Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Titel
Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Untertitel
zugleich ein Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Herzog- und Kurfürstenthums Sachsens; nach dem "Codex diplomaticus Saxoniae regiae", anderen glaubwürdigen Quellen und bewährten Geschichtswerken
18 Burchard (968 bis 970?). bischof Adelgot von Magdeburg schilderte nachgehends 1110 jenen religiösen Fanatismus der heidnischen Sorben in einem an die säch sischen Fürsten und Bischöfe gerichteten Briefe: „Sie greifen uns ieindlich an, besudeln unsere Altäre, und es giebt überhaupt nichts, was das menschliche Gefühl verletzt , das von ihnen nicht vollbracht würde; sie erwürgen unsere Gläubigen, schneiden ihnen das Haupt ab und opfern es ihren Götzen. Sie häuten die abgehauenen Glieder, die Eingeweide und Kümpfe aut und tragen diese Ueberreste hämisch: „Wo ist nun euer Gott? — Todt ist euer Christus! — Es siegt der ruhmreiche Pfipegala!“ Nach dem hartnäckigen Trotze und fana tischen Eifer, womit sie ihrem Götzendienste anhangen, sowie aus dem Umstande, dass dieselben in den Deutschen ihre gefürchteten Bekämpfer und Unterdrücker sahen, für diese aber die sorbische Sprache, welche man bei Verküudigung des Evangeliums gebrauchen musste, meist nur schwer zu erlernen war, kann man leicht erkennen, welche aussergewöhnliche Beschwerden und Mühen die Christianisir- ung der Sorben den deutschen Missionären mochte gemacht haben. Die tiühesten Missionen im Meissner Sorbenlande sollen zwar schon nach der Gründung der Stadt Meissen 934 von König Hein rich I., zum fitesten aber erst 938 bis 948 von Kaiser Otto 1. angebahnt worden sein; doch irrte man in der Annahme, dass die Stiftung des Meissner Bisthums bereits in diese Jahre oder in die Zeit bis 967 zu setzen sei. Das erst 968 vom Papste conlirmirte Bisthum war zugleich dazu bestimmt, in Gemeinschaft mit den neu zu errichtenden Klöstern die Pflanzstätte der christlichen Gotlesver- elnung und Gultur in vielen anderen, damals noch nicht eroberten Sorbengauen, als Milzieni, Lusizi, Selpoli u. s. f. zu werden. Der Umfang des Bisthums Meissen, wozu ursprünglich blos die Gauen Daleminzi und Nisani gehörten 2 ), lässt sich zur Zeit seiner Gründung im Allgemeinen vielleicht schon nach den Bestandtheilen des Magdeburger Sprengels bemessen. Da Otto I. den Markgrafen Wjgbert, welcher das Meissner Sorbenland von 968 bis 978 verwaltete, mit der Inthronisation Burchard’s durch den Magdeburger Metropoliten beauftragte, so kann man daraus schon ersehen, dass nur im Markgebiete Wigberts — also in den Gauen Daleminzi und Nisani — der da- *) Calles fecries ep. Misn. p. 106. — Pfipegala, die Göttin der schaffenden und erhaltenden Naturkrait bei den Sorben, ist dem Gotte der zeugenden und befrach tenden Naturkräfte bei den Römern, den sie Priapus nannten, ähnlich. A. Jung mann, Krok II. S. 368. 2 ) Posse, Die Markgrafen a. a. 0. S. 23.