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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 03.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188305039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18830503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18830503
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-03
- Monat1883-05
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Nr. 52. Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Seite 2. mehreren Lehrlingen in der Buchdruckerei und legte einen 1 geladenen Revolver trotz des Abrathens aller Anwesenden < Nicht bei Seite. Noch ehe ihm die Waffe aus der Hand § genommen werden konnte, entlud sich dieselbe und traf den zum Fenster hinaussehenden Buchdruckergehilfen Weise der- ! art (nach ärztlicher Aussage befindet sich die Kugel zwischen Herz und Lunge), daß der Patient in Lebensgefahr schwebt. ! In Döbeln fand am 28. April ein dreijähriger Knabe - durch den Sturz in eine Düngergrube seinen Tod. Am Sonnabend früh ist in Gornau ein dreijähriger Knabe von einem Zschopauer Lastgeschirr überfahren und sind hierdurch dem armen Kinde beide Beine gebrochen worden. Bevor noch ärztliche Hilfe zur Stelle war, erlöste es der Tod von seinen Schmerzen. Der am Sonntag früh 6 Uhr von Dresden-Altstadt nach Reichenbach i. V. abgegangene Personenzug konnte sehr leicht einen schweren Unfall erleiden. Zwischen Tharandt und Edle Krone war, ganz wahrscheinlich von Frevlerhand, ein circa Vs Centner schwerer Stein auf die Schienen ge legt worden; durch die Räumer der Vorspannmaschine wurde jedoch das Hinderniß glücklicher Weise beseitigt. In der Stadtkirche zu Sahda ist vor einigen Tagen ein frecher Diebstahl verübt worden, indem ein noch unbekannter Mensch drei in dem Vorplatze zur Sacristei an der Wand befestigte Almosensammelbüchsen durch Abwürgen der Schlösser erbrochen und des höchstens einige Mark betragenden Inhalts beraubt hat. Deutsches Reich. Nachdem der Kaiser seine Frühjahrs- cur in Wiesbaden beendet, ist derselbe am Dienstag Vor mittags 9 Uhr mit der Frau Großherzogin von Baden wohlbehalten nach Berlin zurückgekehrt und gedenkt in den nächsten Tagen den Uebungen der Gardetruppen bei Berlin, Potsdam und Spandau beizuwohnen. Der Reichstag hat am Montag die zweite Berathung des Krankenkassengesetzes zu Ende geführt und ist das Er gebniß der langen Verhandlungen in den allermeisten Punkten die einfache Bestätigung der Commissionsbeschlüsse gewesen. Man kann dieses Ergebniß im Großen und Ganzen nur mit Befriedigung hinnehmen, denn die nach langen und ernsten Erwägungen gefaßten Commissionsbeschlüffe sind wirklich für alle Parteien, die auf Grund der Regierungs vorlage zu einer Verständigung über die große und wichtige Frage der Krankenversicherung der Arbeiter gelangen wollten, annehmbar. — Am Dienstag genehmigte der Reichstag die Vorlage über die Reichskriegshäfen in dritter Lesung, erledigte eine Reihe Wahlprüfungen nach den Commissionsanträgen und verwies den Antrag des Abg. Kayser auf Einleitung des Strafverfahrens gegen die Kieler Polizeibeamten, welche angeblich verfassungswidrig die Reichstagsmitglieder Frohme und Vollmar an der Ausübung des Mandats hinderten, an die Geschäftsordnungscommission. Hierauf wurde nach län gerer Debatte mit 113 gegen 92 Stimmen beschlossen, den Antrag des Abg. Rickert wegen der geschäftlichen Behandlung des Unfaüversicherungsgesetzes in der vom Abg. Buhl mo- dificirten Fassung an die zur Vorberathung des gedachten Gesetzes