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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820722
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-22
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.07.1882
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MMHyeiU Sonnabend, den 22. JÄi. zu wollen, welche Lösung von den noch gefunden werden wird. Aber über die Stellung derselben im vielleicht nicht überflüssig sein, da niß der sich in Egypten fernerhin Mächten schließlich einige Bemerkungen Allgemeinen mögen sie dem Verständ- noch vollziehenden der WM und beträgtder oder deren Ereignisse zu dienen geeignet sein könnten. Die Macht, welche in erster Reihe in Frage kommt, It England. Die Verantwortlichkeit für den Verlauf der eingctretenen Krisis trifft ausschließlich die englische Regierung, welche die Krisis hervorgerufen und deren Auftreten in Egypten noch heute allgemeinste Aufmerksam keit herausfordert. Auf die Frage: warum die englischen Staatsmänner, welchen man sonst eine besondere Vorliebe für kriegerische Abenteuer nicht nachsagen kann, die Dinge am Nil so weit getrieben, daß sie bei dem jetzigen Chaos anqelangt — auf diese Frage kann man zur Zeit noch keine vollständig erschöpfende Antwort finden. Aber daß die augenblickliche Lage am Nil von England geschaffen ist und also die englischen Staatsmänner die Verant wortung für Alles tragen, was sich daraus noch entwickelt, kann Niemand ableugnen. Auch davon kann keine Rede sein, als ob England durch die Ereignisse am Nil ge zwungen gewesen sei, das zu thun, was es gethan hat. Alle bisherigen Ereignisse waren nur Vorwand für das englische Auftreten, aber nicht der eigentlich zwingende Grund. England hat schon Vieles in der Welt ruhig geschehen lassen, ohne daß etwas mehr vergossen worden wäre, als einige Dinte in den Redaktionsbureaux der englischen Zeitungen. Warum hätte es also jetzt plötzlich die Dinge so ernsthaft nehmen sollen, wenn es nicht noch andere Gründe, als die äußerlich erkennbaren, für sein Handeln gehabt? Daß die Unterstützung der Interessen von Besitzern englischer Papiere, die Besorgniß um den Suezkanal, die Sympathie für den Khedive, der Schutz der in Alexandrien lebenden Europäer — alles zusammengenommen nicht hinreicht, um das kriegerische Auftreten Englands zu er klären, wird Jeder zugeben, der da beobachtet hat, wie wenig Neigung John Bull von jeher gezeigt, für andere Leute und um bloßer Sympathien willen auch nur das geringste Opfer zu bringen. Gute Rathschläge und freund liche Ermahnungen zu crtheilen ist England stets bereit, weil das nicht viel kostet; aber in die Tasche zu greifen und wohl gar zu schießen, dazu gehört bei dem Reiche, welches den Präsidenten seiner Volksvertretung auf einen Wollsack setzt, weit mehr als bloße Sympathie oder irgend ein humaner Beweggrund. Auch der Suezkanal allein wird jene Ursache nicht bilden; denn England weiß recht gut, daß selbst ernste Ereignisse in Egypten diese Wasser straße nicht gefährden können, weil eben alle Mächte ge meinsam bei der Offenhaltung derselben betheiligt sind und daß es sich deshalb kaum empfiehlt, noch ehe die Mächte sich geäußert und England mit der Ausführung ihrer Be schlüsse beauftragt haben, auf eigene Faust vorzugehen und Verhältnisse zu schaffen, die eines schönen Tages doch den Die Dinge im Orient. Es ist schwer vorauszusagen, welchen Verlauf die Dinge im Orient nehmen werden. Dort ist, wie man zur Genüge weiß, das Unwahrscheinlichste oft möglich. Alle diplomatischen Affairen, welche daselbst bisher angesponnen wurden, haben immer wieder auf's Neue den Beweis ge liefert, wie unberechenbar dort Alles ist. Wäre dem nicht so, dann würde die hundertmal schon beobachtete Erschei nung unerklärlich sein, daß im Orient zuweilen die Kunst der geriebensten Diplomaten zu Schanden wird. Jedenfalls werden wir uns hiernach auf eine lang wierige und vielleicht an überraschenden Wendungen noch reiche Entwickelung der Angelegenheit gefaßt machen müssen. Es wäre ein vergebliches Bemühen, ergründen und Tageblatt. » Amtsblatt für die königliche» and städtische» Behörde« zu Freiberg „ . . Erscheint jeden Wochentag Abend» « Uhr für den 1 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Ps., -U. vO* zweimonaüich 1 M. 50 Ps. u. eimnonatl. 