der Thür angelangt, klopfte er mit dem goldverzierten Hirtenstabe dreimal an, jedesmal mit den Worten „macht eure Thore auf, ihr Fürsten, und erhebt euch, Thiiren der Ewigkeit, dass der König der Ehren einziehe!“ Jedesmal antwortete von innen der älteste Domherr „wer ist derselbige König der Ehren? worauf der Cardinal wiederum fortfuhr „es ist der HErr stark und mächtig, der HErr mächtig im Streit“ — natürlich alles auf Latein 2 5 ). Beim dritten Male wurde die Thür auf seinen Wink geöffnet; nur von einigen Geistlichen begleitet schritt er hinein mit den gleichfalls dreimal wiederholten Worten „Friede sei diesem Hause und allen die drinnen wohnen!“ Während hinter ihm wieder geschlossen wurde, gieng er zum Altäre, kniete nieder und betete laut: Gott möge diesen heiligen, sich durch die daselbst zu verrichtenden Opfer versöhnen lassen und alle Gebete gnädig erhören. Altäre, Kelche, Becken u. s. f. wurden sodann in üblicher Weise geweiht, d. h. der weihende tunkte die Finger in Wasser, das mit Salz, Wein und Asche gemengt war, bezeichnete den Altar mit vielen Kreuzen, begoss den Boden und besprengte die Wände mit jenem Wasser. Hierauf wurden alle Ecken und Winkel mit grünen Kreuzen gezeichnet, mit Oel genetzt, und Kerzen davor augezündet, auch vor den Altären geräuchert. Lnterdessen hatten die draußen zurückgebliebenen Geistlichen die Litanei gesungen, einige aber von ihnen die aufzustellenden Reliquien in einer kostbaren Lade auf die Achseln genommen und unmittelbar vor der Thür sich aufgestellt, bis drinnen die Weihe vollzogen wäre. Nachdem dieß geschehen und sie die Schwelle überschritten, zeigte der Cardinal der neuen Kirche unter Hinweisung auf die Reliquien ihre Patrone au mit den Worten: diese Kirche werde geweihet und geheiliget im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, zu Ehren Gottes und der Glorwürdigen Jungfrau Maria, und zum Gedächtnis aller lieben Heiligen. — Eine Predigt vor der Thür an das Volk gehalten, vorzüglich Uber die Reliquien und deren reiche Ablasskraft, beschloss endlich das ganze 26 ); und von Stund an nahm der regelmäßige Gottesdienst seinen Anfang, auf den wir unten noch einmal zurückkommen werden, Namentlich mag dieser durch die ausgeführten Gesänge vor ändern Kirchen sich ausgezeichnet haben: denn der musikkundige Kurfürst hielt eine besondere Kapelle, verbunden mit einer Präpa- randenanstalt für tüchtige Sänger, die oft wol über hundert Knaben umfasste und bei den vielen Messen der Gelegenheit zur Uebung nicht entbehrte 2 ’). Aber auf diese beschränkten sich die Worte nicht mehr, die mau in der neugeweihten Kirche vernahm. Kaum ein Jahr früher