niedergesetzte Commission zu verweisen. Das preußische Abgeordnetenhaus führte am Montag die Specialdebatte über das Organisationsgesetz zu Ende und nahm dasselbe durchweg nach den Commissions bestimmungen an. Am Dienstag begann das Haus die zweite Berathung des Zuständigkeitsgesetzes. Oesterreich. Nach den nunmehr endgiltig getroffenen Dispositionen wird Erzherzog Karl Ludwig, der Bruder des Kaisers, den österreichischen Hof bei der bevorstehenden Krönungsfeier in Moskau vertreten. Zwischen den ungarischen Abgg. Verhovah und Fuezessery fand am 28. April ein Pistolenduell statt. Letzterer schoß in die Luft, Ersterer verzichtete auf die Abgabe eines Schusses, worauf eine Versöhnung erfolgte. Italien. Das neuvermählte fürstliche Paar, der Her zog und die Herzogin von Genua, traf am Sonnabend in Rom ein und wurde nicht nur officiell, sondern auch von Seite der Bevölkerung mit lebhaftesten Beweisen der Sym pathie empfangen. Abends war eine Volksmenge von wohl 30,000 Personen, aus allen Klassen zusammengesetzt, mit Fackeln und Musik vor dem königl. Palaste versammelt, die mehrere Stunden lang abwechselnd dem Könige und der Königin, den hohen Neuvermählten, dem Prinzen Arnulf, den Häusern von Savoyen und Bayern Ovationen dar brachte. Die Majestäten und königl. Hoheiten mußten mehrmals auf dem Balcon erscheinen, um der Bevölkerung zu danken. — Am Sonntag Nachmittag fand im Quirinal die Civiltrauung des Herzogs von Genua mit der Prinzessin Isabella durch den Präsidenten des Senats als Civilstandes- beamten und den Minister des Aeußern als Notar der Krone in Anwesenheit aller Mitglieder der königl. Familie, der Minister rc. statt. Anläßlich des jüngsten Uebereinkommens zwischen dem Vatican und Rußland hat der Papst dem Minister des Auswärtigen, v. Giers, und dem Grafen Dimitry das Großkreuz des Piusordens verliehen. Frankreich. Das „Journal officiel" veröffentlicht die Decrete bezüglich der AmtSmißbrauchserklärung gegen mehrere Bischöfe wegen Veröffentlichung ihrer Verfügungen gegen gewisse Handbücher für Ken Civilunterricht. In dem die Decrete begleitenden Ministerialberichte wird als das Recht des Staates hingestellt, ru verhindern, daß der Clerus feine geistlichen Gewalten gebrauche, um in zeitige Dinge einzugreifen; ein Recht, welches curch vie Grundsätze der gallicanischen Kirche unter Ker Monarchie aufgestellt und durch das Concordat bestätigt sei. England. Im Unterhause theilte am Montag Abend der Premier Gladstone mit, daß er, falls die zweite Lesung der Bill über den Parlamentseid in dieser Sitzung nicht beendet werden sollte (was thatsächlich auch nicht geschah, trotzdem man die Debatte bis nach Mitternacht fortsetzte), in der nächsten Sitzung die Priorität für dieselbe bean tragen werde. Die Regierung hat beschlossen, den in Dublin verhan delten dritten Proceß gegen Timothy Kelly vorläufig auf zuschieben, weil sie so starte Beweismittel gegen ihn anzu häufen gedenkt, daß der hartköpfigste Geschworene das Schuldig aussprechen muß. Am Montag erschien der Kutscher Fitz Harris, genannt der Ziegenschinder, als fünfter An geklagter vor den Schranken, doch wurde von der Jury das Verbiet „Nichtschuldig" abgegeben. Schweden. Die zweite Kammer lehnte am Montag den Antrag eines Deputaten auf Neutralisirung Schwedens mit großer Mehrheit ab, nachdem der Minister des Aus wärtigen erklärt hatte, es sei allen Regierungen bekannt, daß die vereinigten Königreiche den Vorsatz hätten, in keinem anderen Falle sich in einen Krieg einzulassen, als wenn es sich um den