehrung). Das Wappen wurde nach dem März 1744 erweitert um zwei gekreuzte Marschallstäbe. 1717 kämpfte Graf Moritz von Sachsen als Freiwilliger unter Prinz Eugen gegen die Türken; 1721 wurde seine im Jahre 1713 eingegangene unglückliche Ehe mit Johanna Victoria von Loeben geschieden. Im Jahre 1720 trat Moritz von Sachsen in französische Militärdienste. Sein Vater hatte ihm dazu den Weg geebnet. Philipp II. Herzog von Orleans (1674-1723), Regent seit 1715, stand Moritz von Sachsen von Anfang an wohlwollend gegenüber. Vom 27. 9 des Jahres 1720 ist ein Brief aus Warschau datiert, in dem König Friedrich August II. dem Herzog von Orleans für die Übernahme seines Sohnes Moritz, Grafen von Sachsen, in den Dienst bei den königlichen Truppen Frankreichs dankt. 5 ' Der Brief ist von hoher Wichtigkeit für die bisher kaum bekannten Umstände des Übertritts Moritz’ in französische Militärdienste. Friedrich August II. schreibt: »A Monsieur mon frere et Cousin, le Duc d’Orleans, Regent de France. AVarsovie le 27. 9 he 1720 Monsieur mon Frere et Cousin, Le Comte des Saxe m’a dit toutes les Honneteter qu’il avoit reuües en France, et toutes les obligations qu’il vous a en oarticulier. Je suis bien aise qu’il ait obtenu de l’Employ, dans les Troupes du Roy de France et comme je seay que e’st ä vous, sur tout, qu’il doit cette faveur, Je n’ay pas voulu manquer de vous en remercier, vous priant, en meme temps d’accorder an dit Comte de Saxe la sur a, priant Dieu qu’il vous art en sa VS (?) Le demeure Mr. mon Frere et Cousin Votre bon frere et Cousin«. 6 ' Unter dem französischen Militär Chevalier Folard bildete Moritz sich in Geometrie, Mecha nik und Fortifikationskunst aus; als Führer eines eigenen Regiments wurde er am 9. August 1720 zum Marechal de Camp ernannt. Der sächsische Graf »eroberte« Paris. Seit dem Jahre 1722 war er liiert mit der berühmten Schauspielerin am Theatre Francais, Adrienne le Couvreur. Moritz’ natürliche Tochter, Aurora de Saxe, wurde am französischen Hofe unter der Obhut der Dauphine de France, Prinzessin Maria Josepha von Sachsen (1731-1767, Gemahlin von Louis, Dauphin de France, vermählt