Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188205275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820527
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-27
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.05.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MeikUrMreW o UN- Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg na- Brand. Beranlwartlicher Redaktem Julius Brau« « Freiberg. ——— I Erscheint jeden Wochentag AbcntzS 6 Uhr für den J«hrga», Inserate werden bis ^rmiMgS 11 Uhr angenom- !! 121.1 Sennabcnd, dm 27. Mai. Nachbestellungen »Ns den, ^ r«1kvrjr»r ni»<! VagjvdlsLt- für den Monat Juni'MU »erden von sSmmtltcheu Postanstalteu wie von der »uterzeichneteu Expedition und den bekauntm Aus gabestelle« iu Freiberg, Braud, Langenau, Halsbrücke Langheuuersdorf und Weitzevbor« zum Preise von 75 Pf. angenommen. Lxpeä. lies „ssrsib. kurviger u. Isgedlstt". Ms dem täglichen Leben. Man kann zuweilen recht seltsame Beobachtungen dar über anstellen, was die Leute praktisch nennen. Es ist eine wahre Freude, überall das Praktische betonen zu hören; und man muß, wenn man so fortgesetzt und allent halben das Lob der Praxis erschallen hört, unbedingt zu dem Glauben kommen, daß wir auf dem besten Wege sind, alles materielle Wohlergehen in Hülle und Fülle bei uns cinkehren zu sehen. Sieht man aber der vielgerühm- tcn Praxis etwas näher in's Auge, so wird die Sache allerdings sehr zweifelhaft; ja man kommt wohl gar zu der Ansicht, daß das Wörtchen „praktisch" nur die Be schönigung für allerhand Liebhabereien und Passionen, nur der Deckmantel für nichts weniger als praktisches Thun und Treiben ist. Meist kann man wahrnehmen, daß diejenigen Leute, welche am meisten ihr praktisches Versahrcn anpreiscn, so unpraktisch wie nur denkbar verfahren. Statt langen theoretischen Auseinandersetzungen wollen wir hier nur einige Exemplare der weitverbreiteten Gat tung der praktischen Leute vorführen. Wir sind über zeugt, jeder Leser wird diese Mustersammlung aus eigener Erfahrung nach Belieben ergänzen können. Da giebt cs praktische Leute, die es sich zur Sünde anrechnen würden, wenn sie bei Einkäufen eine Waare um ein Paar Pfennige theurer bezahlten, als sie in dieser oder jener Zeitung angekündigt oder von diesem oder jenem guten Freunde gekauft worden ist. Für solche praktische Leute spielt weniger die Güte der Waare, als die Billigkeit des Preises eine Rolle; sie kaufen immer das Billigste und freuen sich ihrer Klugheit, wenn ein Nachbar oder guter Freund theurer kauft. Daß aber in vielen Fällen die billigere Waare in Wirklichkeit die th euere ist, weil sie viel früher zu Grunde geht, und daß Schundwaare selbst beim billigsten Preise immer noch zu hoch bezahlt wird, fällt solchen praktischen Leuten nicht ein. Mit der Billigkeit der Waare ist es überhaupt ein eigen Ding. Da giebt es Personen, welche sich herzlich darüber freuen, einen billigen Gelcgenheitskauf zu machen, oder auf einer Auktion irgend einen Gegenstand zum Spottpreise zu erstehen. Es ist wahr, sie brauchen das Ding eigentlich gar nicht; es wäre ihnen auch nicht im Entferntesten eingefallen, dasselbe zu kaufen, wenn sich dazu nicht gerade Gelegenheit geboten hätte. Zu Hause stcht's wohl gar im Wege — aber es ist doch so billig und praktische Leute kaufen nur billige Sachen. Das Wort Franklin's: „Kaufe nur immer, was du nicht brauchst, und du wirst bald nicht mehr haben zu kaufen, was du brauchst," existirt für derartige Menschen nicht. Die praktischen Hausfrauen, welche auf dem Wochen markte wegen zehn Pfennigen eine halbe Stunde lang handeln und darüber zu Hause das Essen anbrennen oder die Kinder allerhand Unheil anrichtcn lassen; die sparsamen Damen, welche sich alle Vierteljahre ein neues Kleid kaufen müssen, um aus den alten Kleidern den Kindern billigere Sachen fertigen lassen zu können, wollen wir nur im Vorübergehen erwähnen. Da giebt es aber weiter auch praktische Männer, welche in allen möglichen Berufs- und Beschäftigungsarten