Schutz ihrer Selbstständigkeit handle. Ruhland. Das Programm für die Krönungsfeierlich keilen zu Moskau, deren Mittelpunkt natürlich der Krönungs act selbst bilden wird, ist nunmehr festgestellt. Am 22. Mai hält das Kaiserpaar seinen feierlichen Einzug in die alte Hauptstadt des CzarenreicheS, am 23. Mai ist große Fahnenweihe, an den drei nächstfolgenden Tagen werden die in Rußland jeder Krönung vorangehenden Fasten ab gehalten und am 27. Mai findet die Krönung statt. An den folgenden Tagen nimmt das Kaiserpaar die Glück wünsche der Fürstlichkeiten, des diplomatischen Corps, der Reichswürdenträger rc. entgegen. Galadiners, Bälle und Volksfeste sind für die ersten Tage des Juni in Aussicht genommen und den Schluß der Festlichkeiten wird eine große Truppenrevue bilden. Am 10. Juni erfolgt die Rück reise der Majestäten nach Petersburg. Ob die angeführten Festlichkeiten einen Aufschub erleiden werden, dürfte wesent lich von den Witternngsverhältnissen abhängen, an der ge nannten Reihenfolge soll aber unter allen Umständen fest gehalten werden. Egypten. Anläßlich der religiösen Feierlichkeiten bei Gelegenheit Kes griechischen Osterfestes kam es in Port- Said am 30. April zwischen der griechischen und arabischen Bevölkerung zu Streitigkeiten, wobei mehrere Personen — sowohl Griechen und Araber, wie auch Gendarmen, welche die Ruhe wiederherzustellen suchten — getödtet oder ver wundet wurden. Zum Schutze der griechischen Kirche bil deten Truppen und Matrosen von dem englischen Kanonenboot „Falcon", an dessen Bord der griechische Consul flüchtete, einen Cordon um dieselbe. Die Ruhe wurde schließlich wiederhergestellt; unter der Bevölkerung herrschte aber noch große Erregung. Amerika. Von der an den letzten Tagen voriger Woche in Philadelphia versammelten irischen Nationalconvention wurden mehrere Resolutionen angenommen, welche in den heftigsten Ausdrücken England beschuldigen, daß es die Ir länder auf das Grausamste verfolge. England habe kein Recht, in Irland zu bleiben; es sei die Pflicht der Irländer in allen Theilen der Welt, ihre Mitbürger zu unterstützen, um durch gesetzliche Mittel zur Autonomie zu gelangen. — Es hat sich eine weitere Nationalliga der in Amerika leben den Irländer gebildet, welche mit der von Parnell ge gründeten Liga cooperiren soll. wie bisher belassen werden soll, vorgetragen, von dieser Ver sammlung aber beschlossen worden, die offerirten fünf Procent zurückzuweisen und dem Fabrikanten-Vereine dies mit dem Hinzufügen mitzutheilen, daß, wenn auf die gestellten Forde rungen nicht eingegangen werde, dann die Arbeit eingestellt werden würde. Zugleich wurde ein Strike-Comitö gewählt, welches den ''Auftrag erhielt, Alles für eine etwaige Arbeits einstellung vorzubereiten. Die zu heute Abend angesetzte Weber-Versammlung wird voraussichtlich Gewißheit darüber bieten, ob es zu einer Arbeitseinstellung kommen wird oder nicht. Großenhain. Bei dem hiesigen Königlichen Amtsgericht werden wegen Reinigung der Ezpeditionslocale nächsten Sonn abend, den 5. Mai, Nachmittags und Montag, den 7. desselben Monats, nur dringliche Angelegenheiten expedirt. — Neit Rücksicht auf die bisher geübte verschiedenartige Schreibuieise des Namens der im Bezirke der hiesigen Amts- hauptmannschaft gelegenen ländlichen Ortschaft Koselitz und des dasigen Rittergutes ist vom Ministerium des Innern be stimmt worden, daß die vorstehende Schreibweise als die richtige anzusehen und allgemein zu gebrauchen ist. ls- Clsterwerda, 30. April. Auch in unserer Stadt