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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 20.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192006207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19200620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19200620
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Amtliche Fremden- und Kurliste, Nr. 25
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1920
- Monat1920-06
- Tag1920-06-20
- Monat1920-06
- Jahr1920
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für die Amishauptmannschasten Dresden-Altstadt «ad Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden und für die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Lanbcgast, Dobritz, Wachwitz, Niederyoyritz, Hofterwttz, Pillnitz, Weitzig, SchSnfel» Publikations-Organ und Lokalanzeiger für Löschung, Rochwitz, Bühlau, die Lötznitzgemeinden, Dresden-Striesen, -Neugruna und «Tolkewitz DrnN, »nb Mer»«,: Etb,»»»M«ich»r»«arrrt »b MrrU»,»«»st«it Her»«»« Mr»»r ck T«. Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: durch die Post viertelt. 6— ausschließlich Bestellgeld; durct» fjoten frei ins Haus vierteljährlich 9 —, monatlich 3.—; bei Avyolung in der Geschäftsstelle vierteljährlich 8 40, monatlich 2.80. Dlasewitz Sonntag, 2V. Juni 1920. lAnzeigen-Prets. die 6gespaltene Grundzeile oder deren Aaru» 1.— Mark, im Textteile die Zeile L50 Mark, für Tabellen- uÄ I schwierigen Saß 50 »/o Aufschlag. ßAnzeigen-Annahme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr Die Politik der verflossenen Woche. Während de? ganzen Woche hatten wtt sine Minister krise und «Ehrend diese Heilen am Freitag geschrieben wur den, war sie noch nicht beendet, dürste sie aber jetzt durch Neu bildung des Kabinetts unter Führung des Zentrumsabgeord- ncten Fehrenbach einstweilen erledigt fein. Am verflossenen Sonntag hatte d-r Reichspräsident dem Vorsitzenden der Deutschen Volkspartei, Staatsm knister a.^k. Dr. Heinze, die KabinettsbiL-ung, übertragen, derselbe mußte aber sein Man dat wieder in die Hände des Reichspräsidenten zurückgeben, weil die Sozial-emokraten nicht in der Lage waren, die Deutsche Volkspartei zu unterstützen. Nunmehr übernahm der 2lbg- Trim'boan die Kabinettbildung und wollte dm -eut- ichen GeschäftSlrälFer in Paris, Dr. Mayer, als Reichskanzler haben. Dieser lehnte aber ab und schließlich griff man wieder auf Fehrenbach zurück. Inzroischen hatte man auch wieder mit der Deutschen Voltspartei verhandelt, lieber die stattgehab- ren VerhMldlungen muß man der Klarheit halber noch einige Sorte verlieren. Der klaren Entscheidung, die die Ausein andersetzung zwischen dem bisherigen Reichskanzler Herrn Müller und dem führenden Unabhängigen Crispien gebracht bar und der unzweideutigen Erklärung, vor die sich die sozial demokratische Fraktion durch den Schritt des Abgeordneten Dr. Heinze gestellt sah, ist ein ^Zwischenspiel gefolgt, daS an Klarheit zu wünschen übrig ließ. Am Mittwoch ging durch einen Teil der Berliner Presse die Behaupiung, cs sei durch die Bemühungen des Abg. Dr. Trimborn eine Regierungs- vil-ung zwischen dem Hentrum, der Demokratischen Partei uni der Deutschen Bolkspartci zustande gekommen. Diese Meldung war unzutreffend. Da es sich hierbei um Fragen handelt, die für die Deutsche Volkspartei grundsätzlicher Na tur sind, so verdienen die Vorgänge eine nähere Beleuchtung, gleichviel, welches die weitere Entwicklung sein wird. Die Bemühungen des Abg. Dr. Trimborn liefen am Mittwoch darauf hinaus, die Deutsche Volkspartei für ein Zufammeu- iichen mit der Demokratischen Partei und dem Hentrum zu gewinnen, und zwar auf Grund der Zusicherung, -atz für das Ministerium des Auswärtigen Amtes und für