Bescheid wissen. Sie sagen mit Stolz von sich, daß sie in ihrer Hauswirthschaft keinen Hand werker brauchen; was da vorkommt, machen sie Alles selbst; sie ersetzen den Tischler, Zimmermann, Schmied u. s. w. Zwar fehlt es ihnen vielfach an Handwerkszeug; sie müssen sich dieses und jenes erst kaufen; es geht ihnen die Arbeit, weil ungewohnt, auch nicht von der Hand; schließlich fällt sie auch nicht so aus, als wenn sie ein ge schulter Handwerker gefertigt hätte. Aber sie haben doch nach ihrer Ansicht ungemein viel erspart und wieder ein mal bewiesen, wie praktisch sie sind. Wenn sic während der Zeit, welche sie auf diese Arbeit verwandt, in ihrem Berufe gearbeitet hätten, wäre das zwar für sie weit vor- theilhafter gewesen, denn sie hätten dann vielleicht das Dreifache von dem verdient, was sie hier erspart — aber das glaubt keiner dieser praktischen Leute. Eine andere Kategorie sind diejenigen Geschäftsleute, welche ihr Geschäft praktisch auffaffen und deshalb, um Kunden zu gewinnen, möglichst viel die Kneipen frequcn- tiren, oder von der Ueberzeugung durchdrungen sind, daß man heutzutage das Geschäft im Großen anfangcn, also gleich von vornherein den großen Herrn spielen muß, auch wenn man die Mittel hierzu nicht besitzt und erst borgen muß. — Schon diese wenigen Proben werden für den Nachweis genügen, daß das richtige Rechnen gar nicht so leicht ist und nicht so allgemein geübt wird, wie wohl Mancher meinen mag und daß praktische Leute doch nicht so häufig anzutreffen sind, wie man äußeren Erschei nungen und Lobpreisungen nach oft glauben mag. Tagesschau. Freiberg, 26. Mai Kaiser Wilhelm stattete vorgestern Nachmittag in Pots dam der Prinzessin Wilhelm von Preußen im Marmor- Palais einen Besuch ab und kehrte um 6 Uhr von der Station Neubabelsberg aus nach Berlin zurück. Den Abend über verblieb der Kaiser im Arbeitszimmer. Gestern Morgen nahm der Kaiser zunächst einige Vorträge ent gegen und begab sich, begleitet vom Fürsten Alexander von Bulgarien, welcher gestern aus Petersburg in Berlin cingctrofsen und daselbst im Schlosse abgestiegen ist, nach Potsdam. Auf dem Bornstädter Felde besichtigte der Kaiser im Beisein des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl die erste Garde-Jnfanterie-Brigade. Nach Beendigung der Besichtigung kehrte der Kaiser nach Ber lin zurück. Heute findet auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin die große Frühjahrs-Parade über die Regimenter des Gardekorps der Berliner Garnison statt. — Die ge schäftliche Disposition des Reichstages soll dem Ver nehmen nach so getroffen werden, daß derselbe noch vor Ende Juni seine Sitzungen beendigen kann, auch ist nicht unwahrscheinlich, daß mit Schluß des Reichstages eine Zwischenkommission für die Bcrathung der sozialpolitischen Gesetzentwürfe eingesetzt werden dürfte. — Der „Rcichs- und Staats-Anzeiger" veröffentlicht das Gesetz, betref fend den Erwerb des Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Unternehmens für den Staat. — Die Frage, ob und welche Steuerreform an Stelle des voraussichtlich nicht realisirbarcn Monopolprojektes treten werde, beschäftigt gegenwärtig die Zeitungen besonders leb haft. Es wird mit Bezug hierauf gemeldet, daß Seitens der Reichsregierung, sowie besonders des preußischen Staats ministeriums umfassende Berathungen über die Steuer reform für den nächsten Herbst geplant seien, mit dem Hinzufügen, daß im Finanzministerium sogar schon ein hierauf bezüglicher Plan, betreffend die direkten Steuern für Preußen, ausgearbcitet worden sei, der von dem Finanzminister Bitte, dem Reichskanzler vorgelegt und in den Grundzügen von dem Letzteren durch aus gebilligt wurde. Es soll sich dabei unter Anderem um auch die Einführung einer Kapitalrcntensteuer handeln. — In den letzten acht Tagen ist der Garantiefonds für die zu rekonstruirendeHygienc-Ausstellunq von 150000 Mark auf 200 000 Mark gestiegen. Biele der alten Z^ SLrE-E Die österreichische Finanzimmster-Krists ist noch norstcbende