2 Reiner Groß Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen und die Landespolitik von 1733 bis 1763 Am frühen Morgen des 1. Februar 1733 verstarb August der Starke in seinem sächsischen Palais in Warschau. 11 Die Nachricht von diesem Ereignis, das mögliche Veränderungen sowohl im Kurfürstentum Sachsen als auch im Königreich Polen mit einem Verschieben des politi schen Gleichgewichts in Europa einschloß, traf zwei Tage später mit Eilstafette in Dresden ein. Der Thronfolger übernahm als Friedrich August II. das Kurfürstenamt. Er trat ein Erbe an, das im Reich seinesgleichen suchte. Unter seinem Vater hatte sich das Kurfürstentum Sachsen erneut, wie bereits einmal unter seinem Ahn Kurfürst August in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zu einem politisch stabilen, gut verwalteten, wirtschaftlich prosperieren den Land entwickelt, das allgemein anerkannt, ja teilweise beneidet war und das in der euro päischen Politik nicht ohne Einfluß blieb, zumal in der Personalunion mit dem Königreich Polen. Dazu existierte ein schlagkräftiges, die Politik des Landesfürsten absicherndes stehendes Heer. Baukunst, Musik und Musikpflege, Wissenschaften und Künste standen in hoher Blüte, wovon landesherrliche und adelige, städtische und bürgerliche Bauten ebenso Zeugnis ableg ten wie Kunstsammlungen, Bibliotheken, Buchwesen, Kirchen, Universitäten wie Oper und Schauspiel. Im Vergleich zu dem zwischen 1694 und 1733 in Kursachsen Geschaffenen, dem allgemein gewachsenen Wohlstand unter dem Bürger- und Bauernstände und dem an Kunst werken namentlich in den landesfürstlichen Sammlungen Zusammengebrachten, nahmen sich die etwa 5 Millionen Taler Schulden, die August der Starke in den Landeskassen hinter ließ, wie eine Bagatelle aus. 2) Eine konsequente Weiterführung der von August dem Starken nach der etwa 1716/1717 ange legten Innen- und Außenpolitik hätte möglicherweise bald, wie ebenfalls im 16. Jahrhundert im Verhältnis zwischen Moritz und August, zu weiteren positiven Ergebnissen im Finanzhaushalt des kursächsischen Staatswesens geführt. Die Bilanz aber, die beim Tod von Kurfürst Friedrich August II. am 5. Oktober 1763, zwei Tage vor seinem 67. Geburtstag, zu ziehen war, weist aus, daß der Erbe Augusts des Starken diese Erwartungen und Hoffnungen wohl nicht erfüllt hat, denn am Ende des von ihm und seinem Premierminister Reichsgraf Heinrich von Brühl mit verschuldeten Siebenjährigen Krieges lag das Land nicht nur in politischer und wirtschaftlicher Agonie, sondern es hatte auch einen Schuldenberg von etwa 300 Millionen Talern zu tragen. 31