Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Titel
Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Untertitel
zugleich ein Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Herzog- und Kurfürstenthums Sachsens; nach dem "Codex diplomaticus Saxoniae regiae", anderen glaubwürdigen Quellen und bewährten Geschichtswerken
524 Johann V. (1476 bis 1487). betriebes erworbenen Beiehthum den Neid und Hass der ärmeren Mitbürger erregt. Diese beschuldigten sie, beim Magistrate die Ver wendung öffentlicher Gelder zu ihrem Privatnutzen durchgesetzt zu haben. Die Pfiinner bemühten sich, den Groll der Bürger zu be seitigen und mit ihnen wieder in freundschaftliche Beziehungen zu treten. Indess wollten verschiedene Innungsmeister davon nichts wissen und verklagten die Pfännerschaft bei den erzbischöflichen Bäthen, welche darauf mit allerlei anderen Beschwerden gegen sie auftraten. Auf Neujahr 1479 schrieb Administrator Ernst einen Landtag zu Kalbe aus, wohin die 400 von den Innungsmeistern verklagten Pfänner von Halle geladen wurden. Bischof Johann von Meissen hatte die Entscheidung in jener Sache zu geben, die am 7. Januar getroffen ward und dahin lautete, dass die Pfänner ihre Thalgüter verlieren und dazu den fünften Pfennig der übrigen beweglichen und unbeweglichen Liegenschaften dem Stiftsadministrator zahlen und darauf wieder zu Gnaden aufgenommen werden sollten. Dieser Schied lautete zum Nachtheile der Beklagten und gewährte den Klägern keinen Vortheil, so dass beide Theile damit unzufrieden waren. Unter dessen hatte der Kurfürst auf Ansuchen der Vicarien der Meissner Fürstencapelle seinem Kammerschreiber Hans Gunderode die An schaffung einiger Geräthschäften für jene Capelle befohlen. 1 ) Am 9. Januar kam zwischen dem Administrator und den Pfännern zu Halle ein von unserem Bischof mit unterschriebener zweiter Ver trag zu Stande, wodurch den Inhabern der Pfannen der vierte Theil derselben und die sogenannte „Kothe“ abgetreten wurde. 2 ) Aber erst die neue Begulirung vom 18. März, welche die bisherigen Eechte und Freiheiten der Hallenser Pfänner beschränkte, machte den Unruhen ein Ende. Am 18. Februar starb der Meissner Domdechant Heinrich Oster burg. Auf der runden Metallplatte seines Grabsteines sieht man sein Brustbild mit einem Kelche in der rechten und einer Pergament rolle in der linken Hand, worauf die Worte stehen: „Miserere mei Deus!“ — Am 26. Februar genehmigten die beiden Fürstenbrüder den Verkauf von 80 rhein. Goldgülden jährlicher Zinsen in einigen Dörfern bei Grossenhain an die Vicarie St. Laurenz in Meissen. 3 ) Am 27. April datirt ein Notariats-Instrument-, wornaeh am ge nannten Tage 1 Uhr Mittags in der oberen Stube der Präpositur von *) Cod. dipl. s. R. n. tu. p. 251. 2 ) Lenz, S. 456. 3 ) Cod. dipl. 1. c. p. 252.