BILDERKRITIK Alle Bilder müssen auf der Rückseite sämtliche Bezeichnungen der Aufnahme, Zeit, Objektiv, Blende und Belichtungszeit sowie alle Hilfsmittel enthalten. Ebenso ist Name und Adresse des Arbeiter-Fotografen anzugeben Massenverhaftung. Die Nazis versuchten einen Sturm auf das Volkshaus in Limbach, die Arbeiter verteidig ten jedoch ihr Eigentum und werden dafür von der Schutzpolizei verhaftet und mit erhobenen Armen ab geführt. Es ist sechs Uhr früh, dazu regnerisches Wet ter, da wird es nicht leicht, etwas auf die Platte zu bekommen. Da hilft nur größte Lichtstärke und höchstempfindliches Negativmaterial. Die Tiefen schärfe wurde zu weit nach hinten verlegt, so daß der Zug der Verhafteten nicht nur durch die Bewegung bei unzureichender Verschlußgeschwindigkeit in den Konturen stark verschwommen wurde. Augenschein lich war die Kamera auf „Unendlich“ eingestellt. Hierzu kommt nun noch die Unterbelichtung, was ebenfalls mit dazu beitrug, dieses wertvolle Dokument mißlingen zu lassen. Diesbezüglich taucht die Frage auf, warum der Aufnahmestandpunkt fast unter der Eisenbahnbrücke gewählt wurde. Die angedeutete Per son rechts dürfte als Deckung gedient haben. Der Kontaktabzug läßt auf unsorgfältiges Arbeiten schließen. An zwei Ecken haftet auf dem Negativ vom Rande abgelöste Emulsionsschicht. Infolge man gelhafter Wässerung wird an der linken Seite bereits die Bildschicht zerstört. Speisung. Vesperausgabe im I. A. H. Kinderlager. Eins der vielen schönen Motive, die sich dem Foto grafen dort bieten. Leider ist die Aufnahme daneben gelungen. Mußte die vollschlanke Genossin mit ihrem weißen Kleid im Bild rechts eine Kalkwand markie ren? Eine höfliche Aufforderung, und sie wäre be stimmt gern zur Seite getreten. Die Kamera ist auch so nicht unbemerkt geblieben. Der Junge links hat bereits Frontstellung eingenommen, und der Koch schaut lächelnd nach der Linse herüber. Die Erfah rung lehrt, daß, wenn man zunächst mit der Kamera einige Male zum Schein visiert, bald die Anwesenden müde werden, egal nach dem Apparat zu sehen. Dann kann man auch unbehelligt noch näher herangehen, um schönere Bildausschnitte zu bekommen. Ein klei ner Ausschnitt übermittelt oft viel mehr. Man möchte erkennen den Ausdruck der Gesichter, die erhaltene Vesperspeise, statt dessen sehen wir hier nur, wie die Kinder zur Verteilung antreten. Also vor der Auf nahme überlegen, was will ich feststellen, und wie er reiche ich es? Das Negativ wurde zu hart entwickelt oder kopiert. Bei einigen Kindern ist infolge schneller Bewegung Un schärfe zu verzeichnen. Almosen. Der Herr hat es scheinbar sehr eilig, aber er greift noch in die Rocktasche und wirft dem Bettler ein paar Pfennige in die bereit gehaltene Mütze. Der Nächstenliebe wäre somit genüge getan. Diesen kur zen Vorgang hat der Kameramann im richtigen Mo ment festgehalten. Leider war die Belichtungszeit, V30 Sekunde, für die schnelle Bewegung unzureichend. Besonders das rechte Bein ist stark verschwommen. Außerdem ist die Aufnahme im ganzen eine Kleinig keit verwackelt, und zwar von links nach rechts. Die Massenverhaftung Mai, 6 Uhr, offene Blende, W.O. '!& Sekunde. Platte 26° Scheinet. Speisung Juli, 16 Uhr, klares Wetter, Blende J; 9 , */» Sekunde, Eisenberger Flavirid Film 22"Scheiner W.O. Almosen E. S. Köln Oktober, IS Uhr, bedeckter Himmel Blende f:6,3, 1 I 30 Sekunde, Leica-Aufn. 239