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Der Grenzbote : 27.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190404271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19040427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19040427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-27
- Monat1904-04
- Jahr1904
- Titel
- Der Grenzbote : 27.04.1904
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WM M Anzeiger s Der renzbole Jnscrale von hier und aus dem Verbreitung-- k bezirk werden niit 10 Pfg-, von auswärts mit s 15 Psg. die 4 mal gespaltene Gnmdzeile oder s deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr i für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamcn die Zeile 20 Psg. Z für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus- bezahlbar, 1 Mk. Lo Psg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. k Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Meyer irr Adorf. Fernsprecker Nr. 14 Hierzu Sonntags die illnftr. Gratisbeilage „Der ^ertspiegel". Fernsprecher Nr. 14, 96 Mittwoch, de« 37. April 1904.Jalsrg. 69. Deutscher Reichstag. Der Reichstag beschäftigte "sich gestern mit dem Gesetzentwurf, betr. die Zinsgarantie für den Bau der Bahn von Dares-Salam nach Mrogoro. Die Vorlage sand ini ganzen eine günstige Aufnahme. Grundsätzliche Bedenken äu ßerten nur die Abgg. Dr. Müller-Sagan (fr. Vp.) und Ledebour (Soz.). Wahrscheinlich hätte sich sogar die Verweisung an eine Kommission als überflüssig erwiesen, wenn nicht die Spur weite der Bahn von 1,06 aus 0,75 herabgesetzt worden wäre. Die Beratung eröffnete Kolonial- direktor Dr. Stützet, der die Notwendigkeit der Bahn zur Erschließung des Landes und Festig ung der deutschen Herrschaft nochmals nachwies. Diesen Bemerkungen stimmten die Abgg. Graf Stollberg (kons.) und Dr. Paasche (nl.) zu, nur bedauerten sie Lie Verringerung der Spurweite. Auch die Abgg. Schwarze-Lippstadt (Zentrum), Schröder (frs. Vgg.), Graf Arnim und Dr. Arendt (Rp.) traten für den Entwurf ein, wäh rend Abg. Dasbach (Zentr.) Bedenken geltend machte. Die Vorlage wurde schließlich der Budget komm issivn überwiesen.Nunmehr wandte sich das Haus zur ersten Beratung des Ent wurfs betr. die Aufnahme einer Anleihe für Las Schutzgebiet Togo zum Zwecke des Baues einer Balm von Lome nach Pa'lime. Nach längerer Erörterung, in der abermals die Vertreter der Sozialdemokratie und der freisinnigen Volks- Partei sich ablehnend äußerten, wurde auch diese Vorlage der Budgettommissiou überwiesen und die Sitzung auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Schluß 6 Uhr. Politische SLunvschau. Berlin, 25. April. Bei der heutigen 3. Beratung des Eisenbahnetats im Abgeordne tenhaufe erklärte Minister Budde, daß er so eben ein Telegramm des Kaisers erlhalten habe, Lurch welches der Jiuanzminister ermächtigt werde, dem Abgeordneteuhause bereits in den nächsten Tagen einen Gesetzentwurf vorzulegen, der drei Millionen für die soziale Wohlfahrt der Eifenbahnbeamten verlangt. Berlin, 25. April. Der als Befehlshaber Les Marine-Expeditionskorps nach Südwest afrika entsandte Oberst Dürr ist auf der Rückreise nach Deutschland begriffen und wird in 10—14 Tagen hier ivieder eintreffcn. Was feine Rück- berufuug veranlaßt hat, ist noch nicht bekannt geworden. Sollte sie nicht Lurch schwere Er krankung notwendig geworden sein, so könnte nur auf eine tiefgehende Disharmonie zwischen Oberst Dürr und Lem Gouverneur Leutweiu ge schlossen werden. Die Temperamente dieser bei den Offiziere werden als sehr verschiedene ge schildert. Während Oberst Leutwein eine ruhige kühlere Natur ist, soll Oberst Dürr von einer mit starken, Eigenwillen gemischten Lebhaftig keit sein. So verschiedene Temperamente ergän zen sich natürlich nicht immer. — Ueber den Hereroausstand hat der frühere Generalbevollmächtigte der Deutschen Kolonial- gefellschast für Südwestafrika, Dr. Rhode, der mehrere Jahre sich in diesem Schutzgebiete auf