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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820810
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-10
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.08.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redete« Jnlin» Brau« i» Freiberg. - II — 34. Jahr-,«-. . > t Erscheint jeden Wochmtag Abend« S Uhr für den Inserate werden bis Vormittag« 1l Uhr angenvm- - 184. Donnerstag, de» 10. August. 1882. Die große liberale Partei. Der Führer desjenigen Flügels der Fortschrittspartei, den man als den gemäßigten zu bezeichnen Pflegt, Professor Hänel, befürwortete bekanntlich jüngst in einer Rede zu Neumünster das Zusammengehen der drei liberalen Fraktionen bei den bevorstehenden Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus«:. Seine Rede hat in den weitesten Kreisen Beachtung gefunden. Man will in ihr einen be deutsamen Schritt vorwärts zur Verwirklichung eines längst gehegten Wunsches zahlreicher Politiker zur Ent stehung einer großen einheitlichen liberalen Partei erblicken. Es ist also wohl nicht nur der sommerlichen Stille zuzu- schrciben, wenn das Vcrhältniß der drei liberalen Parteien zu einander in den Vordergrund der Diskussion getreten ist. Die Sache hat namentlich im Hinblick auf die preußischen Wahlen in der That eine kaum zu hoch zu veranschlagende Bedeutung. Jede Gelegenheit, das Ber- hältniß der einzelnen Parteien zu einander zu klären, muß freudig begrüßt werden. Freilich können wir in die Jubelgesänge, welche nach der Hänel'schen Rede von einzelnen Preßorganen ange stimmt wurden, nicht mit einstimmen. Es ist Thatsache, daß diejenigen Führer der Fortschrittspartei, welche den meisten Einfluß in ihrer Fraktion besitzen, mit Hänel nicht einverstanden sind. Hat doch Herr Virchow in seiner Antipathie gegen jede Vereinigung bereits ein neues Schlag wort erfunden, indem er jüngst ausrief: Fort mit den, Dämmerungs-Liberalen! Die agitatorische Verwend barkeit dieser schönen Wortbildung erkennen wir an, fänden aber trotzdem keine Veranlassung, ihr unsere Aufmerk samkeit zuzuwcnden, wenn sie nicht mit aller nur wünschcns- wcrthcn Klarheit erkennen ließe, wie von dieser Seite die gegenseitige Unterstützung der liberalen Parteien aufgcfaßt wird. Der Hauptvorzug dieses Ausdrucks liegt nämlich darin, daß er Jedem anhcimstellt, in der Reihenfolge von links nach rechts ganz nach Belieben den Punkt zu bestimmen, von welchem seiner Meinung nach die Dämmerung anfängt. Die Unterstützung links stehender Kandidaten wäre jedenfalls nach Virchow für jeden liberalen Mann Pflicht, während ihm vollste Abso lution ertheilt würde, wenn er Alles im Stiche ließe, was in dem rechts von ihm liegenden Dämmerungs-Liberalismus befangen ist. Sehr richtig bemerkt dem gegenüber die nationalliberale Korrespondenz: „Jeder politische Stand punkt, der in patriotischen Absichten und nach gewissen hafter Ueberzeugung mit billigenswerthen Mitteln vertreten wird, hat seine relative Berechtigung. Und so können wir uns mit Herrn Hänel sehr wohl auf der Basis gegenseitiger Anerkennung verständigen, während uns eine Verständigung mit anderen Politikern (vom Schlage Virchow, Eugen Richter rc.) ganz unmöglich erscheint." Auch wenn die Fortschrittspartei nicht schon Front gegen Hänels Aeußerungen gemacht hätte, möchten wir bezweifeln, ob ein Zusammengehen der drei liberalen Parteien bei den preußischen Wahlen wirklich möglich ist. Ein solches Zusammengehen wäre denkbar, wenn sich ihre Führer über die Aufstellung von Kandidaten einigten und die Wähler dann einfach ausführten, was die Führer in Berlin oder in den Provinzial-Hauptstädtcn beschlossen. So aber liegen die Dinge nicht. Die lokalen Wähler schaften sind's, welche die Kandidaten aufstcllen. Sic lassen sich von auswärts nicht vorschreiben, ob sie aus taktischen Gründen für diesen oder jenen Mann stimmen sollen. Wer ihnen das zumuthen will, kennt eben das Selbständigkcitsgefühl der lokalen Wählerschaften zu wenig. Sobald aber die Entscheidung bei den Wahlen in den Händen der erwähnten lokalen Wählerschaften liegt, darf man auch annehmen, daß diese sich auf Tauschgeschäfte — wonach die eine Partei die andere unterstützt, um ander wärts Gegendienste zu