daS Reichs- wirtschaftsmtnislerium Fachleute in Aussicht genommen seien und daß ein weiteres RegicrungSamt, das Reichsjustizmini- sierium, mit einem Politiker der Deutschen Volkspartei besetzt werden sollte. Auch die Fachminister wurden der Deutschen Volkspartei ,/gnhgeschrieben", da sie ihr angeblich nahestanden. Im iibrigcrr wies die Liste, die Herr Trimborn zusammen- gestellt hatte, tm wesentlichem Anhänger des Hcntrums und der Demokrattschen Partei auf. Die Deutsche Volkspartei iah sich autzerstarrde, auf diese KonibiNation einzugehen. Sic hat stets betont, daß sie zur positiven Dlibarbeit unter bestimm ten Voraussetzungen bereit sei, daß sie indessen zweideutig« Lösungen nicht zu decken vermöge. Eine solche Löfirng war die Kombination, die a.nl Pttttwoch austauchte. Es läßt sich der Fall denken, daß man ein Arbeitsministerium ans lauter Fachleuten zufammensetzt. In diesem Falle müßten» sämtliche Parteien, die dieses AvbeitSministerium unterstützen, in der Regierung durch polrtiische Minister ohne Portefeuille gleich mäßig vertreten sein. Wird aber ein parteipolitisches Kabi nett gebildet, so ist es selbstverständlich, daß alle daran be teiligten Parteien auch gleichberechtigt vertreten sind. Ein im» übrigen parteipolitisch zusammengesetztes Kabinett, in dem man der Deutschen Volkspartei zwei Fach Minister „gut- ichrclbt" und außerdem einen politischen. Minister zubiüigt, wäre eine Halbheit gewesen, deren Kosten allein die Deutsche Volkspartei zu tragen gehabt hätte. Es wäre ihr unmöglich gewesen, ihren Einfluß in dem Kabinett so zur Geltung zu bringen, daß sie auch die Verantwortung tragen könnte. Die konnte sich deshalb nicht durch die Beteiligung «ines ihrer po litischen Führer in dem Kabinett für eine Politik verantwort lich machen lassen, deren Kurs im wesentlichen die beiden andern Parteien, kraft ihres Urberg«wichtes istr Kabinett be stimmt hätten. Aus diesen Gvünden ist die Deutsche Volks- rartei am Mittwoch auf die damals gegebene Kombination nicht «ingegangen. Das Angebot, das sie am Donnerstag erhielt, ging dann auch von ganz anderen Voraussetzungen ans und führte zu der bekannten Erklärung der Deutschen Volkspartei. Genannt« Partei ist bereit, an dem Wieder- ensbau des Dcntschen Reiches mitzuarbciten, ohne jedoch ihre Grundsätze aufzugobcu — Auf den 24. Juni hat Präsident Fehrenbach den ersten Reichstag der deutschen Republik ein berufen. Ein Gedenktag, denn am 24. Juni 19l9 wurde der Frieden von Versailles, den am 12. Mat die Nationalver sammlung einmütig für „unannehmbar" erklärt h^tte, nun boch von ihr angenommen. Mit Beschämung und Grimm denken wir an all die Leiden, die Deutschland seitdem hat er dulden müssen. Unsere Regierung hatte -en Vertrag untcr- ichrieben und sich dadurch auch jedes Rechts begeben, über seine Ausle.iung mitzusprecheu und so kamen immer neue Härten hinzu, die vollständige Auslieferung der Handels- ilottc, die Vernichtung jedes Luftverkehrs, die Schwierigkei ten, die man -en Deutschen im Verkehr mit -en früher feind lichen Staaten machte. Nur in den Fällen, die jedem bisher unter Kulturvölkern herrschenden Brauch gar zu schroff wider- ivrachcn, hatte die Bewegung des deutschen Volkes doch einen Erfolg. Niemand spricht mehr vom Prozeß gegen den Kaiser, die Zumutung, daß die deutsche Regierung auf leere Beschul digungen hin deutsche Staatsbürger fremder Rachsucht aus liefern sollte, mußte zurückgenommen werden, und neuerdings oeginnt man endlich mit dem Abmarsch der schwarzen Truppen aus den besetzten Gebieten. Aber gernde die Lage in diesen hat sich in diesem Fahre keineswegs zum Besseren gewandelt. Und nun droht in Spa ein neues Versailles. Wieder wird Deutschlands Vertreter vorgekaden, um das Urteil