König August III. von Polen, Gemälde von Louis de Silvestre Man wird die Verantwortung für diese Entwicklung weder Friedrich August II. noch Brühl allein geben können, zumal sich Kursachsen nach dem Regierungsantritt von Friedrich II. von Preußen am 1. Juni 1740 mit dessen Annexionspolitik sowie den grundsätzlichen Auseinander setzungen zwischen Frankreich, England, Rußland und Österreich konfrontiert sah. Die Gegebenheiten verlangten eine vorausschauende, über den Alltagsproblemen stehende, feste Ziele anvisierende Politik, gegründet auf eine gesunde Finanz- und Wirtschaftspolitik im Inneren des Landes. Dies war, wie die Regierungszeit Friedrich Augusts II. erwiesen hat, in seiner Person nicht gegeben. Insofern ist dem Urteil von Karlheinz Blaschke zuzustimmen: »Bei seiner weichen, empfindsamen Wesensart zeigte er keine Neigung zu eigenen politischen Gedanken und Zielen, von dem lebenssprühenden Willen zur Tat und dem hohen Schwung hatte er nichts geerbt. Es genügte ihm, unter den Verhältnissen weiterzuleben, in die er hin eingewachsen war. An der Regierung zeigte er wenig Interesse, war aber um so mehr auf die Darstellung seiner Würde bedacht. In gewisser Hinsicht war er menschenscheu, manche Beobachter hielten ihn für träge und wenig arbeitsam. In dieser Art hat Friedrich August II. dreißig Jahre lang regiert oder auch nicht regiert, indem er das Regieren dem Premierminister überließ, der sich, ohne jemals eine höhere Bildung genossen zu haben, die Lenkung des Staatsschiffes zutraute.« 4) Eine solche Charakterisierung läßt den sächsischen Kurfürsten im