empfangen — nur selten einlassen werden. Jede Partei, die im Wahlkreise einen geeigneten Kandidaten weiß, wird zunächst diesen ausstellen und durchbringen wollen. Es darf dies bei den heutigen Verhältnissen einer Partei auch kaum verargt werden, denn die gegenseitige Verbitterung ist, Dank der Wirksamkeit gewisser Kammer- redncr und den Hetzereien einzelner Zeitungen, so groß geworden, daß in vielen Fällen Fortschrittler erklären, nicht für einen National-Liberalen stimmen zu können, während Letztere wiederum anderwärts oft in die Lage kommen, einem Fortschrittler die Stimmen zu verweigern. So würde denn die Proklamirung des Zusammengehens der drei liberalen Fraktionen wahrscheinlich nur die Folge haben, daß — wie die Erfahrung bei früheren Wahlen gezeigt hat — neue Zwistigkeiten und Anschuldigungen wegen verweigerter Unterstützung entstehen würden und daß schließlich vielleicht jede Fraktion glaubte, sie sei bei dem Wahlbündniß zu kurz gekommen. Man bekämpft sich nicht Jahre lang in der Presse und geht nicht bei wichtigeren Abstimmungen in der Volksvertretung aus einander, um dann ohne alle Schwierigkeiten ein Wahl- bttndniß abzuschlicßen. Mit der großen liberalen Partei in den Wahlkreisen wird cs also kaum etwas werden. Fortschrittspartei und Sczcssionistcn mögen getrost Zusammengehen, sie gehören I zusammen; die fortschrittlichen und die national-liberalen Wähler aber werden sich in vielen Wahlkreisen schlecht vertragen. Etwas Anderes wäre es, wenn die Einigung d a versucht würde, wo sic allein mit Aussicht aus einigen Erfolg in's Werk gesetzt werden kann: im Parlament. Dort hat man es nicht mit so vielen Köpfen zu thun und taktische Erwägungen können sich noch am leichtesten Geltung verschaffen. Uebcr dieses Kapitel sprechen wir ein ander Mal. Tagesschau. Freiberg, den 9. August In der egyptischm Frage hören die Ucberraschungen nicht auf. Bekanntlich brachte dieser Tage die „Times" eine Meldung, wonach Said Pascha dem Lord Duffcrin das Versprechen ertheilt habe, die türkischen Truppen würden nicht nach Egypten gehen, bevor ein Einvernehmen zwischen England und der Pforte erzielt sei. Ein solches Versprechen würde neuerdings den Beweis Herstellen, daß die orientalische Politik in ihren Wendungen aller Logik spottet. In ihrem Rundschreiben vom 2. August hat die Pforte ausdrücklich erklärt, daß sie die Forderungen Englands nicht akzcptiren könne, daß sie die Proklamation gegen Arabi Pascha bis zur Landung der türkischen Truppen in Egypten vertagen müsse, und daß es den Souveränctätsrechten des Sultans widerspreche, die in Egypten operirenden türkischen Truppen unter eng lisches Oberkommando zu stellen. Nun aber soll Said Pascha ein Versprechen ertheilt haben, welches wenigstens eine ebenso große Nachgiebigkeit von Seite der Pforte ausdrückcn würde, wie dies bei der direkten Anerkennung der englischen Forderungen der Fall gewesen wäre. Ja noch mehr! In der am 7. d. stattgefundenen Sitzung der Konferenz erklärte der türkische Minister des Aus wärtigen, Said Pascha, die Pforte stimme voll ständig den Klauseln und Bedingungen der Note der Botschafter vom 15. Juli bei und die türkischen Bevollmächtigten unterzeichneten das dies bezügliche Protokoll. Said Pascha theilte ferner mit, die Proklamation und Erklärung Arabi Paschas als Rebell sei bereits abgesatzt, er werde die Uebersetzung derselben wahrscheinlich am Donnerstag borlegeu. Eine solche Nachgiebigkeit seitens der Pforte kommt uner wartet. Der Sultan mag allerdings genügenden Grund haben, um einem Konflikte mit England aus dem Wege zu gehen. Er muß fürchten, daß ein solcher Konflikt das Verderben für das türkische Reich in Europa hcrbeiführcn werde. Den Glaubenskrieg zu proklamiren, dazu hat offenbar die Türkei nicht die nöthigc Energie. Zudem kann sie aus den Kassen ihrer europäischen Rathgeber nicht die Mittel schöpfen, welche für einen regelrechten großen Krieg nothwendig sind. Auch scheint die Konferenz mit einiger Acngstlichkeit an die Konsequenzen zu denken, welche ein englisch-türkischer Krieg im Gefolge haben müßte. Nun entsteht allerdings die Frage, was die europäische Diplomatie denn mit den Anstrengungen erreicht hat, die darauf berechnet waren, England aus dem Sattel zu