Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188507144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850714
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-14
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.07.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- LrscheiM jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den Uy 1 »iß I andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. bO Pf. und einmonatlich 7b Pf. rate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- MH FH Sk und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile H FHFHjH oder deren Raum 15 Pf. Ws men 38. Jahrgang. - Dienstag, den 14. Juli. reiMgerI^^ und Tageblatt. Amtsblatt für die Miglichcn und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Braun in Freiberg. Bericht der Handels- nnd Gewerbe kammer zn Dresden. i. In dem jetzt erschienenen Bericht der Dresdner Handels« und Gewerbekammer wird die allgemeine Lage des Handels und der Gewerbe in dem Jahre 1884 in folgender Weise, geschildert: „Aehnlich wie im Vorjahre sind wir von gröberen wirthschaftlichen Krisen verschont geblieben. Trotz tieseinschneidender gesetzgeberischer Neugestaltungen im eigenen Lande und obschon Kriege und Epidemien einzelne nicht unwichtige ferne Absatzgebiete deutscher Erzeugnisse heim suchten, hat sich die Handels- und Gewerbethätigkeit des Kammerbezirks weiter entwickelt, ohne für die allernächste Zukunft Anlaß zu ernsten Besorgnissen in der Richtung zu bieten, daß eine schnelle rückgängige Bewegung, ein Nieder gang des Wohlstandes der gewerb- und handeltreibenden Bevölkerung bevorstünde. Gute Ernten im Jnlande wie in den maßgebenden fremden Produktionsgebieten, wenig getrübte politische Verhältnisse in den europäischen Staaten, neu angeknüpfter und erweiterter Ausfuhrverkehr mit ein zelnen .überseeischen Ländern haben zur Sicherung unserer volkswirthschastlichen Verhältnisse und weltwirthschastlichen «Beziehungen ihr Theil beigetragen. Andererseits ist die > Ausfuhr der Erzeugnisse unserer Großindustrien nach den wichtigeren europäischen Staaten wie nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika durch hohe Zölle vielfach stark beeinträchtigt, in einzelnen Zweigen gänzlich lahm gelegt. Die amerikanische Eisenbahn- und die deutsch - österreichische Zuckerkrisis haben ihre Schatten auch in unseren Jndustrie- bezirk geworfen; die in Italien, Frankreich und Spanien vorübergehend aufgetretene Cholera, die Geldkrisis in den Donauländern haben den Verkehr nach und von diesen Ländern erschwert. Das lange Jahre regelmäßig abge wickelte Geschäft mehrerer Fabrikfirmen des Bezirks nach England gestaltete sich schwieriger und dürfte sich dauernd in dem Maße abschwächen, in welchem der direkte deutsche Verkehr nach den überseeischen Ländern und speziell nach > den englischen Kolonien sich heben wird. In den Verhältnissen des Zwischen- und Binnen handels kommen bedeutsame Verschiebungen je länger je mehr zur Geltung, durch welche eine Anzahl der bestehen- i den größeren Handelsunternehmungen empfindliche Er werbseinbußen erleiden. Alles drängt auf Beseitigung der Mittelglieder zwischen Produzenten und Konsumenten, wo- m die erleichterten Verkehrsverhältnisse vielfach Gelegenheit bieten. Unter Verkennung der hanoelsgeschichtlichen Ent wickelung, ja selbst unserer heutigen Volkswirthschaft geht man vereinzelt sogar soweit, den Zwischen handel überhaupt abschaffen zu wollen und die dem Handel gewidmete Thätigkeit als eine für 'unser Wirthschaftsleben minder werthvolle