gehalten, im Verein Berliner Agenten ge sprochen. Er erklärte nach der „Boss. Ztg.": Der Gouverneur hielt die Verhältnisse für so friedlich, daß er Lie Geschütze einer Gebirgs batterie zur Ausbesserung nach Deutschland zu schicken wagte. Als im Januar die Ersatztrup pen hinausgesandt wurden, verstaute mau die Gewehre im untersten Schiffsraum, sodaß man nach, der Ankunft in Swakopmnnd — mittler weile war der Ausstand ausgebrochen — meh rerer Tage bedurfte, bevor die Geivchrc au Land gebracht werden konnten, lind als Oberst Leutwein während feines Heimatsurlaubs im -vergangenen Jahre vom Kaiser empfangen wurde, sagte er: „Eure Majestät können nach Südwcstafrika kommen und Ihr Haupt getrost in jedes Untertanen Schoß legen." Im Schutz gebiete ging das Wort, inan könne mit einem Spazierstocke durch Las Hererolaud marschieren. Dr. Rhode erblickt den Grund sür den Aufstand in erster Linie in dem heimtückischen blutdürsti gen Charakter der Eingeborenen. Nichts sei we niger begründet, als wenn man den Aufstand als einen Kampf der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker ausgebe. In Missionskrcisen hrbe man nach dem Ausbruch des Aufstandes über die Tatsache hinweggeheu wollen, daß die Mis sion unter den Herero wenig Erfolg gehabt habe. In Regierungskreisen habe man nicht einge- stsheu mögen, daß sich die bisher befolgte Politik nicht bewährt hat. Darum habe inan die Kauf leute für den Ausbruch des Aufstandes verant wortlich zu machen gesucht. Das sei falsch. Konstantinopel, 25. April. Der Gene- ralgouverneur von Bitlis meldet der Psorte telegraphisch, daß armenische Missetäter die mu selmanische Ortschaft Latchghian, fünf Wegstun den von Musch entfernt, angegriffen und dort Greueltaten an Einwohnern, Männern, Frauen und Kindern begangen hätten. Lertlrches uns Sächsisches Adorf, 26. April. Eine Protestversamm lung hatte der Zweigverein Adorf des Evan gelischen Bundes für gestern abend im Schützen haussaale anberaumt, zu der sich die Spitzen der kaiserlichen, königlichen und städtischen Be hörden, die Vertreter der Geistlichkeit sowie Da men und Herren in ansehnlicher Zahl eingcfun- den batten. Nach dem vom Gesangverein Lieder kranz zu Gehör gebrachten Chorgesang „Gott grüße Dich" ergriff Herr Bürgermeister Kümnitz das Wort, um auf die Gefahr lstnzuweiseu, die durch Aufhebung Les Z 2 dem Protestantis inus und dem ganzen Deutschen Vaterland drohe. Durch ihr Erscheinen hätten die Anwesenden ihr Interesse an der Sache bekundet, wofür Herr Bürgermeister Kümnitz ihnen herzlichst daulte. Sodann erteilte er Herrn Pastor Gocht aus Zwickau das Wort, der in> längerer, leicht faßlicher Form und gewandter Ausdrucksweise folgendes ausführte: Wir steheu vor einer ge fährlichen Wendung in der Geschichte. Wäh rend die frühere preußische Regierung die Je suiten' vertrieb, hat die jetzige den Jüngern Loholas die Pforten ivieder geöffnet und da durch Preußen zum Schleppenträger Les Papst tums gemacht. Die höchsten Spitzen der"«.Ge sellschaft bezeigen dem Papsttum ihre Revereuz, Graf Waldersee besuchte den Jesutteugeneral in Rom, und Minister Sindt liefert die deutsche katholische Jugend den unlMlvollen Einflüssen der marianischeu Kongregationen aus, und auch Graf Bülow zieht seinen Kanzlerhut vor dein Jesuitenhut, und schafft den Vätern der Gesell schaft Jesu freie Bahn im deutschen Lande. Ter Reichskanzler har dadurch den deutschen Pro testanten eine Schmach zugefügt, die sie ihm nicht vergessen werden können. Wenn der zweite Nachfolger unseres Eisernen Bismarck in sei ner Verteidigungsrede sagte, die jetzigen kon fessionellen Verhältnisse in Deutschland gestat teten die Aushebung des H 2, so mag daS seine persönliche — allerdings merkwürdige — An sicht sein, aber daß er trotz des lebhaften Wider spruchs des deutscljen Protestantismus, trotz der flammenden Proteste aller deutschen Kircheu regierungen, diese einfach unbeachtend, den rö mischen Gelüsten gegenüber nachgab, könne man ihm