10 - Steuer so schädlich gewesen oder könnte sie so schädlich sein, wie die Verausgabung geringhaltiger Münze? Niemals hat man eine Steuer auferlegt, die so vielen Schaden gethan hat oder thun konnte. Bei weitem die höchste und gröfste Steuer in diesen Landen ist auf den fünfzigsten Pfennig gelegt. Aller dings ist auch der zehnte Pfennig als Steuer erhoben worden, aber nicht dergestalt, dafs nur der Einheimische herangezogen wurde, sondern die Steuer wurde aufs Getränke gelegt, wobei auch der Ausländer mittragen hilft; auch hat diese Steuer immer nur eine Zeit lang gewährt. Demgegenüber beraubt die geringwertige Münze von Stund an den, der sie annimmt, um den zehnten Teil seines Gutes und all seines Vermögens, und zuweilen um das noch mehr, was er an Aufgeld zahlen mufs. Solange ferner dies währt und so oft man das Geld verschlechtert, ist unaufhaltsame Schädigung des armen Mannes die verderbliche Folge. Deshalb ist darauf Acht zu geben, dafs der Wert der Münze, wie aller aus Metall verfertigter Waren, — ja noch mehr denn aller anderen, da es um den allgemeinen Wert- mafsstab sich hier handelt — genau nach dem bemessen werde, was die Münze selbst an Silber und Metall enthält. Diesen Wert mufs die Münze nach allen Schwankungen wieder erlangen 1 , in diesem Werte sie belassen werden. Denn die blofse Prägung oder auch der jeweilige Verkehrs kurs der Münze genügt nicht als Grundlage der Wert schätzung und ist vergänglich wie alle anderen Dinge, die auf unbedachter Willkür oder Gewohnheit der Menschen beruhen, der von Gott geschaffenen Natur aber entgegen sind. Ewig wie die Natur bleibt ein Grän oder ein Lot Silber das, was es ist. Wenn es aber jetzt mehr oder weniger gelten sollte, als zuvor, so hat das bald ein Ende; das dauert nicht länger als die Schätzung bei den Leuten 2 . 1 Der Ausdruck „darein es auch widderkommen mag“ ist dunkel. Unter den möglichen Deutungen erschien die oben angegebene als die wahrscheinlichste. 2 Der oben abgedruckte Abschnitt enthält den Grundinhalt der Lehre vom Gelde, hat insbesondere — auch in der Art des Argu mentieren mit Hilfe „wirtschaftlicher Naturgesetze“ — lebhafte Ähn lichkeit mit den Thesen, durch welche Ende des 17. Jahrhunderts John Locke die Theorie des Monometallismus begründete.