— 10 — Unsere so sehr aufs Praktische gerichtete Zeit ist nun bei solchen Forschungen freilich schnell mit der Frage bei der Hand: Was nützt’s? — Der Hinweis auf die mindestens wünsclienswerthe Ausfüllung der Lücken in der Kultur- und Baugeschichte unseres Vaterlandes ist Manchem noch keine genügende Rechtfertigung. Derartige Untersuchungen geben aber nicht nur Auf schlüsse oder doch Fingerzeige über Ursprung, Wan derungen und Vermischung, sondern auch über die Cha raktergrundzüge der Völkerschaften, zu deren Wahr nehmung allerdings philologische oder archäologische Kenntnisse allein nicht immer genügen, die vielmehr oft nur für ein Architektenauge erkennbar sind. Das Stu- i dium ländlicher Wohnsitze kann uns ferner lehren, nicht nur wie genügsam der in einfachen, natürlichen Verhältnissen lebende Mensch zu sein vermag, sondern wie er auch bei aller Beschränkung in den Ausdrucks mitteln einen edeln Sinn für die Formgebung ent wickeln kann, das Material mit dem feinsten Instinkt auszuwählen versteht und die Konstruktion so virtuos auszubilden vermag, dass wir noch jeden Tag davon lernen können. Endlich ist nicht zu unterschätzen, dass die für Wohnhäuser so sehr zu wünschende male rische Schönheit, die es versteht, sich der Umgehung und Landschaft anzupassen, im Gegensatz zu der steifen Regelmässigkeit und mathematischen Schönheit der Monumentalbauten — am besten und ursprünglichsten an den ungezwungenen Bauten kleiner Landstädte und echter Dörfer studirt und gelernt wird. Auch sind sehr viele jener Motive schon der romantischen Stil arten, die den klassischen Bauwerken fremd waren, von Bauwerken des platten Landes (aus der Feudal zeit) übernommen worden; es sei hier nur au diejenigen