— 51 — Herrn Bürgermeister M e r z. Derselbe öffnete mit angemessener Rede die Schule und lud die Lehrer ein, mit ihren Schülern von dem Hause Besitz zu nehmen. Die Weihrede hielt Herr Superintendent Zapf; mit grösster Begeisterung gesprochen, brachte sie bei allen Anwesenden sichtliche Rührung hervor. An sie schloss sich eine Motette, aufgeführt von Herrn Kantor G e o r g i, und der Schlussgesang der Versammlung: Lob, Ehr und Preis an. Nachmittags fanden angemessene Schul feste statt. Der poetische Abschiedsgruss des Rektors Jahn hatte folgenden Wortlaut: Abschied von der alten Knabenschule. Ein Geist durchschreitet kühn das Weltgebäude Und waltet ungesehn im Zeiten Lauf; Allmächtig baut er eine Welt sich heute, Und morgen löst er eine Schöpfung auf. Noch hat er keine Heimat hier gefunden, Noch hat er sich-an keinen Raum gebunden. Die Welt erbebt vor seinem Fittichschlag. Er schafft aus Nichts ein All, aus Nacht den Tag. Die Pyramiden stehen ihm als Zeugen, Sie sind der Grabstein einer Riesenzeit. Geschlechter mussten sich dem Zeitgeist beugen. Und Tempel selbst dem Himmelsdienst geweiht, Sie sind nicht mehr — verödet ist die Stätte, Und das Geschichtsbuch lehrt in weiser Rede: Dem Menschenwerk bringt keine Huldigung. Früh oder spät trifft es Veränderung. Doch schwiegen auch die Bücher der Geschichte, Du, teures Haus, giebst Zeugnis treu und wahr; Wir sehn an Dir die ewigen Gerichte Erfüllet, und es ist uns offenbar: Der Mensch kann hier auf Bleibendes nicht hoffen; Du selbst — für Gott und Himmel hier nur offen — Du bist verwaist, bist der Veränderung Raub; Wir ziehen fort und lassen Dich dem Staub! — Jahrhunderte hast Du die Saat gepfleget, Und mancher gute Baum wuchs hier zum Baum; Jahrhunderte Geschlechter fromm geheget — Und was du thatst, erscheint uns heut als Traum. Die Meister, die im Heiligthum gewaltet, Die Jünger, deren Geist sich hier entfaltet, Den Segen, den Du liebend ausgestreut, All, Alles decket die Vergangenheit. Doch traure nicht! Das ist das Loos der Erde; Es dauert nichts hier eine Ewigkeit. Du schliessest. Dich, damit es besser werde, Zu schwer ist Dir die Bürde dieser Zeit —. Die Hütte, wo sich Mose Gott vertrauet, Der Tempel, den einst Salomo gebauet Und die. Altäre, die die Vorzeit schuf, Sie sanken, Dir gleich, auf des Geistes Ruf.