Vierter Abschnitt. Das 19. Jahrhundert. I. Bis 1844. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint unsere Schule fast immer auf demselben Standpunkte zu stehen. Unser Jahrhundert zeigt eine geradezu be wundernswerte Entwicklung. Schon äusserlich zeigt sieh das aufs deutlichste, am Anfänge zwei überaus dürftige Schulhäuser, eins davon fast eine Hütte zu nennen, am Schlüsse zwei vornehme, prächtige Gebäude mit zusammen nahezu 1 ÖO-Zinnnern, am Anfänge 4 Lehrer, jetzt einschliesslich der städtischen Realschullehrer mehr als 50! Deutlicher als in diesen Zahlen kann sich der Aufschwung unserer Stadt kaum ausdrücken; sie hatte um 1800 ja nur etwa 2000, jetzt hat sie über 15000 Ein wohner; die Klagen des vorigen Jahrhunderts, dass nur dürftige Anfänge von Fabriken sich fänden, sind verstummt, angesehene Fabriken, ja Weltfirmen geben der Stadt den Ruf einer aufstrebenden, rührigen Industriestadt. Für die innere Entfaltung des Schulwesens kommen freilich noch andere Gründe inbetracht ; es ist zunächst das Verständnis und der Sinn der Bürgerschaft für die hohe Aufgabe der Schule und den hohen Wert einer guten Schulbildung, dann die Freudigkeit, für die Schule Opfer zu bringen. Dann kommt dazu eine Anzahl segensreicher Gesetze und Verordnungen, unter denen die Gesetze vom 0. Juni 1835 und vom 26. April 1873 in ihrer eminenten Bedeutung kaum genug gewürdigt werden können. Durch die 1831 gegebene Landesverfassung ward das sächsische Schulwesen einem besonderen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts unterstellt, 1835 traten in den Städten an die Stelle der früheren Inspectores Scholae besondere Schulvorstände. Das Gesetz von 1873 aber brachte die staatliche Schulaufsicht durch Direktoren und Bezirksschulinspektoren, die obligatorische Fort bildungsschule u. a. m. Endlich darf nicht vergessen werden, dass gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Lehrerbildung ganz anders wird, als sie früher war. Als Rektoren amtieren zwar bis in die neueste Zeit hinein Theologen, aber die übrigen Lehrerstellen werden mit Männern besetzt, die auf Lehrerseminaren für ihren Beruf besonders vorgebildet worden sind. Die Lehrerbildung hat dann im Laufe der Jahre ganz gewaltige Fortschritte gemacht, sodass sie mehr und mehr die Lehrer dazu ausgerüstet hat, die Bedürfnisse des bürgerlichen Lebens recht zu erkennen und dementsprechend die Kinder zu erziehen. Grosse Pädagogen, über die hier