in Empfang zu nehmen. Was man voll seiner Teilnahme an den Verhandlungen wißen wollte, war Erfindung, um unserer bisherigen Regierung einen kleinen Erfolg zu verschaffen. Ulld Herr Hermann Müller sah mit wenig Freuden diesen DaMn im Spa entgegen. Er kann sich unmöglich über seine mangelnde Gewandtheit im diplomatischen Verkehr getäuscht haben. Ihm» kann man daraus ja weniger einen Vorwurf machen, der Vorwurf dvisft aber mit aller Schärfe ein System, das prahlt, jeden Tüchtigen an seinen Platz stellen zu können und das tatsächlich zu allerletzt nach den wirklich in Betracht kommenden Eigenschaften fragt. Wenn nur Partei und Ge werkschaft zufrieden sind. «Und um was wird es sich in Spa handeln? Ein holländisches Blatt glaubt zu wissen, daß es gilt, die deutsche Finanz- und Steuerpolitik unter die Kon trolle der Entente zu stellen. Der Frie-ensoertraq gibt ihr ohne Zweifel das Recht dazu. Es wurde schon, als das Reichs- notvpfer zuerst gefordert wurde, daran erinnert, -aß seinen gesammelten Ertrag die Entente, wenn es ihr paßte, ttn- stecken könnt«, ohne daß Deutschland widersprechen dürfte. Damals war Erzberger Minister, und er lehnte solche törich ten Bedenken mit seinem breiten Lachen ab. Er ist nicht mehr Minister, aber stfin Werk besteht, eine Steucrpellitik von noch nicht dagewesener Verworrenheit. Glaubt die Entente, sie in Ordnung bring«« zu müssen? Die „Frankfurter Zeitung»" erklärt den Gedanken zwar für „indiskutabel", aber an wie vieles haben mir uns nicht .gewöhnen muffen, was vor einem Jahre nicht nur für indiskutabel, sondern geradezu für un denkbar -gatt! Seit am 24. Firns 1919 -re Mehrheit der Na tionalversammlung dem Friedensantrage zugestimmt hat, haben wir eben ausgehört, einen eigenen Willen zu besitzen. Daran sollte man in jedem Augenblick denken, auch vor allem in der Stunde, in der der Reichstag mit den üblichen großen Worten eröffnet werden wird. Frankreichs Gewaltpolitik iw Rheinland und die Folgen derselben. Tas Vorgehen der Franzosen in der von ihnen besetzten Zone läßt sich nunmehr etwas deutlicher überschauen. Was von Anftrng an vermutet wurde, findet offensichtlich seine Bestätigung, daß nämlich Las Vorgehen der Franzosen eine Maßregel gegen die Tätigkeit des Heimatdienstes aufzufassen ist. dem sie Ziele unterschieben die er tatsächlich nicht verfolgt. Sie sehen in dieser Organisation, die der Erhaltung des Deutschtums im besetzten Gebiet dient, alldeutsche Bestrebun gen. Es ist lein ,stveifel, daß die Franzosen ganz genau wissen, daß der Heimatdienst die Ziele einer rheinischen Re publik bekämpft, und daß sie in dem Heimatdienst also einen Widersacher ihrer Rheinlandpolitik treffen können. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt die Verhaftung von Arbeiter führern und Sekretären, die vielfachen Haussuchungen, die Anhängigmachung vor -em Kriegsgericht und die Zeitungs verbote eine ganz besondere Beleuchtung. Von allem wird die Behauptung der Franzosen, daß es sich um eine politische Angelegenheit Handls — es kam das erst eben in ihrer zweiten Mitteilung wieder, wo sie osten zugeben, daß cS sich um Dinge des Heimatdienstes drehe —, widerlegt. Das Material haben die Franzosen bei ihrem überraschenden Vorgehen in Frank furt durch Haussuchungen gewonnen, und auf Grund dessen jetzt ihre Aktion begonnen, die nur als ein ganz breit aufge bautes durchorganisiertes und systematisches Vorgehen bezeich net werden kann. Es liegen «och nachstehende Meldungen vor: Ludwigshafen, 18. Juni. Heute in den frühen Morgenstunden wurden von der französischen Besatzungs behörde neue Verhaftungen von Arbeiterführern vorgenom- men. Verhaftet wurden Stadtrat und Arbeitersekretär Rau schert, S. P. D., Stadtrat Metallarbeiterverbandsbeamter