besteht ein „Verschönerungs-Verein." Er hat sich zur Hauptaufgabe gestellt, das nahe Wäldchen zu beiden Seiten der Pulsnitz in einen parkühnlichen Zustand zu versetzen. Wegen seiner Jsolirt- heit von den fiskalischen Waldungen hatte die Regierung be schlossen, es abholzen zu lassen. Infolge einer durch Herrn Postverwalter Gründler angeregten Petition überließ die Re gierung jedoch das Wäldchen einem sich bildenden Verschönerungs- Vereine zur parkühnlichen Bewirthschaftung. In der kurzen Zeit seines Bestehens hat der Verein schon viel gethan. Davon konnte sich bei einer am Sonntag Nachmittag im „Stadtpark" abgehaltenen Feier Jedermann überzeugen. Es galt der Ein weihung einer kleinen Brücke, die den dlrecten Verkehr zwischen dem sogenannten Holzhvfe und der rechtsseitigen Parkhälfte ver mitteln soll, und zugleich auch dem Abschiede des Gründers und bisherigen Leiters des Vereins, Herrn Postverwalter Gr. Das Holz zum Bau der Brücke hat der Fiskus bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Er übernimmt auch die Sorge für die Instandhaltung derselben. Schon jetzt ist unser Stadtpark eine Hauptzierde unserer Stadt und wird es, dank der eifrigen Be mühungen der Vorstandsmitglieder, in wenigen Jahren noch viel mehr sein. Vermischtes. In Berlin gelangte am 30. April die Anklage wider den Kaufmann, früheren Kürassierunteroffizier Sobbe wegen des an dem Briefträger Cossäth begangenen Raubmordes zur Ab- urtheiluug vor dem Schwurgericht Berlin I. Sobbe, der des Mordes und schweren Raubes angeklagt vor dem Gerichtshöfe erschien, ist am 11. Juli 1856 zu Gernrode im Herzogthum Anhalt geboren, evangelischer Confession und außer mit drei Tagen Mittelarrest, die er, als er noch Soldat war, erhielt, bisher noch unbestraft. Nach Constituirung der Geschworenen bank und Verkündigung des Anklagebeschlusses bekennt sich auf Befragen des Präsidenten der Angeklagte mit lauter, fester Stimme für schuldig, den Briefträger Cossäth am 12. März d. I. ermordet rind beraubt zu haben. Nachdem das Verhör des An geklagten in Betreff der Einzelheiten des Raubmordes beendet war, erfolgte die Vernehmung der Zeugen. Sie bestätigten ebenso wie die Sachverständigen die Angaben des Angeschuldigten. Der Staatsanwalt beantragte das Schuldig und betonte die Scheußlichkeit der That, die überall die höchste Empörung gegen den Thüter wachgerufen. Der Vertheidiger erklärte, daß er dem Staatsanwalt nicht widersprechen könne, doch für seinen Clienten erklären müsse, daß derselbe seine That fühle nnd das Gräßliche derselben ihm erst jetzt ganz klar sei und daß er Willens sei, diese seine That zu sühnen und zu büßen. Nach Zusammen fassung der Verhandlung durch den Präsidenten zogen sich die Geschworenen zurück und erklärteil nach kurzer Berathung den Angeklagten des vorsätzlichen Mordes und Raubes mit mehr als sieben Stimmen schuldig. Dem Anträge des Staatsanwalts gemäß wurde der Angeklagte zum Tode und Verlust der bürger lichen Ehrenrechte verurtheilt. Sobbe hörte das Nrtheil mit großer Mche an. Nach dreitägiger Verhandlung vcrurtheilte am 29. April das Schwurgericht zu Würzburg den Tischler Hartmann von Gau- büttelbrunn und seine Schwägerin erster Ehe, Anna Schell, welche gemeinsam die zweite Frau des Hartmann im Decbr. 