Nr. 3 DER ARBEITER-FOTOGRAF Seite 5 ihn ein Kanonenschuß nicht aufgeweckt hätte. Er war eben total betrunken von einem Ausritt heimgekehrt. An diesem Tage war hier also nichts mehr zu machen. Der nächste Tag war glücklicher. Schon morgens um 6 Uhr war ich beim Kam, der, als er endlich begriffen, zu meiner Verwunderung sofort seine Einwilligung, sich foto grafieren zu lassen, gab. Nur ein Bild wollte er haben. Ich war nicht weit geritten, da sah ich ein eigenartiges Ge stell auf einer Wiese. Auf einem schräg nach oben gerichteten Baumstamme hing das Fell von einem Pferde, daneben auf eben sol chem Stamme der Schädelknochen eines Ochsen: Hier hatte ein schamanistisches Opferfest stattgefun den. Die Altaien opfern ihren Göttern Vieh, besonders Pfer de. Das Fleisch essen sie selbst, das Fell aber hängen sie in der geschilderten Weise auf. Dieses Opfer tier war natürlich ein willkommenes Objekt für den Apparat, doch ich hatte wieder keine leere Platte in der Kassette. Ich sah mich um und fand in der Nähe einen hohlen Baumstamm, aus dem ich mir unter Zuhilfenahme der Satteldecke vom Pferde, meiner Schlafdecke, des Mantels, Hemdes und sämtlicher Taschentücher mit vieler Mühe eine Dunkelkammer baute. Die Aufnahme kostete mich nicht weniger als 1K' Stunden Zeit. Traktor in den Bergen Bei meiner späteren fotografischen Arbeit unter den Altaien hat mir die Aufnahme vom Kam große Dienste geleistet. Die Altaiin mit dem Kinde wollte sich zum Bei spiel gar nicht fotografieren lassen. Alles Reden half nichts, selbst Geld konnte sie nicht dazu bewegen. Da zeigte ich das Porträt vom Kam. Sofort änderte sie ihre Meinung: denn wenn der Kam das tut, dann schadets mir auch nicht. So wurde mir der Kam ein nützlicher Gehilfe. Das sind einige Erlebnisse als Foto graf im fernen Altai, wie es der Zarismus der Sowjetregierung hinter lassen hat. Die Oira- tische Autonome Re publik besteht erst seit 5 Jahren, und es ist verständlich, wenn in dieser kurzen Zeit spanne aus einem nomadisierenden Volksstamm der Aber glaube noch nicht ausgetrieben werden konnte. Aber daß jetzt durch die Arbeit der Sowjetmacht diese Überreste langsam verschwinden, zeigt die Aufnahme einer Pioniergruppe in Ulala, denen man kaum noch ansieht, daß auch sie Kinder der Jurte sind. Fred Ölßner, Moskau. Bemerkung der Redaktion: Wir haben den vorstehenden Aufsatz wegen der interessanten Schilderungen der Umstände veröffentlicht, unter denen die Aufnahmen gemacht wurden, trotzdem einige Bilder nicht gut sind. Lernen sollte man daraus, daß sich für große Reisen kleinere Apparate und Filme besser eignen, als die gewählte Platte 9X12. (Die Bilder sind hier verkleinert wiedergegeben.) Pioniere in Ulala