Fi scher, S.P. D., Stadtrat und Eisenbahnerverbandsbeamter Baum, U.S. P. D. Sie wurden in Autos aus der Stadt weg geführt. Heute früh ist eine größere Kavallerieabteilung mit Maschinengewehren in Ludwigshafen eingerückt. Die Lage hat hiernach weitere Zuspitzung erfahren. Mannheim, 18. Juni. Der Aktionsausschuß der Pfälzer Arbeiter- und Angestelltenschaft erklärt in einem Aufruf an dte Bevölkerung -er Pfalz, daß alle Versuche, die Inhaftierten gegen Stellung weitestgehender Bürgschaften sreizubekommen, von -en Franzosen abgelehnt worden feien. Für die Pfalzbewohner gebe es nicht anderes mehr, als -urch eine einheitlich geschloffene Kundgebung den Besatzungs behörden gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß fte nicht gewillt sind, derartige Maßnahmen widerstandslos sich ge fallen zu lassen. Die Arbeiter- und Angestelltenschaft habe deshalb beschloßen, am Freitag nachts 12 Uhr bis einschließlich Sonnabend nachts 12 Uhr die Arbei! ganz ruhen zu lassen. Diese Kundgebung soll den Zweck erfüllen, nicht nur die Augen Deutschlands, sondern ganz Europas auf die uner träglichen Verhältnisse, wie sie durch die Besetzung insbeson dere in -er Pfalz hervorgerufen worden sind, hinzulenken. Die Franzosen begründen die Verhaftung mit Spionage und Organisation eines Aufstandes gegen dte Besatzungsbehörden, wofür dte Militärgerichte die Beweise in den Händen hätten. Straßburg, IS. Juni. Die Eisenbahn- und Post beamten sowie die übrigen Staatsbeamten Elsaß-Lothringens haben nachdrücklich Protest erhoben gegen den Beschluß des französischen Ministerrates, wonach den Beamten nicht nur das Streikrecht, sondern auch das Koalitionsrecht abgesprochen wird. Sie weisen -graus hin, -atz daA französische Joch dem Begriff der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Hohn spreche. Saarbrücken, 19. Juni. Gestern vormittag fand auf der Bergwertsdirektion Saarbrücken zwischen Vertretern der französischen Bergverwaltung und -er Beamten- und Ange stelltenschaft eine Besprechung statt. Die französische Berg verwaltung erklärte, ihre Regierung habe ihr den Befehl erteilt, vom 1. Juli ab die Frankrechnung einzuführen. Dem entsprechend wolle man auch dte Beamten und Angestellten von diesem Tage ad in Franken auszahlen. Eine bereits vorgelegte Besoldungstabelle in Franken wurde den Ver tretern bekanntgegeben. Die Vertreter der Beamten und An gestellten legten gegen diele Maßnahme schärfsten Protest ein un- sprachen der Verwaltung je-es Recht ab, derartige Pkatz- nahmen zu treffen. Sie erklärten, daß sie auf Grund der vereinbarten Gehaltssätze in Mark in ihren Dienst eingetreten seien und die Verwaltung rechtlich -ie Verpflichtung habe, dabei zu bleiben. Die Vertreter erklärten weiter, über diele grundsätzliche Frage nicht verhandeln zu können. Sie müß ten wenigstens acht Tage Zeit haben, um mit -er Beamten schaft Rücksprache zu nehmen. Daraus wurde die Besprechung einstweilen vertagt. Roch keine endgültige Klärung. Von tnnerpolitischen Vorgängen ist Neues bisher nicht zu melden. Die Entscheidung über die nächste Zukunft liegt augenblicklich bei den Demokraten, die am Freitag morgen zu einer Fraktionssitzung zusammengetreten sind, ihre Beratun gen bisher aber noch nicht abgeschlossen haben. Für -te De mokraten liegt die Schwierigkeit darin, daß sie sich durch die Erklärung Dr. Petersens einigermaßen festgelegt haben und nun den Uebergang zur gemeinsamen Hrrsammenarbeit mit Hentrum un- Deittfcher Volkspartei nicht finden. Man glaubt aber in parlamentarischen Kreisen nicht, daß die Demokraten es darauf ankommcn lassen können, -ie Möglichkeit eines solchen Blockes der Mitte scheitern zu lassen. Nebenher gehen die Besprechungen Fehrenbachs auch mit den