und thunlichster Ein schränkung bedürftige Thätigkeit zu bezeichnen. Es genügt, thatsächlich zu bemerken, daß unsere gesummten modernen Verkehrsverhältnisse eine Zentralisirung des Binnen- und Zwischenhandels in den Händen weniger großen Firmen nicht begünstigen, daß solche in Wechselwirkung mit der Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit vielmehr die Entstehung zahlreicher mittlen und kleinen Handelsgeschäfte erleichtern, und damit die Selbständigmachung und unabhängige bürgerliche Existenz vieler tüchtigen Einzelunternehmer er möglichen, selbst wenn solchen von Haus aus größere Kapitalien nicht zur Verfügung stehen. Gegenüber der zentralisirenden, kapitalistischen Richtung der großindustriellen Thätigkeit, gegen welche, weil in der modernen Technik begründet, nur in einem beschränkten Maße angekämpft werden kann, erscheint jene individua listische Richtung des Handels und Erwerbs von unschätz barem Werthe. Jedenfalls sind etwa zweidrittel der dem „Handwerkerberuse" angehörigen Kreise durch diese den Kleinhandel erleichternden Verhältnisse seither thatsächlich über Wasser gehalten d. h. in ihrer selbständigen bürgerlichen Existenz erhalten worden und davor bewahrt geblieben, daß sie als Lohnarbeiter in der Großindustrie aufgingen. Die Erwerbsverhältnisse dieser dem gewerblichen Mittelstände angehörigen Existenzen sind keineswegs als glänzende, immerhin aber als auskömmliche zu bezeichnen und jeden falls bessere als diejenigen des Durchschnitts der Fabrik arbeiter. Nur ein sehr kleiner Theil der seitherigen Hand werker kann nach früherer Art fortarbeiten; der überwiegende Theil ist genöthigt, sich dem Kleinhandel zuzuwcnden oder mit vervollkommneten Betriebseinrichtungen „Speziali täten" zu fabriziren. Keine gesetzgeberische oder Verwaltunas- maßregel eines oder mehrerer Staaten wird angesichts der unaufhaltsamen weltwirthschastlichen Entwicklung mächtig genug sein, um dieses Entweder-Oder zu umgehen, zu be seitigen oder in seinen Wirkungen abzuschwächen. Einige Zweige des Großhandels sind unter dem Einflüsse verkehrspolitischer Maßnahmen im Jahre 1884 noch weiter zurückgegangen. So ist der Dresdner Transito- Handel in Kaffee und Zucker unter dem Drucke der direkten Eisenbahntarife, der Wagenladungsfrachten, der österreichischen Zollerhöhungen und Differentialzölle zur fast völligen Be- leutungslosigkeit herabgesunken. In Folge des Postpacket- tarifs ist dafür eine neue vielfach geübte Handelsform, das »genannte „Engrosdetailliren" über das ganze Postgebiet n Schwung gekommen, wodurch die früheren Formen des Grossirens und Detaillirens stark beeinträchtigt wurden. Ls ist uns völlig zweifellos, daß trotzdem der jetzt ange- trebte direkte Verkehr des Konsumenten mit dem Groß- iroduzenten wirthschaftlich falsch ist und daß dergleichen Bestrebungen auf die Dauer keinen Erfolg versprechen. Die Großindu st rie war in den meisten Zweigen voll reschäftigt; eine wesentliche Produktionszunahme ist unver kennbar, Geld für dieselbe zu Neuanlagen und Betriebs erweiterungen flüssig und billig. Eine entsprechende Erhöhung der Unternehmergewinne ist dagegen nicht eingetreten, ebenso wenig als sich das Lohn-Niveau der gewerblichen Hilfsarbeiter erhöht hat. Beides hängt damit zusammen, daß die Geschäfte im Allgemeinen schwieriger, die Spesen und das Risiko größer geworden sind. Trotzdem hat sich das Gesammteinkommen aus selbständigem Handel- und Gewerbe-Betrieb mit der gestiegenen Bevölkerung verinehrt, was die bei den Ein- kommensteuereinschätzungen