Erster Abschnitt Die Schule im 16. und 17. Jahrhundert. Vorbemerkung. Für das Oelsnitzer Schulwesen des 16. und 17. Jahrhunderts ist die treffliche Arbeit des hiesigen Realschullehrers Dr. Reiner massgebend, die in allen wesent lichen Stücken vollständig und zuverlässig ist. Diese Arbeit ist mit Erlaubnis des Herrn Verfassers auch für das Folgende mit benutzt worden. Gleichwohl haben die Verfasser das gesamte Aktenmaterial des hiesigen Ratsarchives noch einmal durch gesehen , um hierhergehöriges Material festzustellen. So wurden für die älteste -Ö ’ ~ o Geschichte u. a. ein Erbbuch der Stadt Oelsnitz aus dem Jahre 1526, dann ein Aktenstück (Tit. IX, Kap. VIII, No. 13) Gravamina wider Herrn Superintendent Christoph Dörfeln, aus dem Jahre 164-3, iri dem sich aktenmässige Auszüge aus dem Stadtdiarium von 1547 vorfinden, dann vor allem die Stadtdiarien, die vom Jahre 1632 bis 1772 reichen, in den letzten Bänden freilich immer lückenhafter werden. Das älteste Aktenstück, das sich speziell auf Schulangelegenheiten bezieht, .stammt aus dem Jahre 1567: wir haben es in der Kopie beigegeben und überlassen es dem Leser, es zu entziffern. Die erste vorhandene Nachricht über einen Lehrer findet sich in dem er wähnten Erbbuche, wo es heisst, dass der Schulmeister Paulus Schilling (bei Dr. Reiner Schirmer ) 10 fl. an einen gartten pey der Steinenbrucken dem Nickel Seidtl aberkaufft und bezalt und 1531 für 19 fl. einen Acker, hinter der Schmiede gelegen, erworben habe. Da bereits 1533 zwei Lehrer vorhanden sind, ist anzunehmen, dass eine städtische Schule schon vor Einführung der Reformation bestanden hat, Die da maligen Schulen waren anders als die heutigen Volksschulen, nämlich niedere Ge lehrten schulen, in denen vor allem Lateinisch, zuweilen auch Griechisch gelehrt wurde, sie hiessen Latein- oder Trivialschulen. Sie wurden nur von Knaben be sucht, während für die Mädchen eine Maidleinschuel da war, die, wie wir hören werden, von Männern ohne besondere Vorbildung und von Frauen abwechselnd geleitet wurde. Daneben muss im 16. Jahrhundert hier auch eine sogenannte Bei oder Winkelschule bestanden haben, in der ein teutscher Schreiber oder Schreib- und Rechenmeister gegen ein geringes Entgelt Bürgerskinder schreiben, lesen und rechnen lehrte. Diese Schreiber w'aren nicht besonders vorgebildet, während die Stadtschullehrer meist Theologen oder doch akademisch gebildete Leute waren.