Sozialdemokra ten weiter, die jetzt wohl en-gültig ein Wiederaufleben der alten Koalition adgelehnt haben, die aber dafür gewonnen werden sollen, daß sie in der ersten Abstimmung nicht gegen die Vertrauenskundgebung stimmen. Wie man aus Berlin meldet, tritt heute, Sonnabend, vormittag 10 Uhr die Demo kratische Partei zu einer neuen Sitzung zusammen, so da« dann Entscheidung fallen dürfte, ob die Demokraten sich an der Regierung beteiligen oder nicht. Im Zentrum herrscht große Erbitterung über das Verhalten der Demo kraten un- man ist der Ansicht, daß, wenn die Demokraten eine Beteiligung an der Regierung ablehnen, Fehrenbach sein Ddandat in die Hände des Reichspräsidenten zurückle gen soll. Das Zentralkomitee der Unabhängigen Sozial demokratischen Partei Deutschlands begründet in einem langen Aufsatz seine Weigerung, an der Neubildung der Regierung in irgend einer Form tetlzunehmen. ES beschul digt die bisherige Koalitionsregierung des Okmkelspiels ge genüber Len Errungenschaften -er Revolution, und führt aus, daß einige unabhängige sozialdemokratische Minister auf kei nem der für die Partei wichtigen Gebiete etwas Durchgreifen des erreichen könnten. Auch eine bloße Koalition mit -en Rechtsfozialisten käme für die Unabhängigen nicht in Bee tracht, solange deren Gewerkschaftsführer mit ihrer Politik der Arbeitsgemeinschaften der kapitalistischen Produktion gol dene Brücken bauten, so lange deren politische Führer an der formalen Demokratie und an der Koalitionspolitik festhiel ten. Die rechtssozialistische Partei wird dafür verantwortlich gemacht, daß es immer wieder zu Blutopfern, zu Nöten und Entbehrungen für das deutsche Proletariat gekommen sei. Dieser kapitalistischen Regierung gegenüber würde die U.S. P.D. innerhalb un- außerhalb des Parlaments in entschiede ner Kampfstellung verharren, wie sie die Diktatur -eS Prole tariats aufrichten könne. — Dazu meldet man noch aus Ber lin: Der „Vorwärts" setzte sich in längeren Ausführungen mft der heute früh veröffentlichten Erklärung -er „Freiheit" „Warum geht die U. S. P. D. nicht in die Regierung" ausein ander. Insbesondere wendet er sich gegen die Behauptung, daß in Deutschland eine Koalitionsregierung auf die Dauer unmöglich sei, -ie sich aus Vertretern der kapitalistischen Klaffe und aus Vertretern der Arbeiterklasse zusammenfetze, un stellt demgegenüber fest, daß in Deutsch-Oesterreich die So zialdemokraten, die dort den Unabhängigen sehr nahestehen, sogar mit christlichsozialen Antisemiten in einer Regierung sitzen, weil unter den gegebenen tollen Verhältnissen eine andere Regierungsbildung eben nicht möglich sei. Die Aus einandersetzung schließt mit folgenden Worten: „Die U.S.P. , hat bei einem Teil -er Arbeiter Vertrauen gefunden, aber sofort bewiesen, -aß sie dieses Vertrauen nicht verdient. Die Arbeiter haben ihr Mandate gegeben und sie sagt kläglich: „Ich kann damit nichts anfangen". Die Arbeiter aber zucken die Achseln un- sagen: „Einmal und nicht wieder." Heute liefen noch nachstehende Meldungen ein: Berlin, 19. Juni. Die Vertagung der Entscheid»»« der Krisis wurde Lurch die Demokraten veranlaßt. Die Aus sprache. die sie gestern vormittag hatten, war sehr lebhaft. Einer ihrer Vorschläge lief laut „Berl. Tgbl." darauf hinaus, daß sie, die Demokraten, nicht selbst in das Kabinett eintreten, dafür aber sich verpflichten, einem aus Hentrum und deutscher Volkspartei gebildeten Kabinett unter Wahrung ihrer poli- tischen Grundsätze ihre parlamentarische Unterstützung -u leihen. Diesen Vorschlag erklärten die Herren Fehrenbach und Trimborn unter keinen Umständen annehmen zu können. Sie rvürden nicht mit -er deutschen Volkspartei allein eine
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