110 Abteilung II. Fremdenstadt trat aber erst voll in die Erscheinung, als die bekannte Persönlichkeit Herrn Rudolf Sendigs den »Europäischen Hof« übernahm. Gäbe es einen Gasthofadel, so würde Herr Sendig ihm angehören. Aus einer der angesehensten Kauf mannsfamilien Dresdens stammend und mit der Tochter eines ausgezeichneten Hauses verehelicht, mithin den besten Bürger- und Beamtenkreisen ver wandt, hat R. Sendig sich zunächst durch die Villen- und Hotelgründungen in Schandau be rühmt gemacht, welcher anmutige Elbort seiner Intelligenz und Energie jetzt eine Ueberfiille der vornehmsten Gesellschaft verdankt. Dann wurde der noch junge Musterhotelier nach auswärts be rufen , auch nach Berlin, wo er das Continental- Hotel einrichtetc. Nur in Dresden, wo es so nahe lag, entstand ein Sendig’sches Hotel erst jetzt. Man darf annehmen, Se. Maj. der König von Sachsen selbst, der Herrn Sendig bei jedem An lasse Beweise persönlicher Huld gegeben, wird sich über die Errichtung des grossartigen Hotel de l'Europe durch Herrn R. Sendig freuen. Jedenfalls hat man bis zu den höchsten Behörden hinauf die wichtige Neugründung lebhaft gefördert, und heute, kaum einen Monat nach der Eröffnung, ist die vor nehme Gesellschaft der Residenz bereits heimisch in dem Prachtbau. Des Hausinhabers Bild fehlt leider unseren heutigen Skizzen; Herr Sendig lehnte bescheiden sein Porträt ab, trotzdem nach unserer Auffassung des modernen Hoteliers die Persönlichkeit ent scheidet und gerade in sämtlichen Sendigs-Hotcls die Mischung vornehmer Ruhe und peinlicher Sorg samkeit ganz originell hervortritt. An Tempera ment gleicht der im blühendsten Mannesalter stehende Schöpfer des Hotel de l’Europe dem Jüngsten, an Reife und Ruhe dem besonnendsten Alter. Im Verkehr z. B. mit den ihm befreundeten Geistes heroen giebt er sich lebhaft wie diese, bis plötzlich,