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Der Querschnitt
- Bandzählung
- 9.1929, H.10, Oktober
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- Z. 8. 1291-9.1929
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id355966999-192910008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id355966999-19291000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-355966999-19291000
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Touristen in Jerusalem
- Autor
- Jensen, Johannes v.
- Übersetzer
- Koppel, Julia
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Jerusalem
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Querschnitt
- BandBand 9.1929, H.10, Oktober -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- WerbungWerbung -
- ArtikelBriand 691
- ArtikelKunstdruck-Teil 1 -
- ArtikelNapoleon und Landru 696
- ArtikelKunstdruck-Teil 2 -
- ArtikelBesuch bei D'Annunzio 703
- ArtikelDeutscher Reichstag für Unbefangene 706
- ArtikelTouristen in Jerusalem 709
- ArtikelKunstdruck-Teil 3 -
- ArtikelKypros 715
- ArtikelWie schreibt man einen Roman! 716
- ArtikelWie man keinen Roman schreibt 718
- ArtikelKunstdruck-Teil 4 -
- ArtikelRoman-Rezept 720
- ArtikelMein System 721
- ArtikelSeelenforscher am Zürich-See 722
- ArtikelAscona, Lausanne, Winterthur 726
- ArtikelKunstdruck-Teil 5 -
- ArtikelLebenslust in Zürich 728
- ArtikelHotello und Ibsen 731
- ArtikelKunstdruck-Teil 6 -
- ArtikelMarginalien 735
- ArtikelKunstdruck-Teil 7 -
- ArtikelKunstdruck-Teil 8 -
- DeckelDeckel -
- BandBand 9.1929, H.10, Oktober -
- Titel
- Der Querschnitt
- Autor
- Links
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Über eine neu angelegte Autostraße rutscht man ins Jordantal hinab, hals brecherische Serpentinen auf der Rückseite des Ölberges, die einen Pilger wohl in Atem halten können; in den steilen Kurven hing der Motor buchstäblich über dem Abgrund, bevor der Wagen, eine alte verdienstvolle Tourenmaschine mit Kräften wie eine Lokomotive, die Biegung gemacht hatte, aber sie tat ihre Pflicht. Der Chauffeur, ein junger Jude mit großen öligen Händen, hißte den Wagen gänzlich unangefochten hinunter, fuhr die ganze Zeit entschlossen und vorsichtig, ohne ein Wort zu sagen. Er wollte nur Hebräisch sprechen. Das ist das junge Palästina, die Zionisten, die körperliche Arbeit verrichten wollen, sie dienen einer heiligen Sache; der schweigsame Chauffeur erinnerte an viele verfeinerte Juden, die man aus Europa und Amerika kennt, Bankiers, Journalisten, Schauspieler, war ihnen zum Verwechseln ähnlich; in Palästina ist er zur Erde zurückgekehrt, macht Feldarbeit oder jede andere körperliche Arbeit; er will wieder Mensch sein. Ich bilde mir ein, daß König David so ausgesehen hat; es war also kein gewöhnlicher Chauffeur, der uns fuhr. Nach beendigter Fahrt bekam er, außer der Taxe für eine Tagesfahrt, sein Trinkgeld, und nickte höflich, während er, etwas zusammengesunken, mit angestrengten Augen an seinem Steuer saß und an andere Dinge dachte, woran eben so ein Zionist denken mag. Nach einigen Stunden Fahrt ist man auf dem Grunde des Jordantals, dann hört die Autostraße auf, und man fährt quer über unwegsames Flachland, folgt einer lehmigen Spur, zwischen niedrigen, seltsam geformten Hügeln, Lehm und Schlamm, die von Überschwemmungen des Jordans gebildet und wieder zerstört worden sind. Der Wagen macht Sprünge, so daß die Passagiere einen Meter hoch fliegen, mein Nachbar brummt, die Augen treten ihm aus dem Kopf; nach und nach sind wir ganz gut miteinander bekannt geworden. Namen verstehe ich nie bei Vorstellungen; später erfahre ich, daß es ein Herr Hüttel ist. Morgens hatte mich der Wirt im St.-Johns-Hotel in Jerusalem gefragt, ob ich einen Platz in einem Auto zusammen mit vier Deutschen haben wollte; die Sache wurde arran giert, und ich bekam den Sitz neben Reinhold Hüttel. Obgleich er viel jünger war als ich, hatte ich dennoch die ganze Zeit die Vorstellung, daß er der Ältere sei, wahrscheinlich weil er mir physisch überlegen war. Er war aus Sachsen. Unten am Jordan gerät man plötzlich in dicke, schwüle Luft, die nach der hohen, eisgekühlten oben in Jerusalem verstimmend wirkt; man meint, man hätte Fieber, oder sollte es die innere Hitze der Erde sein, die man hier unten, so tief wie auf dem Grunde einer Mine, spürt ? Denn die Hölle kann doch nicht in der Nähe sein? Die Traditionen des Ortes, das Tote Meer, Sodom und Gomorrha, bringen die Vorstellung eines Regens von Asche und Pech mit sich, man meint wirklich, daß man den Hauch einer Feuerstelle spürt. Erst wenn man die Vege tation am Ufer des Jordans sieht, begreift man, daß das Klima hier halb tropisch ist; das Schilf in den Sümpfen hat den Charakter von Bambus, man fühlt sich mehrere Breitengrade weiter südlich nach Afrika versetzt. Wo das Gehölz an der alten Watstelle zurücktritt, stehen mehrere Schilfhütten, Pfahlbauten, und eine Art Wirtshaus, wo man Erfrischungen bekommen kann und wo ich eine aus gestopfte Llyäne und einen Höhlen-Igel sah, Exemplare von der Fauna der Gegend; in den weiten Dschungeln längs des Flusses leben Wildschweine. Zur Zeit des Alten Testamentes hat es hier Löwen gegeben, und das Flußpferd, Behemoth, ist 710
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