1882 mittelst Arsenik vergiftet hatten, znm Tode. Hartmann und seine Schwägerin standen in intimsten Beziehungen, mißhandelten die verstorbene Frau in brutalster Weise und gaben derselben nach gemeinsamem Plane Gift, um sich dann verehelichen zu können. Die Verhandlung entrollte ein Bild seltener sittlicher und moralischer Verkommenheit. Fast das ganze Dorf (53 Per sonell) war als Zeugen erschienen. Mit lächelnder Miene ver nahmen Beide das Todesurtheil. Die Mitangeklagte Mutter der Schell wurde freigesprochen. Ueber die große Feuersbrunst, von welcher die Stadt Geisa im Eisenacher Oberlande am 28. April hcimgesucht worden ist, schreibt man dem „Dr. I." aus Weimar: Das Vormittags aus- gebrochene Feuer konnte anfangs in Schranken gehalten werden. Nachmittags gegen 2 Uhr waren erst zehn Gebäude vernichtet. Der sehr starke Wind fachte dann indessen die Flammen mächtig an. Im Ganzen sind zwischen 65 bis 70 Gebäude abgebrannt, darunter Schule, Lehrerwohnung, Pfarrei. Gerade die voll der ärmeren Bevölkerung bewohnte sogenannte Unterstadt ist dies Mal den Flammen zur Beute geworden, während ein früherer Brand die Oberstadt vernichtet hatte. Hauptverhandlungen vor dem Kgl. Schwurgericht * zu Dresden. kt Dresden, den 2. Mai. Im Mai und Juni v. I. wurden in Dresden niedrere Schulkinder um Geldbeträge von v M. bez. 6 M. 40 Ps. beraubt, und es gelang auch sedr bald, den Thäler in der Person des schon mehrfach vorbestraften, s. Z. aus dem Militär verstoßenen Musikers Friedrich Oscar Haupt aus Halsbrücke zu ermitteln und in Haft zu nebmen. Der 27 Jahr alte Verbrecher simulirte während' seines Aufenthaltes in der Kgl. Gefangenanstalt einen krank haften Zustand und behauptete, eine Nähnadel verschluckt zu haben, wodurch eS ihm auch gelang, nach dem städtischen Krankenhaus ge bracht zu werden. Hier benutzte Haupt die erste beste Gelegenheit zum Ausreißen und noch an demselben Tage verschaffte sich der Flüchtling unter Verwendung eines gesälsckten Telegramms bei dem Postamte zu Pirna einen Betrag von 90 M., während ein von ihm bald darauf inscenirtes ähnliches Manöver bei dem Postamte zu Weesenstein in den Grenzen des Versuches blieb. Ehe der steche Bursche den Schau platz seiner bisherigen Tbätigkeit verließ, beraubte er noch einen Lehr ling und eine Fabrikarbeiterin auf freier Straße um 2 M., bez. ca. 5 M.. und als Haupt wenige Tage später in Breslau austauchte, verschaffte er sich auf räuberische Manier von einer Köchin 40 M. Wegen dieses letzteren Falles wurde der Angeklagte, welcher eine Zeit lang unter falschem Namen auftrat, vom Schwurgericht zu Breslau zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt und diese Strafe ver büßt er seit dem 19. December v. I. in der Strafanstalt zu Striegau. Am vergangenen Sonnabend erfolgte die Einlieferung des Räubers behufs seiner anderweiten Aburtbeilung in die Kgl. Gefangenanstalt und war der gefesselte Verbrecher von zwei Transporteuren begleitet. Die Fesseln wurden dem Angeklagten auch während der Verhandlung nicht abgenommen, da sich Haupt während seines Transportes nach Dresden in höhnischer Weise dahin ausgesprochen hatte, er werde in Dresden schon Gelegenheit zum Entwischen finden. Der Gerichtshof erkannte auf eine Gesammtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Wegen Unterschlagung einer Summe von 819 M., bestehend in Einzelposten von 1 M. 60 Ps. bis 117 M. 20 Pf., innerhalb der .Neueste Nachrichten. Posen, 1. Mai. Ein Erlaß der hiesigen Regierung vom 27. Llpril bestimmt in Ergänzung des Erlasses vom 7. April, betreffend die ausschließliche Anwendung der deutschen Sprache bei Ertheilung des katholischen Unterrichts in der Mittel- und Oberstufe der öffentlichen und Privatschulen, daß diese Anord nung nur da in Kraft treten soll, wo die Kinder polnischer