Nr. 16 DER ARBEITER-FOTOGRAF Seite SOLL UND KANN DER ARBEITER FOTOGRAF VERGROSSERN? Von H. Berg. Die Frage, ob der Arbeiter-Fotograf vergrößern soll, ist ohne weiteres zu bejahen. Dies aus Gründen, die nachher noch erörtert werden müssen. Schwieriger ist schon der andere Teil der Frage, ob er auch vergrößern kann. Wo z. B. soll W. M., Berlin, der uns in der November-Nummer einen Blick in eines Proletariers Dunkelkammer hat tun lassen, noch Platz finden, einen Vergrößerungsapparat aufzustellen? Vielleicht ist beim Arbeiter-Fotografen die Wohnungsnot ein noch größeres Hemmnis für den Ausbau seiner Tätigkeit als der ständige Dalles, der durch Lohndrückereien, Aus sperrungen usw. sein „treuer" Ge fährte ist. Das eine Gute haben die Festpreise in der Foto-Industrie doch, daß die Anschaffung in Ratenzahlungen ohne Aufschlag für fotografische Instrumente mög lich ist. Davon nicht zu sprechen, hieße Steine statt Brot geben. Ich möchte deshalb ganz ernst haft dazu raten, daß befreundete Arbeiter-Fotografen sich zusam mentun, wenn es gilt, eine beson dere Anschaffung, die die peku niäre Leistungsfähigkeit des Ein zelnen überschreitet, durchzufüh ren. Wohl werden die proletari schen Foto-Gruppen bei der ganzen Art, wie sie sich bis her durchgesetzt haben, bald so weit sein, daß jede Gruppe sich einen Arbeitsraum mit einem Vergrößerungs- apparat einrichten wird, (Über die Hälfte der Orts gruppen verfügen bereits darüber. D. Red.) Solange die Vereine noch nicht zu großen Mitglieder bestand haben, werden sich die Arbeiten im gemeinsamen Fotowerkraum zweifellos zur allgemeinen Zufriedenheit durchführen lassen. Schwieriger wird die Sache, wenn Fot. H. Berg Original-Aufnahme, 1 : 6,3 (Coronar), Belichtung 1 /so Sek., Platte: Isodux Kontaktdruck: Satrox- Universal bei steigendem Interesse einer sich mehr als der andere betätigen möchte. Dann heißt es irgendwie Rat schaffen. Man wird darauf zukommen müssen, sich mit ein paar Genossen zu einigen, wie man gemeinsam zu einem brauchbaren Vergrößerungsgerät kommen kann. In sol chen Fällen möchte ich (gerade weil ich die Arbeits bedingungen nur zu gut kenne) dazu raten, einen guten Vergrößerungsapparat gemeinschaftlich zu erwerben. Selbstverständlich muß durchgeführt werden, daß jeder, der den Apparat benutzt, ein paar Groschen dafür an den Vertrauens mann, bei dem der Apparat auf bewahrt wird, abgibt. Ich habe so viel Beweise von Solidarität inner halb der Arbeiterschaft kennen gelernt, daß ich weiß: gerade unter den Arbeiter-Fotografen ist solch ein Vorschlag viel eher erörte rungswert, als bei „den Anderen", die nicht uneigennützig genug den ken können, um sich gegenseitig zu helfen, wenn sie für eine Idee Opfer bringen müssen. Die Praxis des Vergrößerns bringt für den Arbeiter-Fotografen zunächst zwei klare Gesichts punkte: 1. den Wunsch, größere Bilder zu erhalten, als er sie mit seiner Kamera in Kontaktdruck erreichen kann, 2. eine größere Auswertungsmöglichkeit seines Negativmaterials zu erzielen, (Besonders für Aus stellungen, D. Red.) Zu 1. ist zu sagen, daß dieser verständliche Wunsch nicht ausschlaggebend sein soll. Das ist bis zu einem gewissen Grad ein Luxus, der bei aller Achtung vor der erzieherischen Wirkung einer bildmäßigen Foto- #'r •TV • *V'A« * ^ r> Ganz sachliche Vergrößerung unter Festlegung des beah- Mehr bildmäßige Wirkung, Korn gemildert, Sepia-Tonung sichtigten Ausschnittes. Papier: Bromobyk (Kodak). Papier: Kodak-Velvet Leider gibt die Autotypie bei der starken Verkleinerung der Bildvorlagen den Unterschied zwischen den beiden \ ergrößerungen nicht sehr deutlich wieder. Pie Bed.