Ernennung des Grafen Szechen als ganz sicher betrachteten- Gestern hieß es, der b'sherigeDirektor !m Ministerium des Auswärtigen, Herr v. Kallay, wurde der Nachfolger des Herrn v. Szlavy werden. Diese neue Version ha?insofern Bedeutung, als die Person des Herrn v.Kallay in Bezug auf das zukünftige ^erhaltmtz Bosniens und der Herzegowina zu Oesterreich als Präjudiz für die Annexion dieser beiden Provinzen aufgefaßt werden könnte. Man glaubt daß dieselbe nur mehr eine Frage der nächsten Zeit sei. Die Nachricht jedoch, daß die Ernennung des Herrn v. Kallay zum gemeinsamen Flnanzmlnlfter bereits bcvorstehc, wird nach den neuesten Meldungen als verfrüht bezeichnet; cs seien mit Kallay noch nicht einmal Unterhandlungen angeknüpft worden und sicher scheine nur daß von ungarischer Seite diese Ernennung «ewun cht werde und deshalb glaube man auch, daß es schließlich dazu kommen werde. — Augenblicklich herrscht unter den politischen Parteien Oesterreichs eine außergewöhnliche Be wegung. Wie cs heißt, ist nämlich ein Nestor der Liberalen, Ur.' Fischhof, im Begriffe, eine neue Parteigruppe zu bilden, welche die Versöhnung der verschiedenen Nationali täten auf Grund gewisser Zugeständnisse auf ihr Pro gramm setzen und dadurch die bisherige Vcrfassungspartel bei Seite schieben würde. Einstweilen läßt sich noch nicht erkennen, welchen Erfolg dies« Bemühungen bis jetzt gehabt haben. — Es bestätigt sich, daß Graf Beust in den Ruhestand tritt, und in Paris durch den bisherigen Botschafter in Rom, Graf Wimpffen, ersetzt werden soll. Der Kaiser ertheilte dem Grafen Beust die Genehmigung seines Pensionsgcsuches in einem Handschreiben, welches die Verdienste desselben um Oesterreich Ungarn in warmen Worten anerkennt. - Das Abgeordnetenhaus nahm das Gesetz an, welches die österreichische Gesellschaft des rothen Kreuzes zur Aufnahme eines Lottoanlehens von 6 Milli onen ermächtigt, ebenso den Gesetzentwurf betreffend die Regulirung der Donau in Ober-Oesterreich. — — Wie offiziell gemeldet wird, wurden, um die Krivoszie von den erneuert in den Nordthcilcn auftretenden Insur genten zu säubern, Streifungen gegen Bjclagora vorge nommen, wobei aus Pazua 1b Insurgenten vertrieben wurden. Inzwischen ist aus Ccttinje die Mittheilung ein- gclangt, daß am 25. Mai Insurgenten aus der Krivoszie bei Ledenice, Ubli und Orahowaz nach Montenegro über traten, woselbst sie entwaffnet und nach Nicsich abgeführt wurden. Auch Zubraner und Kruzevicancr Insurgenten sollen am 22. Mai nach Montenegro übcrgelreten sein. Da militärischerscits die Bestätigung noch fehlt, werden die Streifungen fortgesetzt. — Die Ässentirung der Stadt Serajcwo ist in musterhafter Ordnung beendet. Die Re kruten durchzogen jubelnd die Stadt. — Das ungarische Unterhaus beendete die Generaldebatte über die Bedeckung des Pazifikationskredits. Ueber diplomatische Berathungen zwischen deutschen und italienischen Staatsmännern bei Gelegenheit der Gotthard- festlichkeiten wird mehreren Zeitungen von einem an scheinend unterrichteten Gcwährsmanne Folgendes mitge- theilt. „Hinter dem glänzenden Schaugcpränge der Feste welche zur Eröffnung des Gotthardmnnels stattfindcn verbirgt sich in tiefer Stille und fast unbemerkt von der Oeffentlichkeit eine Diplomatenbegegnung, die zu den be deutsamsten in den politischen Evolutionen der unmittel- Flüren, dürfte. In Mailand trafen Gras Hatzfcldt, der provisorische Leiter unseres Auswär- ttgen Amtes, und Manenn, der italienische Minister des Auswärtigen, zusammen, und wer an dem Gewichte, welches "och zweifeln wollte, den müßte der stattliche diplomatische Generalstab beider Staatsmänner dmtschciiBoO^ Hatzfcldt war von dem eÄ m Rom, Herrn von Keudell, begleitet, K" Mancini seinerseits von dem Generaldirektor M Mmisterlum, Herrn Malvano. Die Anregung m wohl von dem römischen'Kabinet aus- gegangen. Man hat zur Genüge Kenntniß von der I Verstimmung, welche die Haltung Deutschlands in der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite