— 12 — Wenn oben angegeben wird, die Münzverringerung werde bewirken, dafs die Münze nicht aus dem Lande geführt werde, so ist hierauf zu erwidern: Dies ist ein Zeichen, dafs die Münze schlecht ist und dafs man da draufsen nicht gern mit ihr handelt, woraus dann Schaden erwächst*. Diejenigen aber, welche aus dem Lande ihres Gewerbs wegen heraus ziehen, merken es auch gar wohl, wie sehr es ihnen schadet, dafs man ihre Münze nicht gern hat, noch nehmen will. Selbst wenn es gut wäre, den Handel aus dem Lande zu treiben, so würde man übrigens doch des Luxus im eigenen Lande nicht ledig. Ehe mancher seinen Aufwand aufgäbe, würde er gleich lieber bis Venedig danach schicken; freilich müfste er dann die Zehrung dranwenden und die Gefahr aut sich nehmen, das über Land zu sich zu schaffen, was man einem bisher umsonst vor das Haus brachte. Dann sieht man allerdings augenscheinlich, dafs man vieles bei uns ohne alle Umstände um ebenso viel oder nicht viel mehr erhalten kann, wie es in den Landen eiugekauft wurde, woher es stammt 2 . Brot, Bier und alle anderen Waren werden nur abge geben, je nachdem man Münze hat; man kann den Kauf mann nicht täuschen. So bewirkt man auch sonst mit der geringwertigen Münze beim Händler keine gröfsere Wohl feilheit. Giebt man ihm gute Münze, so giebt er die Ware billig; giebt man geringe Münze, so giebt er die Ware teuer, um auf seine Kosten zu kommen. Denn er pflegt sich stets des Silbers, sowie die zukünftige Geldentwertung überhaupt voraus- ahnen, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts J. Bodinus bereits wahrnahm. Ebensowenig wollen wir ihm einen Vorwurf daraus machen, dafs angesichts unserer heutigen hinkenden Währungen seine Theorie, der gemäfs der Wert des gemünzten Silbers nie erheblich vom Werte des in der Münze enthaltenen Münzmetalls abweichen könne, gegenwärtig einer Einschränkung bedarf. Mit dieser Einschränkung, die da lautet: „unter der Voraussetzung unbeschränkter Prägungs möglichkeit“, ist die Theorie, dafs die Kurantmünzen nie erheblich im Kurswert über den Wert des darin enthaltenen Edelmetalls steigen, bezw. darunter fallen können, das Fundament aller heutigen Theorie und Praxis des Münzwesens. Auf dieser Grundlage baut sich die Lehre von den Paritäten, baut sich das Arbitragegeschäft auf. 1 Indem Verfasser die Ausfuhr des gemünzten Geldes als etwas zeitweilig ganz erklärliches, die Ausfuhrfähigkeit desselben als ein Symptom für den gesunden Zustand des Münzwesens anschaut, eilt