festgestellten Ziffern — gewerb- lick.es Einkommen im Kämmerbezirke 1882: rund 114 Mill., 1884: rund 116 Mill. Mark — beweisen. Günstiger noch scheint sich das Ergebniß der Einkünfte der gewerblichen Hilfsarbeiter zu stellen, welche in der Einkommensteuer- Statistik unter „Gehalte und Löhne" mitenthalten sind. Voraussetzlich ist die Steigerung der diesbezüglichen Jahres summe von 147 Millionen in 1882 auf 162 Millionen in 1884 zum geringeren Theil auf höhere Gehalte der Staats- und Gemeinde-Beamten oder höhere Löhne der landwirth- schastlichen Arbeiter, vielmehr in ausschlaggebender Weise auf die besseren Gesammteinkommen der Gewerbs-Arbeiter und -Angestellten zurückzuführen. Das Letztere ist aber deshalb anzunehmen, weil bei gleichgebliebenen Akkord- und Zeitlöhnen in der Industrie länger, mehr und besser ge arbeitet worden ist. Der Handwerksbetrieb im engeren Sinne ist andauernd gedrückt, vielleicht mit Aus nahme der tüchtigeren und kapitalkräftigeren Fleischer und Bäcker. Die von dem Boden des Handwerks ausgehende, aus demselben fort und fort in zahlreichen Einzelexistenzen herauswachsende Kleinfabrikation hat namentlich in Dresden und den größeren Mittelstädten eine namhafte Anzahl tüch tigster Vertreter aufzuweisen, welche auch im Jahre 1884 eines guten Einkommens sich erfreut haben. Daß der schon erwähnte Kleinhandel mit Handwerks- und Industrie- Erzeugnissen, ebenso wie der Detailhandel mit Produkten und Konsumtibilien einen besseren Gewinn als angedeutet nicht abwirft, ist zum Theil in dem häufigen Mangel ordnungsmäßiger Verkaufskalkulationen, anderen Theils darin begründet, daß derselbe fast allenthalben stark über setzt und deshalb der Umsatz der Einzelgeschäfte ein zu geringer ist. Trotz dieses Uebelstandes, welcher die angedeutete handelsfeindliche Tendenz zu rechtfertigen scheint, ist die Summe des von der heimischen Industrie fabrizirten Waarenquantums hinter dem Bedarfe keinesfalls zurück bleibend. Die Zahl der erzeugenden Elemente ist groß genug, und die Anbahnung von Maßregeln, um handel treibende Elemente zu produzirenden zu machen, sie aus den Komptoirs, von den Ladentischen oder dem Handels betriebe im Umherziehen in die Werkstätten und Fabriken zurückzuführen, z. Z. vom industriellen Standpunkte aus als dringlich kaum zu bezeichnen. Die Konkurrenz ist viel mehr, wie auf allen vorbesprochenen Gebieten, so auch auf dem industriellen schon jetzt eine sehr große und der er weiterte Abfluß deutscher Waaren nach dem Auslande dringend geboten." Tagesschau. Freiberg, den 13. Juli. Als Freitag Abend der deutsche Kaiser in Ems ausfuhr, warf ein älterer Mann, der in der Schaar der Badegäste tand, einen mit Erde gefüllten Wasserkrug vor sich hin, wobei er einige unverständliche Worte murmelte. Der Krug zerbrach m Scherben, wodurch die Pferde der kaiserlichen Equipage er- chreckt wurden: der Kaiser bemerkte aber den Vorfall gar nicht. Der sofort sistirte Mensch, ein irrsinniger Böttcher meister aus Frankfurt a. O., erklärte im Verhör, er sei mit einer Mission an den Kaiser nach Ems gekommen; er wolle demselben ein Mittel gegen Ueberschwemmungen enthüllen und habe durch Zerbrechen des Kruges sich nur anmelden wollen. Der Irrsinnige wurde in das Hospital gebracht. Am gestrigm Sonntag empfing der Kaiser den aus Bonn in Ems einge troffenen Prinzen Friedrich Leopold von Preußen. Ueber die Weiterreise des Kaisers sind nunmehr folgende Bestimmungen getroffen: Die Abfahrt von Ems nach Koblenz erfolgt am Dienstag den 14. Juli Nachmittags 4 Uhr; Se. Majestät wird