-ulU±si|yÜj s(Die Gesellschaft verläßt den Saal. Zwei junge Mädchen, Lola und Birgit, bleiben zurück und betrachten Napoleon.) Lola: So sah Napoleon aus! Birgit: Wie gefällt er dir? Lola: Ein kleiner Mann, dick und ungepflegt. Ich bin enttäuscht. Birgit: Glaubst du, er hat Josephine geliebt? Lola: Sie hat sich nicht viel aus ihm gemacht. Birgit: Er war sicher sehr eingebildet. Lola: Was hat man nicht alles in der Schule gelernt! Ein Mann, von dem man so viel weiß, hat kein Glück bei Frauen. Birgit: Ich finde, Geschichte ist eine Beschäftigung für alte Herren. Die Gegen wart ist viel interessanter. (Sie betrachtet Landru.) Lola: So sieht ein Mörder aus! Birgit: Er hat elf Frauen umgebracht. Lola: Man hat ihm nichts bewiesen. Birgit: Stell dir vor, du würdest ihm begegnen. Was würdest du sagen? Lola: Ich würde sagen: Herr Landru, ich weiß nicht, ob Sie ein großer Ver brecher oder ein großer Liebhaber sind. Jedenfalls sind Sie ein mutiger Mann. Sie haben geschwiegen. Sie haben sich, ohne zu zittern, hinrichten lassen. Sie haben keine Kriege geführt und keine Schlachten gewonnen. Man kann trotzdem ein Held sein. Birgit: Mich stört sein Vollbart. Napoleon ist wenigstens glattrasiert. Lola: Man muß die Männer nehmen, wie sie sind. Birgit: Hättest du keine Angst? Lola: Wovor? i Birgit: Man sagt, er habe die Frauen verbrannt. Lola: Das beweist, daß er sich mit ihnen beschäftigt hat. Birgit: Je mehr ich ihn ansehe, desto besser gefällt er mir. Ich glaube, ich könnte mich in ihn verlieben. Lola: Wir haben kein Glück. Wir sind zum Zusehen verurteilt. Ich wüßte keinen Mann, der imstande wäre, etwas Außerordentliches zu tun. Man muß ins Museum gehen, wenn man etwas erleben will. (Eine Glocke ertönt.) Stimme: Fünf Uhr, meine Herrschaften! Das Museum wird geschlossen. Birgit: Komm. Wir müssen fort. (Sie gehen.) Napoleon (zieht die Hand aus dem Rock): Gott sei Dank! Endlich kann ich meinen Arm ausstrecken. Es ist kein Vergnügen, ewig in einer Pose zu stehen, bloß weil die Geschichte es will. Landru: Sire, Sie können sich nicht beklagen. Ihr Arm und mein Vollbart sind das einzig Sehenswerte in diesem Museum. Napoleon: Ich bin erstaunt, daß Sie uns in einem Atem nennen. Landru: Sire, wir sind Nachbarn. Napoleon: Kommen Sie heraus aus Ihrem Käfig. Wir wollen die Unterhaltung fortsetzen. Wenn ich mir die Köpfe all der Idioten ansehe, mit denen wir hier ver sammelt sind, ist Ihre Gesellschaft noch immer die beste. Nehmen Sie Platz. Landru: Nach Ihnen, Sire. Napoleon: Keine Förmlichkeit. Wir sind historische Figuren. Die Nachwelt 697