7b Ps. Tagesschau. Freiberg, den 21. Juli. Nachdem ziemlich acht Tage vergangen, daß die Mächte vergeblich auf die Antwort der Pforte wegen der türkischen Intervention tu Egyptm warten, und nachdem England sich soeben anschickt, dort mit einem Expeditions-Heere zu landen, kommt endlich doch eine Nachricht aus dem Kabinet des Sultans. Eine Antwort freilich auf die vor gelegte Frage ist es nicht, sondern jedenfalls ein raffinirter Kniff, die Sache abermals in die Länge zu ziehen. Die Pforte erklärt sich nämlich bereit, an der Konferenz theil zunehmen. Das betreffende Schriftstück lautet: Der Unterzeichnete befindet sich im Besitze der Note vom 15. Juli, welche die Absendung türkischer Truppen nach Egypten verlangt, die durch die gegenwärtige Lage des Landes geboten erscheine. Wenn die ottomanische Regierung sich bisher nicht entschlossen hat, aus eigener Initiative Truppen an Ort und Stelle zu entsenden, so liegt der Grund darin, daß sie, wie leicht begreiflich, sich der Ueberzeugung hingab, daß die Maßregeln der Strenge vermieden werden könnten. Vertrauend auf die Bemühungen der Mächte für Wiederherstellung der Ordnung und auch dieses Mal mit Genugthuung Akt nehmend von der Achtung, welche die Mächte feierlich und wiederholt für die unbestreitbaren und unbestrittenen Souveränetätsrechte des Sultans auf Egypten bekundet haben, hat der Unter zeichnete die Ehre, auf Befehl des Sultans die Botschafter m Kenntniß zu setzen, daß die Pforte einwilligt, an der Konferenz theilzunehmen, welche gegen- wartrg m Konstantinopel einzig und allein für die egyp- tlschen Angelegenheiten und zur Erörterung und Feststellung der Maßnahmen versammelt ist, die nothwendig sind, die des normalen und regelmäßigen Zustandes in Egypten sicher zu stellen. gez. Said Pascha, friediauna 1 -Mnehmen, daß die Konferenz hohe Be- ''euen Schachzug der türkischen wäktsmb e^ °der die Engländer gar am Vor- nach den Immerhin aber wird man sich bestimmen trok ni^^Wen haben, welche die Pforte jetzt doch noch' beizutre^ der Konferenz nun Greten. Am nächsten liegt es, an die auf- Engländern theuer zu stehen kommen könnten. Der klassische Grund, welchen die .Times" lüngst anführt^ ß die Flotte doch nun einmal vor Alexandnen gewesen wird auch schwerlich als durchgreifend angesehen können. Was spielt also hinter den Kouliffen? Wir sind, wie gesagt, auf Bermuthungen angewiesen, aber kaum dürfte es fehlgegriffen sein, wenn man den Be lauf der Ereignisse mit dem Bestreben ^nglan Zusammenhang bringt, Frankreich in aller Freundschas aus's Trockene zu setzen. In Bezug auf die afrikanische Politik besteht zwischen England und Frankreich ein unversöhnlicher Gegensatz schon seit Jahrzehnten. Man weiß, daß der Traum des ersten Napoleon, das Reich Alexanders des Großen zu erneuern, der ihn bis an die Pyramiden führte, die dauernde Femd- seligkeit Englands gegen den Eroberer erzeugte. Den europäischen Kontinent hätte man ihm allenfalls überlassen, das Schicksal der Bewohner des europäischen Festlandes kümmerte den britischen Löwen nicht im Geringsten. Aber von den fremden Erdtheilen sollte Napoleon die Hand lassen; jeden Versuch, dort Fuß zu fassen, betrachtete Eng land als dreisten Eingriff in seine Machtsphäre. So war s zu Anfang dieses Jahrhunderts, so ist es noch heute! Nun ward Afrika in der letzten Zeit derjenige Erdtheil, auf welchem Fuß zu fassen der