bis zum 16. Abends bei der Kaiserin in Koblenz ver weilen und sich dann direkt nach der Insel Mainau begeben, wselbst die Ankunft am 17. Morgens 9 Uhr stattfindet, von wo aus der Kaiser direkt nach Gastein reist. Die Nachricht, daß nach Ablauf des Trauerjahres in Braunschweig dem Schwiegersohn des Großherzogs von Sach sen-Weimar, dem Prinzen Heinrich VII. von Reuß, die Re gentenwürde angetragen wird, gewinnt an Bestand. Wenn sich der Prinz der ihm gestellten Aufgabe unterzieht, wird die braunschweigische Frage für absehbare Zeit in einer Weise geregelt, die als eine sehr glückliche bezeichnet werden kann. Prinz Reuß, der sich lange Jahre im Reichsdienste als Bot schafter in St. Petersburg und Wien bewährt hat, giebt alle Bürgschaften, daß die Regierung in Braunschweig in einem den Interessen des Reiches sowohl als des Landes entsprechen den Sinne geführt wird. Ein Londoner Blatt bringt einen eigenthümlichen Beweis für die Erbitterung des vom Braun schweiger Thron ausgeschlossenen Herzogs von Cumberland gegen Preußen. Derselbe hat die Lieferung des beim Bau seiner großartigen Treibhäuser in Gmunden nöthigen Eisen werks einer Leipziger Firma übergeben mit der ausdrücklichen Bedingung, daß die bei deren Herstellung zu verwendenden Arbeiter keine Preußen seien; der beaufsichtigende Ingenieur aber durfte nicht einmal seine Ausbildung in Preußen em pfangen haben! Nach einer Berliner Meldung beträgt die Zahl der aus den östlichen Provinzen Deutschlands ausgewiesenen russischen und österreichischen Unterthanen jetzt rund 30000. Davon hat thatsächlich erst ein kleiner Theil Deutschland verlassen, die Mehrzahl aber längere Frist; bei Vielen schwebt auch das Ver fahren noch. — Infolge der Exzesse bei dem Turnfest in dem elsässischen Ort Rappoltsweiler sind der dortige Verein „Alsatia" und der Verein „Olympia" in Mülhausen, von welchen drei Mitglieder während der Nacht eine deutsche Fahne aus einem Privatgarten vom Baum herabgeholt, mit genommen und später verbrannt haben, durch Verfügung des Ministeriums aufgelöst worden. — Ueber die angeblich in Wiesbaden ausgebrochene Typhusepidemie berichtet der dortige Polizeipräsident Or. v. Strauß: „Nachdem der erste Bürger meister Herr Or. v. Jbell in der öffentlichen Sitzung des Ge meinderaths eine Erklärung darüber abgegeben hat, daß und in welcher Ausdehnung hier Erkrankungen an Typhus vor gekommen sind, halte ich es für zweckmäßig, um falschen Ge rüchten entgegenzutreten, nachstehend die Zahlen über die an gemeldeten Erkrankungen zu veröffentlichen. Bis zum 30. Juni d. I. waren im Ganzen 62 Typhusfälle gemeldet. Es wurden dann weiter gemeldet: bis zum 1. Juli 19 Fälle, 2. Juli 29, 3. Juli 36, 4. Juli 69, 5. Juli 70, 6. Juli 62, 7. Juli 65, 8. Juli 34, 9. Juli 26 Fälle. An Todesfällen sind bis jetzt im Ganzen 6 gemeldet. Fortab werde ich bis auf Weiteres täglich die gemeldeten Erkrankungs- und Todesfälle in sämmt- lichen Tagesblättern veröffentlichen." Die Behauptung des „Pester Lloyd", die ungarische Regierung habe der österreichischen am 20. Juni den Vorschlag zu einer zollpolitischen Einigung vorgelegt, wird von dem offiziösen Wiener „Fremdenblatt" entschieden bestritten. Dieses ministerille Organ versichert, daß die österreichische Negierung keine solche Note wegen einer Zollunion mit Deutsch land gerichtet habe. Der Jrrthum kläre sich dadurch aus, daß die ungarische Regierung bereits viel früher einen hierauf be züglichen Schriftwechsel mit dem Minister des Auswärtigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite