Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
153 den inter. historischen Stätten des Landes. Hier wurde am 25. Febr. 1634 Wallenstein durch den Irländer Deveronx ermordet. Ilerselbe Baum, in dem der grosse Feldherr im Schlaf überfallen wurde und die anstossenden Räume bergen jetzt das Egerländische Museum (Eintritt 20 kr.). Man zeigt viele Gegenstände, die sich auf Wallen stein beziehen, so eine der Partisanen, mit welcher er erstochen wurde, ferner ein Portrait des Friedländers, das überaus ernste, harte Züge aufweist und mehrere freilich sehr kunstlose Gemälde, welche die Mordseene darstellen, aber dadurch Interesse gewinnen, dass sie kurz nach der Tbat gemalt, also wenigstens den Glauben an historische Treue beanspruchen dürfen. Ausserdeui viele Waffen, Standarten, kunstvolle Sehlosserarbeiten, alte Stadtpläne und An sichten von Eger, originelle Kleidertrachten aus dem Egerland, Einrichtungen von bäuerlichen Wohn- und Schlafstuben, alte, kunst gewerblich-werthvolle Uhren etc., egerländische Mineralien- und Insektensammlung. Das Stadthaus selbst ist inter. durch alte Kreuzgewölbe, Holztreppen etc. Im Hof liegen 300 Steinkugeln, ein Geschenk Kaisers Ferdinand I. Am Ring liegt auch das Riedel’sclie Haus mit seinem alten durchbrochenen Giebel. Hier speiste einst Kaiser Karl Y., im Stadt hause finden sich noch Zeichnungen des ehemals glänzenden Speise saals. Das Haus No. 17 neben dem Rathhaus schmückt folgende Inschrift: „In diesem Hause wohnte im Jahre 1791 Friedrich von Schiller behufs seiner Studien zur Wallensteintriologie.“ Mitten auf dem Ring der Ringbrunnen mit beaehtenswerthen Figuren. Im Garten des Hotels Kronprinz Rudolph ein Göthe- obelisk. Der grosso Dichter verkehrte hier öfter mit dem Rath Grüner. Die Stadtkirche soll 1111 fertig gestellt worden sein und ihr Uebergangsstyl aus dem Romanischen ins Gothisehe spricht für jene Bauzeit. Die Thürine entstammen dem 15. Jahrh. Im Innern 15 Altäre, welche mit Reliquien (Skeletten) und Gemälden reich ausgestattet sind. Am Hochaltar Gemälde die „Geburt Christi“, links davon „Christus am Kreuz“ von Albrecht Dürer. Der Kreuz gang mit seinen 14 Stationen enthält ebenfalls Reliquien (Skelete von Heiligen).