Wetteifer der Nationen sich anschickt. Bis jetzt ist noch nicht viel über die An strengungen der einzelnen Völker daselbst gesprochen worden, denn jede Nation macht dies am liebsten in der Stille ab. Aber England verfolgt alle diese Bestrebungen mit eifersüchtigen Augen und setzt Alles daran, die anderen Völker möglichst zu verdrängen. Die Franzosen, welche in Zcntral-Afrika neuerdings recht tüchtige Anläufe zur Ausdehnung ihrer Machtsphärc gemacht, deren Auftreten in Tunis gleichfalls einen Wegweiser für ihre künftige Politik bildet und denen überdies im vorigen Jahre von der deutschen offiziösen Presse ganz offen der Rath gegeben wurde, eine kühne afrikanische Politik zu treiben, sind nun aber in ganz besonderem Grade der Gegenstand des eng lischen Argwohns. Die Verwirrung, welche in Egypten seit Jahren herrscht, mag im Kabinet zu London die Be fürchtung hervorgerufen haben, Frankreich könne eines Tages das in Tunis aufgeführtc Spiel von Neuem wieder holen und England dann das leere Nachsehen haben. Da beschloß denn — so vermuthen wir, ohne cs natürlich be weisen zu können — das englische Kabinet, den Franzosen in aller Freundschaft einen Stein in den Weg zu werfen. Es suchte mit Frankreich eine Verständigung bezüglich der egyptischen Frage und bot ihm an, gemeinschaftlich mit ihm und zu beiderseitigem Vortheil diese-Frage zum Aus trag zu bringen. Es gehörte kein großer Scharfsinn dazu, um heraus zu finden, daß dieses Bündniß unnatürlich war; denn England und Frankreich haben in Afrika eben entgegen gesetzte Interessen und können auf die Dauer dort gar nicht zusammengehen. Aber die französischen Staats männer waren doch naiv genug, sich eine Zeit lang auf die Sache einzulassen. Jndeß bald wurde die Angelegen heit so gefährlich, daß Frankreich doch stutzig wurde und sich von seinem neuen Verbündeten trennte. England hatte die Flottendemonstration in's Werk gesetzt und damit Frankreich in einen recht gefährlichen Handel verwickelt; denn die französische Republik hatte sich da gemeinsam mit England in einer Weise engagirt, welche die Franzosen in kriegerische Abenteuer ohne Ende stürzen konnte. Da end lich gingen den Staatsmännern in Paris die Augen auf- sie zogen sich zurück. Der fein ausgeklügelte Plan Glad- stone's ging in die Brüche; er hatte augenscheinlich beab sichtigt, die Franzosen zu einem recht unbesonnenen Vor gehen zu reizen. An der Seite Englands, und von diesem immer ermuthigt, sollten die Franzosen in Egypten recht K„g° d« m sth-m Franzosen u» ö . Republik Wären tausenderlei L? «v U.n°d --- -e-.«« E Aber^reckttcitig erkannten die französischen Staats- in welche sie sich begeben, und schwenk- männer die Gefahr, m "' ten ab. Nun war England lsourt! ES m,ch y sich in der Meinung, daß die zuwartende Haltung der anderen Mächte und die Unentschlossenheit Frankreichs ihm An Raum in Egypten lassen werde - auf eigene Faust vorzugehen. Daher stammt die Wendung welche die Dinge in und vor Alexandrien genommen Aber wie sich Gladstone schon bisher gründlich verrechnet so könnte chm auch durch seine fernere Rechnung em dicker Strich ge macht werden. Einestheils dürfte er sich dann täuschen, daß die europäischen Mächte ihn ruhig gewahren lassen ; gerade ihre bisherige Zurückhaltung läßt viellecht darauf schließen daß im gegebenen Augenblicke der Widerstand, dem er begegnen wird, um so energischer auftreten werde. Sodann aber könnte Las, was er für Frankreich in Nord afrika herbciführen wollte, leicht in Indien passiren. Denn daß die indischen Mohammedaner die in Alexandrien ein getretenen Ereignisse so ruhig hinnehmcn sollten, scheint uns durchaus nicht wahrscheinlich. Wenn es noch dazu kommt, die Gläubigen um die „Fahne des Propheten" zu schaaren, dann wird England noch Wunderdinge erleben.
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