heben. In dem Augenblicke, wo das Ministerium Glad stone die Einwendungen, Winke und Stimmungen, den Haß und die Liebe der europäischen Diplomatie nicht länger berücksichtigte, in diesem Augenblicke war es auch Herr der Situation. Nach der letzten Erklärung Said Pascha's in der Konferenz hat die Türkei förmlich kapi« tulirt und der englischen Politik zu einem vollständigen Triumph verhalfen. — Ein Jrade des Sultans ermächtigt die türkischen Konfcrenzdclcgirten, Said Pascha und Assim Pascha, der Herstellung eines internationalen Ucber- wachungsdienstes auf dem Suezkanal zuzustimmcn und die Politik des Sultans in Egypten durch eine Proklamation kund zu thun. Vom Ministerrathe wurden für Serwer Pascha, als den für Egypten bestimmten türkischen Kom missar, Instruktionen erlassen. — Derwisch Pascha, Kom mandant der egyptifchcn Expeditionstruppen, und sein Gcneralstab, sowie Serwer Pascha, erster, und Lebi Effendi, zweiter außerordentlicher Kommissar sür Egypten, sollten am Abend des 7. d. mit der Dacht „Stambul" nach Alexandrien abgehen. Die Dacht „Jzzedin" begleitet die selben. — Die Truppen Arabi Paschas sind mit der Er richtung von Verschanzungen zwischen Abukir und Ramleh und an dem westlichen Ufer des Kanals beschäftigt. Am 7. d. näherte sich ein mit Truppen Arabi Pascha's und Fcllah's besetzter Eiscnbahnzug der Station Millaha in der offenbaren Absicht, die Eisenbahnlinie dort zu zer stören, die englischen Geschütze nöthigten die Egypter, diese Absicht aufzugcben und sich zurückzuziehen. — Der Khcdivc hat ein Schreiben an Raghel Pascha gerichtet, in welchem das cgyptischc Ministerium aufgefordert wird, sich unter seiner Zeit näher scstzustellendcn Bedingungen in gerechter Weise und unter Rücksicht auf die Hilfsquellen des Landes bereit zu erklären zur Entschädigung Aller, die durch die Massakrcs und durch die Einäscherung von Alexandrien zu Schaden gekommen sind. Raghcl Pascha wird aufgefordert, dem Khcdivc die diesbezüglich vorzu schlagenden Maßregeln mitzuthcilen und die Absichten des Khcdivc zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Der deutsche Kaiser trifft heute Mittag in Ischl ein und wird im Hotel Kaiserin Elisabeth absteigen. Die Begegnung mit dem Kaiser Franz Joseph erfolgt in Ebenste, wohin ihm Letzterer entgegenreist. Nach stattge habter Begrüßung setzen die Monarchen die Fahrt nach Ischl fort. Die Erzherzogin Valerie wird diesmal dem deutschen Kaiser offiziell vorgestellt werden und auch der Festvorstcllung im Theater am heutigen Mittwoch beiwohnen. Die Abreise des Kaisers Wilhelm nach Potsdam erfolgt am Donnerstag Nachmittags 2 Uhr. Am Sonntag kommt der König von Serbien in Ischl an. — In der gestrigen zahlreich besuchten Sitzung der vereinigten Komitees der freikonscrvativen Partei von Barmen und Elberfeld wurde einstimmig beschlossen, an den von den Einzel-Vor ständen aufgestellten Kandidaten für das Abgeordnetenhaus, dem bisherigen national-liberalen Abgeordneten, Handels kammer-Präsidenten Strücker - Elberfeld, und Missions- Inspektor Or. Fabri-Barmen festzuhalten. Nach einer österreichischen Meldung wurden gestern in Triest drei Mctzgergesellen verhaftet, von denen der eine am 2. August die Bombe geworfen haben soll. Die drei Verhafteten sollen zusammen 20 Gulden als Be lohnung erhalten haben. Uebcr die Berthcilung geriethen sie in Streit, worauf die zwei Komplizen den Bomben- wcrscr dcnunzirten. Die Bestätigung dieser Angaben bleibt abzuwartcn. — Was darüber verlautet, daß die italienische Regierung in Wien ihr Bedauern über die Tricstiner Vorfälle ausgcdrückt und daß auch König Humbert an den Kaiser ein in diesem Sinne gehaltenes Telegramm gerichtet habe, ist unrichtig. Die Vorfälle in Triest konnten weder von Wien noch von Rom aus zum Gegenstände einer österreichisch-italienischen Besprechung gemacht werden. Es ist ja noch nicht einmal cruirt, ob der Nichtswürdige, der die Petarde geworfen, ein Italiener oder ein Tricstiner sei. Es konnte daher ebensowenig ein Anlaß für ein österreichische Reklamation, wie sür eine italienische Acußcrung vorlicgcn. Die Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien sind aber so freundschaftliche, daß sie unter Er-
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