picht verzeihen. Nach Bülows eigenem Ausspruch habe er Preußen gleich für den Plan gewonnen: die anderen Buudesc c gie r u n g e u so- tveit zu bringen, sei ihm erst nach einem Jahr gelungen. Wer drängte ihn denn dazu, sich für den Jesuitismus so ins Zeug zu legen? Das Zentrum und sein Lem Zentrum gegebenes Wort. Bülow suchte den ins Augesicht geschla genen Protestantismus mit der Versicherung zu beruhigen, daß § 1 des Jesuitengesetzes nicht aufgehoben würde, aber wie kann er jetzt in pro testantischen Kreisen noch Glauben finden, nach dem er sich dort des Vertrauens zu ihm selbst beraubt hat! In seiner unglücklichen Verteidig ungsrede sagt Bülow, die Aushebung des Z 2 sei keine Verletzung der Staatsinkeresseu, sei keine Verletzung der Interessen der evangelischen Kirche, sei keine Verletzung der Grundbedingung der deutschen Kultur. Ja, ist es denn keine Ver letzung der Staatsintcressen, wenn die Kluft zwischen der evangelischen und katholischen Be völkerung vergrößert wird, wenn die Bevölker ung das Vertrauen zum Bundesrat verliert? Sind nicht Lie Interessen der evangelischeu.Kirclw verletzt, wenn die Jesuiten ihr Werk der Ent zweiung der bisher friedlich zusammenlebenden Katholiken und Protestanten ivieder in Angriff nehmen, und dadurch die Ursachen eines 30jäh- rigen Krieges wieder beraufbeschwöreu? Ver letzen die Väter der Gesellschaft Jesu — wie sich Lie Jesuiten unberechtigter Weise nennen — nicht die Grundbedingungen deutscher Kultur, wenn sic Lie Geistcssreiheit unterdrücken und den Fortschritt hemmen? Soll das Volk schwei gen .Und Herrn Bülows glänzende Diplomatie bewundern? Was Bülow in Zukunft bringt, wissen wir nicht, wir haben von der Vergangen heit genug. Ter Reichskanzler hat das Ver trauen verloren. Was sagt Bülow dazu, daß im Jahre 1872 selbst ein Katholik, der bekanute Abgeordnete Windthorst, die Anklage gegen Leu Jesuitismus erhob und begründete, daß der Orden staats-, reichs-, kultur-, sreihcits- und friedestörend sei? Als dem Grafen Bülow Lie Erregung der Protestanten über die Aushebung des Z 2 zu Ohren kam, habe er geäußert: „Wo brennts denu? In Sachsen ist man wohl hyste risch?" Ueber solclje ernste Dinge zu witzeln, sei wohl nicht angebracht. Wenn Bülow ging und sich in den wohlverdienten Ruhestand be gäbe, würde ihm wohl keiner eine Träne nach weinen. Kurz nach der Aufhebung des § 2 brachte eine bedeutendere elericale italienische Zeitung einen großen Jubelhymus auf Zentrum und Jesuiten, ans das mächtige Deutsche Reich, auf deu Deutschen Kaiser und den Bundesrat. Ist es nicht traurig, daß das mächtige Deutsche Reich seine Macht zu Gunsten Roms verwendet ! und nicht sür den größeren Teil seiner Bewoh ner. Es fällt einem schwer, noch „Deutschland, Deutschland über alles in der Welt" zu singen, aber wir wollen es doch tun unter Erfüllung der Bedingung, „wenn es fest zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält". Wir Sachsen können stolz sein, daß wir in unserer Regierung einen starken Schutzdamm gegen jesuitische Sturmläuse besitzen. Das protestantische Volk des Reiches muß sich selbst helfen. Wir wollen uns alle zusammenschließen im Evangelischen Bund und Bülow Lie recht!' Antwort geben. Wir fürchten uns nicht, ein feste Burg ist unser Gott! Stürmischer Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen, denen bereits vorher durch laute Bravorufe häufige Zustimmung zu teil wurde. Die erste Strophe dieses kernigen Lutherischen Trutzliedes wurde gesungen. Im weiteren Ver lauf sprach auch Herr Pastor Wappler und ver breitete sich über das unheilvolle Wirken der An- lmn.ger des Ordens Loyolas. Ter prophetische Ausspruch des Jesuitengencrals Franz Borgias „Wie Lämmer haben wir uns eiugeschlichen, wie Wölfe Hausen wir, wie Hunde werden wir ver trieben, wie Adler verjüngen wir uns" erfüllt den Vaterlands- und Volkssceund mit Bangen. Sollten diese Worte jetzt bei uns in Erfüllung
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