Zunge in der Keuntniß der deutschen Sprache so weit vor geschritten sind, daß das richtige Verständniß auch bei der Unter weisung in der deutschen Sprache zu erreichen ist. Wien, 1. Mai. Prinz Wilhelm von Preußen kehrt mit dem Kaiser am Mittwoch von dem unternommenen Jagdausflug zurück und reist am Donuerstag mit dem Kronprinzen Rudolf nach Prag, wo am Freitag große Parade stattfindet. Am Sonnabend wird Prinz Wilhelm nach Berlin zurückkehren. Zürich, 1. Mai. Heute fand unter großer Theilnahme des Publikums die Eröffnung der Schweizerischen Landes-Ausstellung statt. Bundesrathsmitglied Droz hielt die Eröffnungsrede. Hieraus erfolgte die Eröffnung des Kunstpavillons. Amsterdam, 1. Mai. Heute Nachmittag fand die Eröffnung der internationalen Ausstellung statt. Die Stadt trug ein fest liches Ansehen. Der König und die Königin trafen um 1 Uhr auf dem Ausstellungsplatze ein, wo bereits Mitglieder des diplo matischen Corps, der Civil- und Militärbehörden, Mitglieder fremder Ausstellungs-Commissionen und der Handelskammer- anwesend waren. Cordes hielt die Eröffnungsrede, wonach der König die Eröffnung der Ausstellung proclamirte. Abends giebt die Stadt dem divlomatischen Corps, den Ausstellungs-Com missionen, sowie den Militär- und Civilbehörden ein großes Fest im Parktheater, dem der König und die Königin beiwohnen werden. Loudon, 1. Mai. Unterhaus. Der Premier Gladstone theilte mit, daß die Bill, betreffend die Leibrente für den Ad miral Seymour und General Wolseley, dahin abgeändert werden solle, daß statt der Leibrenten einmalige Pauschalsummen gezahlt werden, ferner theilte Gladstone mit, daß die Pfingstferien vom 11. bis 21. d. dauern würden. Das Haus nahm sodann mit 157 gegen 105 Stimmen den Antrag Gladstone's auf Priorität kür die Berathung der Bill über den Parlamentseid an. New-York, 1. Mai. Der vom König von Hawaii zur Theilnahme an der Kaiserkrönnng in Moskau abgeordnete Ver treter wird nächsten Mittwoch von hier auS die Ueberfahrt nach Europa autreten. Nachrichten aus 81adt und Amgegend. Großenhain, 2. Akai. Seit Kurzem beansprucht die Frage wegen der Webertöhne in den hiesigen Tuchfabriken das Interesse nicht blos der Nächstbetheiligten, sondern auch das weiterer Kreise, da, wenu diese Frage zu einer Arbeitseinstellung führen sollte, dies auch uach verschiedenen anderen Richtungen hin fühlbar werden würde. Bereits im vorigen Herbste trat diese Angelegen heit einmal in den Vordergrund, indem die Weber das Verlangen stellten, die im Jahre 1876 um 10 Procent ermäßigten Löhne um so viel wieder zu erhöhen: dieselbe fand damals ihren vor läufigen Abschluß dadurch, daß der Fabrikanten-Verein in Aus sicht stellte, die Erhöhung der Löhne bei Ausgabe der Winter arveit mit iu Bereckmung zu ziehen. Da nun neuerdings zur Be arbeitung der Winterwaare übergegangen worden ist, so ist von den Webern iu Berathuug gezogen worden, ob es nicht an der Zeit sei, den Fabrikantenverein an seine Zusage zu erinueru uud ist denn infolge dessen auch das Verlangen gestellt worden, eine einheitlich - Hobe Lohntabelle einzuführen , zu derselben 10 Procent Muschlagen, die Arbeiten zu Vorrichtung neuer Muster im Tagelohn ausführen zu lassen und die Nacht- und Sonntags arbeit ganz einzustelleu. In einer in voriger Woche abgehaltenen weiteren öffentlichen Weberversammlung ist die vom Fabrikanten- Verein ertheilte Antwort, nach welcher vom Monat Mai d. I. ab fünf Proceut Lohnzuschlag gewährt, im klebrigen aber Alles
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