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Der Querschnitt
- Bandzählung
- 9.1929, H.10, Oktober
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- Z. 8. 1291-9.1929
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id355966999-192910008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id355966999-19291000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-355966999-19291000
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Briand
- Autor
- Aldanoff, Mark
- Übersetzer
- Campenhausen, R. von
- Dargestellte Person
- Briand, Aristide
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Frankreich
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Querschnitt
- BandBand 9.1929, H.10, Oktober -
- DeckelDeckel -
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- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
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- ArtikelBriand 691
- ArtikelKunstdruck-Teil 1 -
- ArtikelNapoleon und Landru 696
- ArtikelKunstdruck-Teil 2 -
- ArtikelBesuch bei D'Annunzio 703
- ArtikelDeutscher Reichstag für Unbefangene 706
- ArtikelTouristen in Jerusalem 709
- ArtikelKunstdruck-Teil 3 -
- ArtikelKypros 715
- ArtikelWie schreibt man einen Roman! 716
- ArtikelWie man keinen Roman schreibt 718
- ArtikelKunstdruck-Teil 4 -
- ArtikelRoman-Rezept 720
- ArtikelMein System 721
- ArtikelSeelenforscher am Zürich-See 722
- ArtikelAscona, Lausanne, Winterthur 726
- ArtikelKunstdruck-Teil 5 -
- ArtikelLebenslust in Zürich 728
- ArtikelHotello und Ibsen 731
- ArtikelKunstdruck-Teil 6 -
- ArtikelMarginalien 735
- ArtikelKunstdruck-Teil 7 -
- ArtikelKunstdruck-Teil 8 -
- DeckelDeckel -
- BandBand 9.1929, H.10, Oktober -
- Titel
- Der Querschnitt
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Staatsmänner in Europa bis zu einem gewissen Grade Sportsmann ist. Die Methoden, welche er anwendet und denen er zum Teil seine Erfolge verdankt, gehören nun einmal zum politischen Kampf und sind von diesem in allen Ländern, bei jeder beliebigen Staatsordnung, unzertrennlich. Jedoch je mehr diese Methoden einen auf Kosten des ideellen Gehalts des Kampfes gehenden selbständigen Wert erhalten, um so mehr verwandelt sich die Politik in eine verfeinerte Form des Sports. Man braucht viel Verstand, Geschick, Energie, um elf Ministerien zu stürzen. Man braucht noch hervorragendere Gaben, um elf Ministerien zu bilden. Jedoch die Ersetzung der einen Regierung durch die andere mit annähernd demselben Programm ist eine rein sportliche Handlung — allerdings, eine sehr interessante. Der verstorbene Giolitti war in der Politik hauptsächlich Sports mann. Gladstone, Jaures, Poincare (ich nenne Männer aus verschiedenen Parteien) haben sich davon völlig frei gehalten, und im Endresultat, im historischen End resultat, erweist es sich, daß gerade sie das Rennen gemacht haben. Bei Briand gehen der hervorragende Sportsmann und der ideelle Politiker mehr ineinander über als bei irgendeinem ändern der großen Staatsmänner. Der Grundgedanke seiner Regierungstätigkeit läuft auf die Befestigung des Friedens hinaus. Aber vielleicht genügt diese Idee allein nicht. Dafür kennen wir in rein professionaler Hinsicht heute kaum einen begabteren Mann als Briand. In seiner Person hat die Geschichte ein vollkommenes Muster der politischen Sirene geliefert. Über seinen Verstand, Takt, sein diplomatisches Geschick ist alles gesagt worden. Als Redner hat er in heutiger Zeit nicht seines gleichen. Es ist eine wahre Freude, die ausdrucksvollen Modulationen dieses vollen Baritons zu hören, diese wunderbar flüssige Sprechweise, diese Imparfaits du subjonctif, diese langen fehlerlosen Perioden mit Haupt-, Einschalt- und Nebensätzen. Wer Briand nicht gehört hat, der wird das nicht verstehen: beim Lesen seiner Reden verlieren diese ebenso, wie die Reden Poincares beim Lesen gewinnen. Den Reichtum der Deduktionen, die glänzende Form, den Stil hätte Briand gar nicht nötig. Er kann jeden beliebigen Gemeinplatz sagen und verblüfft damit sein Auditorium, als hätte er ihm eine Offenbarung mitgeteilt. Um sein Organ und seine Diktion können ihn die besten europäischen Schauspieler be neiden. Am merkwürdigsten ist es, daß er es nicht liebt zu sprechen, — ein äußerst seltener Fall unter den echten Rednern. Jedenfalls schildern Briands Freunde ihn als einen ziemlich schweigsamen Menschen. Der Grund dafür ist natürlich nicht Stolz oder Geringschätzung gegenüber dem Auditorium; wenn es nötig ist, wirft er seine Perlen jedem zu, ganz gleich, wer er sei. Aber eben nur, wenn es wirklich nötig ist. Er hat sehr viel gesehen, und nichts setzt ihn mehr in Erstaunen. Es ist schon richtig, daß die Politik die Menschen hart macht. Eine reiche Lebenserfahrung modelt die Menschen auf ihre Weise zurecht. Im Gegensatz zu Clemenceau ist Briand ein leutseliger und wohlwollender Mensch geblieben. Ihm sind Misan- thropie und übermäßiger Hochmut gleichfremd. Er selbst hat einst von sich gesagt: „Oh, j ai tellement et de si pres ete mele ä la vie, j’ai tant et de si pres connu les hommes, du haut de 1 echelle jusqu’en bas, que je ne crois avoir aucun parti-pris..” Deutsch von R. Frhr. v. Campenhausen. Copyright 1929 by Schlieffen-Verlag, Berlin 695
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